Westfriedhof
Der Westfriedhof liegt am Grawenhof im Ortsteil Heßler.
Geschichte
Die evangelische Gemeinde Heßlers beschloss, nachdem sie 1893 einen Betsaal errichtet hatte und 1900 einen eigenen Pfarrer bekommen hatte, einen eigenen Friedhof anzulegen. Dieser konnte am 10. August 1902 eingeweiht werden. Fünf Jahre später beschloss die Stadtverwaltung, in Heßler einen kommunalen Friedhof einzurichten. Das entsprechende Gelände wurde 1908 aufgekauft: vom Bauern Große-Grollmann für 51480 Mark und vom Bauern Horn für 39000 Mark. Für den vorhandenen evangelischen Friedhof, der zuerst unentgeltlich eingegliedert werden sollte, mussten 37780 Mark an die Gemeinde gezahlt werden. Dafür bekam der evangelische Teil eine eigene Pforte für den Pfarrer und die Rechte der Inhaber von Erbgruften wurden anerkannt. In den folgenden Jahren wurde der Friedhof unter der Leitung des späteren Stadtgartendirektors Ludwig Simon ausgebaut. Am 6. April 1911 fand dort die erste katholische Beerdigung statt und die Trauerhalle wurde 1912 eingeweiht. Im Laufe der Jahre wurde der Friedhof ständig erweitert und hat heute die ca. dreifache Ausdehnung seiner ursprünglichen Größe von 1912 erreicht. Auf dem Westfriedhof finden sich die Grabstellen von Robert Geritzmann, Ernst Schalke, Franz Buthe-Pieper, der Familie Otto Küppersbusch, der Familie Karl Küppersbusch und Ludwig Simon.
Seit 2013 befindet sich die Grabplatte von Theodor Machens, Bürgermeister Gelsenkirchens von 1900 bis 1918, auf dem Friedhof.
Kriegsgräberstätten
Auf den fünf Kriegsgräberstätten des Westfriedhofs ruhen mindestens 1.145 Menschen. Mehr als die Hälfte davon sind im Zweiten Weltkrieg Opfer von Bombenangriffen geworden. Ein weiteres Drittel der Bestatteten waren Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkriegs. In der Kriegsgräberliste von 1971 sind auch die ausländischen Kriegstoten aufgeführt. Sie kamen aus Belgien, Frankreich, Jugoslawien, Kroatien, Polen, Spanien, den Niederlanden, dem zaristischen Russland und der Sowjetunion. Einige der Namen oder ihre Nationalitäten wurden allerdings auch fehlerhaft notiert; manche der Verstorbenen waren als "Unbekannt" bestattet worden. Die fünf Grabanlagen des Westfriedhofs stehen für verschiedene Ursachen des Sterbens im Krieg - die Kriegsgräber sind besondere Zeugen beider Kriege und der NS-Gewaltherrschaft.
Kriegsgräberfeld 7
Das Kriegsgräberfeld 7 entstand zwischen 1925 und 1927 als Ehrenstätte für gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs. 269 sogenannte Liegesteine kennzeichnen die Gräber der gefallenen Soldaten aus diesem Krieg. Darunter sind auch 12 russische Kriegsgefangene. Entgegen anderer Gepflogenheiten sind diese Kriegsgefangenen hier gemeinsam mit den deutschen Soldaten bestattet worden. Später wurden 100 Gefallene des Zweiten Weltkriegs dazu gebettet. Ihre Gräber sind durch die 89 aufrecht stehenden Steinkreuze erkennbar. Im Jahr 1953 wurde mit der Umgestaltung der Anlage begonnen; auch Grabstellen wurden neu gruppiert. In der Mitte der grasbewachsenen Stätte und umgeben von Gefallenen aus zwei Weltkriegen steht ein quaderförmiges Denkmal aus Muschelkalk. Darin eine Frauenfigur, die um die Toten trauert. Als einziges militärisches Symbol findet sich auf seiner Rückseite ein sogenanntes Eisernes Kreuz. Das Mahnmal wurde von dem Bildhauer Joseph Enseling im Frühjahr 1926 geschaffen.
Grabfeld 15
Der Liegestein des Grabfeldes 15 hat die Namen von 14 Personen eingearbeitet. Die hier Bestatteten waren aus unterschiedlichen Gründen Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden. Fünf von ihnen kamen im Zeitraum vom 11. bis 18. August 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar/Hessen ums Leben; als Patientinnen in Krankenanstalten betrachteten die Nationalisten sie als "lebensunwert". Die anderen neun Beerdigten starben während ihrer Haft in den Konzentrationslagern Buchenwald, Dachau oder Sachsenhausen.
Kriegsgräberfeld 25
Im Kriegsgräberfeld 25 sind überwiegend belgische Zwangsarbeiter begraben. Die Kriegsgräberliste nennt die Namen von 56 Menschen, die Mehrzahl von ihnen kam am 1. Mai 1943 durch eine Minenbombe auf ein Barackenlager der Gelsenberg-Benzin AG ums Leben. Dort waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter untergebracht. Die Überzahl der Getöteten dieses Bombenangriffs waren Belgier. Unter den Bestatteten sind auch drei Spanier und ein Jugoslawe. Im Gräberfeld 25 liegen aber auch die beiden Gelsenkirchener Emil Rattay und Hermann Frost begraben. Sie wurden am 20. Oktober 1944 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" als Mitglieder der kommunistischen sogenannten Zielasko-Gruppe in München hingerichtet. Ihre Namen sowie das Bestattungsdatum fanden in einer Begräbnisliste Erwähnung; einen Grabstein haben beide aber nicht.
Kriegsgräberfelder 26/26a
In den Kriegsgräberfeldern 26/26a ruhen Kriegsgefangene der Roten Armee sowie sogenannte Ostarbeiter und -arbeiterinnen. Sie waren ab 1941 aus der Sowjetunion und dem besetzten Polen nach Gelsenkirchen verschleppt worden. Die nach dem Krieg erstellten Namenslisten weisen darauf hin, dass mindestens 128 Menschen aus Polen und der Sowjetunion in diesem Gräberfeld ruhen. Kriegsgefangene aus Jugoslawien und Belgien sowie eine hohe Anzahl unbekannter Personen sind hier ebenfalls beigesetzt.
Ein Gedenkstein in russischer Sprache und kyrillscher Schrift erinnert hier an die sowjetischen Opfer. Der Stein wurde 1949 auf Veranlassung des Alliierten Kontrollrates aufgestellt. Die Inschrift lautet sinngemäß:
„„Hier ruhen sowjetische Bürger, die in der faschistischen Gefangenschaft in der Zeit von 1941 bis 1945 umgekommen sind."“
Kriegsgräberanlagen 22, 27 und 39
Die Kriegsgräberanlage 22, 27 und 39 wurde 1955 umgestaltet. Seitdem markieren drei große Symbolkreuze dieses Grabfeld, auf dem 556 zivile Opfer des Bombenkriegs bestattet sind. Die überwiegende Zahl der hier Beigesetzten kam bei einem alliierten Angriff ums Leben, der Gelsenkirchen am 6. November 1944 traf. Auch die Getöteten späterer Bombenangriffe sowie einige deutsche Soldaten liegen hier begraben. Mitte der 1950er Jahre wurden in der Anlage zwei Personen gebettet, die Opfer der Gewaltherrschaft waren. Der Gelsenkirchener Leo Marek war am 20. Oktober 1944 in München, als Mitglied der Zielasko-Gruppe wegen "Hochverrats und Feindbegünstigung" hingerichtet worden. Der Gelsenkirchener August Engler war am 5. Juni 1938 im KZ Buchenwald zu Tode gekommen.
Denkmale
Die Trauerhalle steht seit dem 16. Oktober 1985 und das Ehrenmal seit dem 10. November 1988 auf der Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen.
Galerie Grabstätten (Auswahl)
Familie Beukenberg und Hugo Klerner (Maschinenfabrik Glückauf)
Grabmal der Zeche Wilhelmine Victoria
Quellen
- Heimatbund Gelsenkirchen
- Informationstafel des Institut für Stadtgeschichte
Weblinks
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