St. Franziskus
St. Franziskus | |
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Art des Denkmals: | Baudenkmal |
Standort: | Franziskusstraße 18 |
Stadtteil: | Bismarck |
Baujahr: | 1903-1904 |
Seit wann in Denkmalliste: | 23.08.1993 |
Bemerkung: | Architekt: M. J. Scherer, Gelsenkirchen |
Dokument der Denkmalbehörde: | A282.pdf |
Lagekarte
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St. Franziskus ist eine ehemalige katholische Kirche in der Franziskusstraße 18 im Ortsteil Bismarck.
Geschichte
Die Pfarrgemeinde St. Franziskus liegt größtenteils in der alten Braubauerschaft. Kirchlich gesehen gehört Braubauerschaft-Bismarck ursprünglich nach Wattenscheid, der „Urpfarrei" südlich der Emscher. Am 4. September 1890 wird das Gebiet durch den Bischof von Paderborn nach Gelsenkirchen umgepfarrt und am 30. September selbständige Pfarrei (erst am 8. März 1891 publiziert und damit rechtskräftig). Im Jahre 1902 werden alle Gemeinden der Stadt Gelsenkirchen vom Dekanat Wattenscheid abgetrennt und bilden mit Niederwenigern, Blankenstein und Hattingen das „Landdekanat Gelsenkirchen". Der erste Landdechant dieses ausgedehnten Bezirks wird Pfarrer Maas von der Propsteikirche St. Augustinus. Der Gottesdienst in der Braubauerschaft hat alte Vorläufer. So wird eine „Antoniusklause“ an einem Emscherübergang, der „Hohen Schemen“, erwähnt. Antonius Abbas ist der eigentliche Bauernheilige; er führt das Schwein als Attribut („Swinetüns“). Der Kotten Klüsener, dessen Name in diesem Zusammenhang kein Zufall ist, übernimmt die Versorgung der Kluse und des Klausners. Von „Antoniusschweinen“ ist die Rede und vom „Tönnesgeld“, mit dem später die alten Verpflichtungen abgegolten wurden. In der Bauernschaft Resse und Vogelsang bei Horst gibt es am Rande des Emscherbruches „Tönnieskotten“. In der Kapelle des Schlosses Grimberg gibt es ab 1746 einen katholischen Gottesdienst. Die Kapelle selbst steht seit 1908 beim Schloss Herten nördlich der Emscher. Wie in den anderen Außenbezirken der Stadt, so brachte der Einzug der Industrie auch in Braubauerschaft/Bismarck mit seinem Strukturwandel die Notwendigkeit intensiverer Pastoral „vor Ort“. Im Jahre 1890 wird Vikar von Haehling mit der Seelsorge beauftragt. Am 26. November 1890 feiert er in der Notkirche auf dem Gelände des Ahlmannshofes einen ersten Gottesdienst. Schließlich wird am 8. März 1891 St. Franziskus zur selbständigen Pfarrgemeinde erhoben. Erster Pfarrer ist Friedrich Beyer; er bleibt bis 1904 im Amt. Die Konsekration der neuen, großen Pfarrkirche hat er nicht mehr erlebt. Das Gotteshaus zwischen Bismarckstraße, Theodorstraße und Franziskusstraße, ein in der Nachfolge der „Kölner Richtung“ konzipierter neugotischer Bau, wohlproportioniert und — vor allem am Turm — plastisch gegliedert, wird nach Plänen des Gelsenkirchener Architekten M. J. Scherer von der Baufirma A. Weinrich aus Bochum-Weitmar errichtet. Die Baukosten betrugen 250 000 Mark; das Grundstück für Kirche und Pfarrhaus war von dem Gutsbesitzer Theodor Große Laar (Theodorstraße) zum Preise von 7 500 Mark erworben worden. Der Paderborner Bischof Schneider konsekrierte die Kirche am 10. Oktober 1904. Im Grab des Hochaltares befinden sich Reliquien des heiligen Eoban, eines Gefährten des heiligen Bonifatius. Der heilige Adalarius (Adalar), dessen Reliquien sich ebenfalls im Hochaltar befinden, mit Eoban Gefährte des Bonifatius begleitete diesen auf der letzten Missionsreise nach Friesland. Im Zweiten Weltkrieg wird die Kirche am 5. November 1943 durch Brandbomben zerstört. Unmittelbar nach Kriegsende beginnt der Wiederaufbau. Dieser und spätere Umgestaltungen bringen wesentliche Änderungen. Das zerstörte Kreuzrippengewölbe wird durch eine flache Kassettendecke ersetzt, der Chorschluß aus fünf Seiten eines Achtecks wird durch eine gerade Wand vom Vorchorjoch abgetrennt. Da die Seitenschiffe nur wenig niedriger als das Mittelschiff sind, ist der Hallencharakter der Kirche durchaus gewahrt. Der neue Hochaltar wurde im Zuge der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils nach vorn gerückt.
Der Franziskussaal an der Theodorstraße wird am 30. September 2019 geschlossen, und am 2. Februar 2020 wurde der letzte Gottesdienst in St. Franziskus Kirche gefeiert.[1]
Ausstattung
Die Kirche besitzt einige wesentliche Ausstattungsstücke: das Kruzifix vor der Rückwand aus der Zeit um 1700, eine bedeutende und vorbildlich restaurierte Sitzmadonna in Verbindung mit einem Reliquiar, um 1500 in Südfrankreich entstanden (wurde im Pariser Kunsthandel erworben). Gewissermaßen als modernes Gegenstück wirkt der Tabernakel mit der Geisttaube, der von dem im Halfmannshof ansässigen Künstler Heiner Kruthoff geschaffen wurde. Erwähnenswert ist auch der von Hildegard Bienen geschaffene Osterleuchter. Einige vorbildliche Holzplastiken — so der Kreuzweg — aus neuerer Zeit sind ebenfalls zu nennen. Die Kirche hat eine Nord-Süd-Achse und fünf Joche. An der Turmseite finden sich zwei Kapellen, ebenso am nördlichen Abschluss des Langhauses.
Die Kirche steht seit dem 23. August 1993 auf der Denkmalliste.
Schwesternhaus
Die Gemeinde bekam am 28. Oktober 1896 Unterstützung durch die Dernbacher Schwestern. Diese kümmerten sich innerhalb der Gemeinde um ambulante Krankenpflege und wohnten in einem Mietshaus der Zeche Consolidation. Als der Wunsch nach einem eigenen Schwesternheim mit Kinderbewahr- und Nähschule größer geworden war, bat man am 1. März 1906 mit Einverständnis des Pfarrers Egon Steinhoff beim Generalvikariat Paderborn um die Genehmigung, weitere Schwestern ansiedeln zu dürfen, zumal es inzwischen 2653 Katholiken in Bismarck-West gäbe und ein Großteil der Gemeindekinder bislang die evangelische Kinderbewahrschule besuchen müsse. Mitte des Jahres 1909 wurden die Planungen für ein Schwesternhaus endlich konkret. Am 4. August 1909 bat Pfarrer Steinhoff beim Generalvikariat um Genehmigung für die beiden projektierten Neubauten Schwesternhaus und Josephshaus nach Plänen von Carl Pinnekamp und eine Kreditanleihe bei der Preußischen Pfandbriefbank in Berlin. Zwei Tage darauf erteilte das Generalvikariat die Genehmigung für die dringend benötigten Bauten. Die amtliche Bauerlaubnis wurde am 2. Januar 1910 erteilt. Die Straße (ehemals östlicher Teil der Franziskusstraße – heute Ahlmannshof) war damals noch nicht ausgebaut, sondern nur befestigt. Es wurde eine Baugenehmigung erteilt, die anteilige Zahlung der Straßenbaukosten beinhaltete. Nach der Baukostengenehmigung im Februar 1910 begann man unter der Bauleitung von Carl Pinnekamp am 15. März, die Neubauten etwa 250 m von der Kirche entfernt zu errichten. Das Bauunternehmen Josef Nold aus Bismarck führte die Arbeiten am Schwesternhaus aus und das Unternehmen Hohmann bekam den Zuschlag für die Bauausführung des Vereinshauses mit integrierter Näh- und Kinderbewahrschule, wofür es die noch verwendbaren Steine und Hölzer der alten und abzureißenden Notkirche der Gemeinde benutzen sollte. Einen Baukostenzuschuss von 1000 Mark steuerte die Zeche Consolidation zu, die zuvor auf die Notwendigkeit einer Verankerung der Gebäude hingewiesen hatte und beim Bau das notwendige Material lieferte sowie weitere 300 Mark und 100 Zentner Kohlen jährlich für den Unterhalt der Schwestern und der Kinderbewahranstalt spendete. Am 10. August 1910 erfolgte die Rohbauabnahme und am 22. März 1911 die Schlussabnahme des bis heute erhaltenen Schwesternhauses.
ehemalige Pfarrer
- Friedrich Beyer (1891-1904)
- Egon Steinhoff (1904-1944)
- Josef Eickhoff (1945-1950)
- Ignaz Benthaus (1951-1970)
- Rudolf Wehr (1970-1978)
- Hans Sotmann (1978-2000)
- Georg Rücker (2000-2010 )
St. Franziskus im Krieg
Quellen
- Rudolf Brock: Kirchen gaben der Stadt den Namen - Katholisches Stadtsekretariat Gelsenkirchen - 1986
- Dissertation Zur Erlangung des akademischen Grades, Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund - vorgelegt von MELANIE GÜNTER aus Witten(pdf)
Weblinks
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Einzelnachweise