Wattenscheid
Wattenscheid ist heute ein Stadtbezirk von Bochum. Von 1926 bis 1975 war Wattenscheid eine kreisfreie Stadt. 1975 wurde Wattenscheid im Zuge der nordrhein-westfälischen Gebietsreform eingemeindet. 2009 hatte Wattenscheid 74.573 Einwohner.
Schutzpatronin des Stadtbezirks ist die Heilige Gertrud.
Lage und Gliederung
Wattenscheid liegt im Westen von Bochum mitten im Ruhrgebiet. Im Westen grenzt Wattenscheid an Ückendorf und Essen, im Norden an Herne. Es zählt zur Hellwegbörde nördlich der Ruhr.
Den Stadtbezirk Wattenscheid bilden die Ortsteile
- Wattenscheid-Mitte
- Eppendorf / Munscheid
- Günnigfeld
- Höntrop
- Leithe
- Sevinghausen
- Heide
- Südfeldmark
- Westenfeld / Vogelspoth
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Wattenscheid findet sich im Heberegister des Klosters Werden aus dem Jahr 890 als Villa Uattanscethe. Im gleichen Dokument finden sich auch zum ersten Mal die Namen der Wattenscheider Stadtteile Eppendorf (Abbingthorpe), Höntrop (Hogingthorpe) und Westenfeld (Westanfelda). Vor 1417 erhielt Wattenscheid von Graf Adolf IV. von Cleve-Mark die stadtähnlichen Rechte einer Freiheit. Ab 1554 war Wattenscheid Mitglied der Hanse.
Anfang des 17. Jahrhunderts war Wattenscheid mit ungefähr 700 Einwohnern die bevölkerungsreichste Freiheit der Grafschaft Mark. Während des Dreißigjährigen Krieges war Wattenscheid von 1623 bis 1629 von spanischen Reitern besetzt und wurde 1635 durch ein Feuer nahezu vollständig zerstört.
Zwischen 1811 und 1832 war Wattenscheid der Sitz eines Kommissariats, dem 36 Pfarreien angehörten, darunter Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund, Unna, Hattingen, Hagen, Iserlohn und Hamm. Im Jahre 1816 wurde Wattenscheid bei der Entstehung der preußischen Provinz Westfalen Sitz eines Amtes, zu dem die Gemeinden Heßler, Schalke, Braubauerschaft (heute Bismarck), Bulmke, Hüllen, Gelsenkirchen, Ückendorf, Leithe, Günnigfeld, Westenfeld, Sevinghausen, Eiberg, Freisenbruch, Königsteele, Höntrop, Eppendorf und Munscheid gehörten. Der Kohlebergbau, der in Wattenscheid zuerst im Jahre 1722 erwähnt wurde, beschleunigte während der Zeit der Industrialisierung die Weiterentwicklung der Stadt, so dass es 1840 zwölf Bergwerke mit ca. 580 Bergleuten gab.
1868 wurde Gelsenkirchen aus dem Amt Wattenscheid entlassen, 1876 und 1885 folgten das später von Gelsenkirchen eingemeindete Ückendorf und das später von Essen eingemeindete Königssteele, so dass das Amt fast zwei Drittel seiner Fläche verlor.
Durch das Bevölkerungswachstum von Wattenscheid im späten 19. Jahrhundert erhielt Wattenscheid am 15. Januar 1876 die Stadtrechte. Am 1. April 1926 wurde Wattenscheid kreisfreie Stadt mit 62.780 Einwohnern. 1957 arbeiteten mehr als 8.000 Wattenscheider (etwa 60 Prozent der damaligen arbeitenden Bevölkerung) im Bergbau. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte ein Strukturwandel: Zechen wurden nach und nach geschlossen, und neue Industriebetriebe siedelten sich an. 1973 wurde mit der Zeche „Holland“ die letzte Wattenscheider Zeche stillgelegt.
Am 1. Januar 1975 wurden die Städte Bochum und Wattenscheid vom Landtag Nordrhein-Westfalens zu einer neuen Stadt mit dem Namen „Bochum“ zusammengeschlossen, da im Ruhrgebiet keine kreisfreien Städte mit weniger als 200.000 Einwohnern mehr existieren sollten. Das von der Aktion Bürgerwille initiierte Bürgerbegehren, bei dem sich 71,43 Prozent der Wattenscheider für die Beibehaltung der Selbständigkeit aussprachen, scheiterte.
Wappen
Das erste offizielle Wappen von Wattenscheid entstand nach den Vorlagen der seit 1477 geführten Siegelbildern und wurde der Stadt Wattenscheid 1888 verliehen. Es zeigt in Silber die heilige Nonne Gertrud von Nivelles mit Abtstab und einem goldenen Schiff in den Händen, welche über einem kleineren Wappenschild empor wächst. In der linken oberen Ecke schwebt eine goldene Krone. Am Stab und am Wappen krabbeln Mäuse empor.
Im Jahre 1937 führte die Stadt Wattenscheid ein neues Wappen ein. Infolge des herrschenden Zeitgeistes waren Heiligendarstellungen in hoheitlichen Wappen nicht mehr erwünscht. Im neuen Wappen befand sich nur noch der Schild. Der gespaltene Schild zeigt die Wappen der früheren Territorialherren, links das des Herzogtums Kleve und rechts das der Grafschaft Mark.
Durch die Eingemeindung von Wattenscheid nach Bochum im Jahre 1975 verlor Wattenscheid jedoch das Recht zur Wappenführung.
Industrie und Handel
Über mehr als ein Jahrhundert wurde Wattenscheid wie die meisten Städte im Ruhrgebiet vom Bergbau geprägt. Zu den großen Zechen zählten:
- Zeche Holland
- Zeche Centrum
- Zeche Fröhliche Morgensonne
- Zeche Engelsburg insbesondere mit Schacht Hector
- Zeche Vereinigte Maria Anna Steinbank
- Zeche Hannover
Bekanntester Industrieller aus Wattenscheid war der Textilfabrikant Klaus Steilmann.
Weblinks
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