Zentralbad
Das Zentralbad war bis 2021 das größte Schwimmbad in Gelsenkirchen. Es wurde am 25. Mai 1971 eröffnet und befand sich in der Overwegstraße 59, Ecke Florastraße. Am 14. Februar 2022 begannen die Abrissarbeiten des Schwimmbades.
Geschichte
Für die großzügige Neuplanung, die das alte Stadtbad in Bahnhofsnähe an der Husemannstraße ablösen sollte, wurde am 7. Juni 1968 der Grundstein gelegt. Wie bei dem benachbarten Sportzentrum Schürenkamp stammte der Entwurf für den Neubau des Zentralbades von dem Kölner Architekten Peter Friedrich Schneider und M. Kratzel, die im Jahre 1964 im Anschluss an einen Architekten-Wettbewerb den Planungsauftrag erhielten. 17,2 Millionen DM sollte der Bau kosten, der auf einem 1,4 ha großen Gelände entstand und dessen architektonische Konzeption sich dem Musiktheater im Revier und den Häusern in der Nachbarschaft anpassen sollte. Geplant war eine große Schwimmhalle mit Sportbecken, Mehrzweckbecken, Lehrschwimmbecken und Planschbecken. Dazu gehörten Wasch- und Umkleideräume. Vor dem Sportbecken entstand eine Tribüne für 486 Zuschauer. Großzügig geplant war auch die Medizin- und Reinigungsbäderabteilung mit Sauna, römisch-irischem Bad und vielen anderen Möglichkeiten für die Gesundheits-Pflege. Vorgesehen war darüber hinaus ein Gymnastikraum mit den erforderlichen Nebenräumen. Eine Milchbar mit Nebenräumen war so angelegt, dass sie auch von außen erreicht werden konnte. Der Umstand, dass man von dort aus den Badebetrieb überschaut, sollte viele Besucher anlocken. Ein Parkplatz für 100 Wagen entstand im Anschluss an die Wilhelminenstraße.
In seiner Rede zur Grundsteinlegung wies Oberbürgermeister Hubert Scharley in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste vor allem auf die günstige Lage des Bades hin. Es sei insbesondere auch für die Schulkinder gut erreichbar, die dort ihren Schwimmunterricht erhalten sollten. Den Vereinen sollte die Möglichkeit geboten werden, auch internationale Wettkämpfe durchzuführen.
„Ich hoffe, dass dieses Hallenbad nach seiner Fertigstellung von möglichst vielen Bürgern benutzt wird, die durch den Schwimmsport Entspannung, Erholung und neue Lebensfreude finden“
sagte der Oberbürgermeister abschließend und wünschte eine glückliche Vollendung des Bauvorhabens.
Am 4. Juni 1969 kündete der Richtkranz über dem neuen Zentralbad in der Overwegstraße von dem Bestreben der Stadt, soviel moderne Sportstätten Zu schaffen wie möglich. Stadtverordneter Heinz Urban führte als 1. Vorsitzender des Bauausschusses in seiner Festansprache das Argument der Erhaltung und Förderung der Volksgesundheit hervor. Er sah vor allem für die Menschen in einem Industriegebiet im Schwimmsport eine hervorragende Möglichkeit des Ausgleichs und der Erholung. Diese Gesundheitsvorsorge nehme die Stadt sehr ernst, fuhr Urban fort und verwies auf zwei weitere geplante Objekte - die Freibadeanlagen im Revierpark Nienhausen und im Sportpark Berger Feld. Hinzu kam die Renovierung des Jahnbades, das 1970 eine Heizanlage erhalten sollte.
Die Planungen für den Bau begannen 1964, als im Anschluss an einen Architektenwettbewerb der Planungsauftrag an die beiden Architekten Schneider und Kratzel aus Köln ging. Die Bauleitung wurde Bauingenieur Hans Lathendorf übergeben, die statischen Berechnungen erstellte das Ingenieur-Büro Jung & Fellechner aus Gelsenkirchen. Baubeginn war im Februar 1968. Für die Herstellung des Rohbaues wurden 29.000 cbm Erde bewegt, 8.000 cbm Beton hergestellt, 900 t Betonstahl und Stahlkonstruktionen verarbeitet. Größte Binderspannweite war 42 m. Auf einem Grundstück von 13.300 qm wurde eine Fläche von 5.400 cbm bebaut (umbauter Raum 66.ooo cbm). Die Kosten sollten voraussichtlich 17,2 Mio. DM betragen. Die Planung sah ein Sportbecken mit Sprunganlage bis 5 mtr. Höhe, ein Mehrzweckbecken, Lehrschwimmbecken sowie ein Planschbecken vor, dazu Waschräume und Umkleiden.
Ursprünglich sollte eine ca. 100 m lange Fußgängerbrücke über die Overwegstraße an das Hallenbad heranführen und dort an eine zweite Fußgängerebene anschließen. Von der unteren Ebene führte der Zugang zum Hallenbad, in der oberen Ebene lag der Zugang für die Tribünenbesucher.
Eröffnung
Am 22. Mai 1971 wurde um 18 Uhr das Zentralbad feierlich eingeweiht. Ausrichter war für die Stadt Gelsenkirchen der Schwimmclub Gelsenkirchen 04 unter Mitwirkung von Olympiateilnehmern, Deutschen und Westdeutschen Meistern. Teilnehmende Vereine waren der SV Münster 91, Wiking Herne, Hamborn 07/38, Delphin Wattenscheid, Blau-Weiß Bochum, SC Gelsenkirchen 04, beim Synchronschwimmen: Delphin Eschweiler und beim Kunstspringen: SV Münster 91. Aus dem Ruhrgebiet wurden eingeladen der Vfl Gladbeck, Essen 06, Blau-Weiß Recklinghausen, die Schwimmvereinigung Gelsenkirchen-Horst 64, der Schwimmclub Delphin Gelsenkirchen u. Buer, Blau-Weiß Bochum, SV Münster 91, und die DLRG Gelsenkirchen.
Architekt P. F. Schneider übergab das neue Bad an Oberbürgermeister Josef Löbbert, der anschließend die Begrüßungsansprache hielt.
Nach dem offiziellen Teil der Eröffnung sorgte ein reichhaltiges Sportprogramm für die Unterhaltung der Gäste. Vor allem das Kunstspringen mit dem deutschen Meister Norbert Huda vom SV Münster 91 riss die Gäste immer wieder zu begeistertem Applaus hin. Dabei war auch der ehemalige Gelsenkirchener Schwimmer Jürgen Schiller. Neben Rettungsvorführungen der DLRG brachte das Synchronschwimmen den Nixen des Delphin Eschweiler reichen Beifall. Eine Abwechselung zwischen den sportlichen Einlagen waren die Bademodenschau, die von den heimischen Firmen Kaufhof, Sinn und Westfalenkaufhaus bestritten wurden. Zu den Klängen einer Beatband zeigten Mannequins und Dressman das modische Erscheinungsbild der Sommersaison.
Ausstattung
Das Zentralbad verfügte über:
- ein 25 m Sportbecken mit Sprunganlage (1 m, 3 m und 5 m )
- ein 25 m Mehrzweckbecken mit Sprunganlage (1 m und 3 m)
- ein Lehrschwimmbecken
- ein Plantschbecken
- eine Gymnastikhalle
- eine Tribüne für 486 Zuschauer
- zwei Solarien
- Saunaanlage
- Gastronomie
International war die Anlage als Wettkampfstätte anerkannt, viele Sportvereine und Schulen trainierten hier regelmäßig. Gleichzeitig war das Bad familienfreundlich und behindertengerecht. Blindenstreifen führten von den Dusch- und Sanitäranlagen zum Mehrzweckbecken und ein mobiler Poollifter half beim Einstieg in das Becken.
Wettkämpfe
Unter anderem wurden nachstehende Meisterschaften im Zentralbad ausgetragen (unvollständige Liste)
- 6. Dezember bis 8. Dezember 1991 fanden die Sprint-Schwimm-Europameisterschaften statt.
- 28. November bis 30. November 2003 fanden die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften statt.
- 2014: Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen
- 2015: Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen
- 2016: Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen
- 2017: Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen
- 2018: Deutsche Mannschaftsmeisterschaften Schwimmen
Weblinks
Thematisch passender Thread im Forum
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Quelle
- Stadtchroniken und Gelsenkirchener Blätter 1968 bis 1971