Wanne-Eickel
Wanne-Eickel war eine kreisfreie Stadt im nördlichen Ruhrgebiet. Im Rahmen der Gebietsreform wurde Wanne-Eickel mit Wirkung vom 1. Januar 1975 mit der kreisfreien Stadt Herne zusammengeschlossen.[1] Seine Kreisfreiheit erhielt Wanne-Eickel 1926 als Stadtkreis, seit 1955 war es Großstadt. Das ehemalige Kfz-Kennzeichen ist WAN.
Bis zu seinem Zusammenschluss mit Herne wies Wanne-Eickel die größte statistische Bevölkerungsdichte aller deutschen Städte auf. Auf einer Fläche von 2131 Hektar betrug diese im Dezember 1965 etwa 5100 Einwohner je km².
Das Wappen der Stadt Wanne-Eickel wurde in leicht veränderter Form das Wappen der neuen Stadt Herne. Auch die Stadtfarben gelb-schwarz-gelb wurden übernommen.
Geschichte
Der mittelalterlich bedeutendere Teil der späteren Doppelstadt war das südlich gelegene Eickel, als eclo im Frühmittelalter erstmals erwähnt. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde im Ort die erste Kirche genannt. Die größte Siedlung im Nordteil der späteren Stadt trug den Namen Bickern. Als weiterer historischer Ortsteil ist Herne-Crange zu nennen, 1484 zu einer Freiheit erhoben, die einen Pferdemarkt abhalten durfte. Aus diesem Markt entwickelte sich die auch überregional bekannte Cranger Kirmes. Diese drei Orte wurden zum 1. August 1875 unter Einbeziehung der Orte Holsterhausen und Röhlinghausen zum Amt Wanne im Landkreis Bochum vereinigt. Zuvor gehörten die genannten Orte zum Amt Herne.
Bei dem Namen Wanne für das neue Amt handelt es sich um einen alten Flurnamen in einer Geländesenke. Der Name war eine Kompromisslösung anlässlich der Benennung des gemeinsamen Bahnhofs an der 1847 eröffneten Köln-Mindener Eisenbahn. Dieser Bahnhof entwickelte sich zum größten Rangierbahnhof des mittleren Ruhrgebiets, der übrigens als einziger im Ruhrgebiet alle vier Betriebsarten vereinte: Neben der erwähnten Funktion als Rangierbahnhof war er auch Heimatbahnhof für über 300 Lokomotiven und Triebfahrzeuge, Güterbahnhof und Passagierbahnhof. Heute noch besitzt er als Hauptbahnhof die verkehrlich wichtige Bedeutung als Kreuzung der Ost-West-Verbindung Dortmund – Oberhausen mit der Nord-Südverbindung Münster (Westfalen) – Essen.
Mit der raschen Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchsen die Siedlungen beträchtlich. 1885 kam das Amt Wanne zum neuen Landkreis Gelsenkirchen, und 1897 übernahm die Gemeinde Bickern den Namen „Wanne“ von ihrem Amt. 1891 wurde das Amt Wanne geteilt, es entstand das neue Amt Eickel mit den Gemeinden Eickel und Holsterhausen. Im Amt Wanne verblieben die Gemeinden Wanne (ehemals Bickern), Crange und Röhlinghausen. 1905 wurde Crange nach Wanne und 1910 Holsterhausen nach Eickel eingemeindet. Das Amt Eickel bestand sodann nur noch aus einer Gemeinde, während zum Amt Wanne nach wie vor die Gemeinde Röhlinghausen gehörte.
Am 1. April 1926 wurden die beiden Ämter Wanne und Eickel zur kreisfreien Stadt Wanne-Eickel vereinigt.[2] Im Zweiten Weltkrieg wurde Wanne-Eickel – einerseits aufgrund seines großen Bahnhofs, der einen Knotenpunkt für die Versorgung der Westfront bildete, andererseits wegen der Herstellung von synthetischem Benzin in den „Treibstoffwerken“ in Eickel – durch alliierte Bombenangriffe stark zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl stark an, sodass Wanne-Eickel 1955 in den Kreis der Großstädte aufstieg. Doch konnte Wanne-Eickel als selbständige Stadt nicht einmal fünf Jahrzehnte existieren. Um der drohenden Eingemeindung nach Bochum im Rahmen einer – aus heutiger Perspektive nicht unumstrittenen – Gemeindegebietsreform zu entgehen, beschloss der Rat von Wanne-Eickel ein Zusammengehen mit der etwa gleich großen Nachbarstadt Herne. Diesem Wunsch folgte der Gesetzgeber und so entstand zum 1. Januar 1975 die neue Stadt Herne, in welcher vier neue Stadtbezirke gebildet wurden. So entstanden die heutigen Stadtbezirke Wanne und Eickel. Im ehemaligen Stadtgebiet Wanne-Eickels wird die Bezeichnung „Wanne-Eickel“ bis heute weitergepflegt, aber auch in der ganzen Region ist sie noch bekannt. Auch die Deutsche Bahn AG hat den Namen „Wanne-Eickel Hbf“ beibehalten. Jedoch gibt es in jüngerer Zeit Bestrebungen der Deutschen Bahn im Hinblick auf eine Umbenennung (beispielsweise in „Herne-Wanne“ oder „Herne Wanne-Eickel“); die Idee wird in Herne kontrovers diskutiert.
1926 schlossen sich die Gemeinden Wanne (40.000 Einwohner), Eickel (35.000 Einwohner) und Röhlinghausen (15.000 Einwohner) zur Stadt Wanne-Eickel mit rund 90.000 Einwohnern zusammen. 1955 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. 1965 erreichte die Bevölkerungszahl von Wanne-Eickel mit rund 110.000 ihren historischen Höchststand (und war zu diesem Zeitpunkt größer als die Einwohnerzahl von Herne). Bis 2001 sank sie auf 80.218 Einwohner.
Quellen
- ↑ Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
- ↑ Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.