Zeche Hibernia
Die Zeche Hibernia ist ein stillgelegtes Steinkohlen-Bergwerk in Gelsenkirchen.
Geschichte
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Ruhrgebiet vermehrt Bergwerksgesellschaften durch ausländische Kapitalgeber gegründet. Eine irische Investorengruppe entsendete den Ingenieur William Thomas Mulvany, der in der Emschermulde nacheinander die Gewerkschaften Hibernia, Zeche Shamrock und Zeche Erin gründete. Diese Bergwerke bildeten später die Grundlage für den Bergwerksbesitz der Hibernia AG.
Die 1854 gegründete Gewerkschaft Hibernia in Gelsenkirchen war die erste Gesellschaft, die Mulvany ins Leben rief. Ihren Namen erhielt sie nach der lateinischen Bezeichnung seines Heimatlandes.
1855 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes direkt an der Köln-Mindener Eisenbahn begonnen. Mulvany engagierte englische Bergbauingenieure und Bergleute und baute die Schachtanlage nach englischen Maßstäben aus. Es wurden erstmals gusseiserne Tübbings als Schachtausbau verwendet, der sogenannten Küvelage.
1858 konnte der Schacht 1 in Betrieb gehen. Der 1857 in direkter Nachbarschaft angesetzte Schacht 2 konnte nach kurzer Unterbrechung der Teufarbeiten im Jahre 1861 ebenfalls in Förderung gehen. Schacht 1 wurde einer der ersten Schächte im Ruhrbergbau, der zur Seilfahrt genutzt wurden. Vorher wurde die Personenförderung ausschließlich über Fahrkünste abgewickelt.
Nach und nach wurde die Zeche den steigenden technischen Anforderungen angepasst. Schacht 2 erhielt 1880 ein eisernes Fördergerüst und wurde zeitweilig Hauptförderschacht.
1873 gingen die Ursprungsgewerkschaften in die neu gegründete Bergwerksgesellschaft Hibernia AG über, die ihrerseits weitere Bergwerksbetriebe aufkaufte.
Die Zeche Hibernia wurde weiter ausgebaut, um das klein bemessene Grubenfeld so optimal wie möglich auszunutzen. 1891 bis 1894 wurde neben Schacht 1/2 der Schacht 3 abgeteuft. Ferner wurde eine Kokerei errichtet.
Die jährliche Förderung erreichte knapp 500.000 Tonnen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sowohl das hölzerne Fördergerüst über Schacht 1 als auch das Gerüst von Schacht 2 wiederum durch Neubauten ersetzt.
Trotzdem zeichnete sich schon bald ab, dass die Expansionsmöglichkeiten der Zeche begrenzt waren, da mittlerweile der gesamte benachbarte Grubenfeldbesitz durch andere Gesellschaften erschlossen wurde. Die Kokerei wurde 1910 außer Betrieb genommen.
Der im Ersten Weltkrieg sprunghaft ansteigende Kohlenbedarf verlängerte die Betriebsdauer der Zeche noch einmal.
Schachtanlagen
- Schacht 1: Hiberniastraße, 1855 Teufbeginn, 1925 stillgelegt, 1928 an die "Versuchsgrubengesellschaft" verpachtet, 1941 als Wetterschacht an die Zeche Dahlbusch verpachtet, 1953 gesümpft und wieder in Betrieb genommen, 1961 aufgegeben und verfüllt
- Schacht 2: (neben Schacht 1) 1857 Teufbeginn, 1858 Stundung der Teufarbeiten, 1860 Wiederaufnahme der Arbeiten, 1861 in Betrieb, 1925 stillgelegt, 1928 an die "Versuchsgrubengesellschaft" verpachtet, weitere Daten nicht bekannt
- Schacht 3: (neben der Schachtanlage 1/2) 1891 Teufbeginn, 1894 in Betrieb, 1925 stillgelegt, 1928 an die "Versuchsgrubengesellschaft" verpachtet, 1941 als Wetterschacht an die Zeche Consolidation verpachtet, 1964 verfüllt
Grubenunglücke auf Hibernia
Hibernia war eine der ersten Großschachtanlagen im Ruhrgebiet, welche die für die Koks- und Stahl-Erzeugung sowie für die Kohlechemie so begehrten gashaltigen Kohlesorten förderte. Dadurch war sie aber auch extrem anfällig für deren unerwünschte Nebenwirkungen wie Schlagwetter. Bis zur Jahrhundertwende wurde kaum eine andere Ruhrgebietszeche so oft von so schweren Katastrophen heimgesucht wie Hibernia:
- 1872 erzwang ein Grubenbrand die Flutung der Grube mit anschließender Sümpfung.
- 1887 wurden duch Sprengarbeit 52 Bergleute getötet. Ein Denkmal steht auf dem Katholischen Altstadt-Friedhof an der Kirchstraße. Auf dem gegenüberliegenden ev. Friedhof stand das gleiche Denkmal für die evangelischen Bergleute. Dieses wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Bei der Restaurierung des Denkmals im Jahre 1987 wurden die Namen der evangelischen Bergleute an einer Seite dieses Denkmals angebracht.
- 1891 kamen bei einer Kohlenstaub-Explosion 57 Bergleute ums Leben.
Stilllegung und Folgenutzung
Im Rahmen der Kohlenkrise der 1920er Jahre entschloss sich die Hibernia AG, das Ursprungsbergwerk aus wirtschaftlichen Gründen 1925 stillzulegen. Die Schächte wurden an die Versuchsgrubengesellschaft verpachtet. Bis 1941 wurde die Zeche als Versuchsgrube betrieben. 1931 drehte Regisseur Georg Wilhelm Pabst in der Zeche Hibernia, sowie in den Zechen Alma und Consol seinen deutsch-französischen Bergarbeiterfilm Kameradschaft.
Ab 1938 kamen die in größeren Teufen lagernden Kohlenvorräte im Hibernia-Feld in den Bereich des wirtschaftlich rentablen. Daher wurde das Feld zwischen den benachbarten Zechen Dahlbusch, Consolidation und Zeche Pluto pachtweise aufgeteilt und erschlossen.
Schacht 1 kam als Außenschachtanlage an die Zeche Dahlbusch, und blieb bis 1961 in Betrieb. Schacht 3 wurde von der Zeche Consolidation als Außenschacht bis 1964 betrieben und Schacht 2 wurde aufgegeben.
Heutiger Zustand
Nach der endgültigen Aufgabe des Hibernia-Grubenfeldes wurden die verbliebenen Betriebsanlagen abgebrochen. Heute ist das Gelände nicht mehr als Bergbaufläche erkennbar.
Weblinks
Thematisch passender Thread im Forum (Zeche Hibernia)
Thematisch passender Thread im Forum (Schlagwetterexplosion auf Zeche Hibernia)
Quelle
Literatur
- Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 6. erweiterte und aktualisierte Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 2006, ISBN 3784569943
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