Zeche Unser Fritz

Aus Gelsenkirchener Geschichten Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Zeche Unser Fritz war ein Steinkohlen-Bergwerk in Herne, zwischen 1926 und 1974 in Wanne-Eickel.

Unser Fritz 2/3, Protegohaube vor dem Maschinenhaus
Malakow-Turm Schacht 1, Unser-Fritz-Straße

Geschichte

Am 18. September 1871 wurde im Emscherbruch in der zum Amt Herne gehörigen Gemeinde Bickern der erste Kohlenschacht „Sophie“ der Zeche „Unser Fritz“ abgeteuft.

Namensgeber der Zeche und des sich später um die Zeche entwickelnden Wohnquartiers war der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm, der wegen seiner liberalen Haltung beim Volk beliebt war und 1888 für 99 Tage als Kaiser Friedrich III. regierte.

1873 erreichte dieser Schacht bei 216 Metern Teufe das Karbon. 1873 wurde der Malakow-Turm über Schacht 1 errichtet. Zunächst in Handarbeit und mit der Hilfe von Grubenpferden, wurde 1874 mit 530 Bergleuten die Förderung aufgenommen. Zu dieser Zeit wurde eine jährliche Förderleistung von 93.000 Tonnen erzielt. 1876 wurde die Zeche an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Eine Verbindung zum Bahnhof Wanne und nach Gelsenkirchen-Bismarck sicherte den Absatz der geförderten Kohle. In einer eigenen Ringofenziegelei wurden Ziegel für die entstehende Zechenkolonie Dannekamp gebrannt.

1884 wurde an der Dorstener Straße in Wanne nördlich der Emscher ein weiterer Schacht in Betrieb genommen. Dieser Schacht erreichte eine Teufe von 228 Metern. Die Stilllegung dieses Schachtes erfolgte 1982.

Es folgten noch drei weitere Schächte:

  • Schacht 3 wurde 1897 abgeteuft und 1899 als Wetterschacht in Betrieb genommen. 1993 wurde der Schacht außer Betrieb genommen und 1995 verfüllt.
  • Schacht 4 wurde unmittelbar neben Schacht 1 1908 abgeteuft und 1910 in Betrieb genommen, 1993 erfolgte die Stilllegung.
  • Schacht 5, 1,8 km nordöstlich der Schachtanlage 1/4 am Hafen von Wanne gelegen, wurde 1920 abgeteuft und 1923 in Betrieb genommen, 1990 wurde er aufgegeben.

1911 bis 1925 wurde auf der Schachtanlage 1/4 eine Kokerei betrieben. Die höchste Förderung wurde im Jahre 1925 auf „Unser Fritz“ mit 3.842 Beschäftigten mit 891.000 Tonnen erzielt. 1912 wurde durch den Bau des Rhein-Herne-Kanals die Emscher um einige hundert Meter verschwenkt und fließt seither nördlich der Schachtanlage 2/3. Mit dem neuen, im vormaligen Flusslauf angelegten Kanal erhielt „Unser Fritz“ 1914 einen eigenen Verladehafen.

Nachdem die Zeche Unser Fritz mit der Zeche Consolidation in Verbund trat, wurde die Anlage 1/4 1928 stillgelegt. 1936 wurde die Anlage wieder in Betrieb gesetzt und die Schächte dienten der Zeche Consolidation zur Seilfahrt und Materialförderung.

Das Baufeld wurde im Rahmen des Verbundes der Zeche Hugo im Jahr 1993 aufgegeben, und die verbliebenen Unser-Fritz-Schächte wurden verfüllt. Nach der Stilllegung und der damit verbundenen Aufgabe der Bewetterung der Grubenbaue traten stärkere Grubengasübertritte zum Schacht 11 Zeche Shamrock, Standort: Herne-Wanne) der Zeche Blumenthal/Haard auf, sodass die Förderung dort gefährdet war. Daher wurde an dem Standort eine Grubengasabsauganlage aufgestellt, um das Gas durch Anlegen eines Unterdrucks an der Schachtanlage 2/3 abzuleiten.

Heutige Nutzung

Seit der Mitte der 1960er Jahre entwickelte sich aus der stillgelegten Schachtanlage 2/3 ein lokales Zentrum für Künstler, die Künstlerzeche Unser Fritz. Helmut Bettenhausen ergriff 1964 die Initiative zur Umnutzung der alten Zeche, doch erst 1972 schlossen sich ihm weitere Künstler an, von denen Horst Dieter Gölzenleuchter ein auch außerhalb des Ruhrgebiets bekannter Künstler ist.

Die Schachtanlage 1/4 wurde bis auf den Malakow-Turm abgerissen. Der Malakow-Turm über Schacht 1 ist einer der wenigen bis heute erhaltenen Fördertürme dieser Bauart. Sowohl das verbliebene Gebäude der Anlage 1/4 als auch die Künstlerkolonie sind Teile der Route der Industriekultur.

Seit 2000 plante der Landschaftsverband Westfalen-Lippe eine Maßregelvollzugsklinik für Forensische Psychiatrie auf dem Gelände der Zeche Unser Fritz und Zeche Pluto zu errichten. Gewählt wurde ein Standort auf dem südlich angrenzenden Gelände der Zeche Pluto. Die Arbeiten wurden im Jahre 2011 abgeschlossen. Am 2. Februar 2011 wurden 36 Patienten aus der LWL-Klinik Lippstadt und der Wilfried-Rasch-Klinik in Dortmund nach Herne überstellt. Die Klinik auf dem ehemaligen Zechengelände bietet Platz für 90 psychisch kranke Straftäter.[1]

Auf anderen Teilen des ehemaligen Zechengeländes wird mit Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen die Wohnbebauung vorangetrieben.

Das Becken des vormaligen Verladehafens der Zeche wurde vom Kanal abgetrennt. Die Uferböschungen des Bassins wurden begrünt und die Anlage zum Feuchtbiotop umgewandelt.

Literatur

  • Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier: Daten und Fakten von den Anfängen bis 1997. Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum; Nr. 74. Bochum: Dt. Bergbau-Museum 1998. ISBN 3-921533-62-7.
  • Wolfgang Viehweger: Spur der Kohle: Europa in Herne und Wanne-Eickel. Frischtexte Verlag, Herne 2000, ISBN 978-3-933059-03-1

Weblinks

Einzelnachweise