Sozialbetrug mit Schrottimmobilien?
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Sozialbetrug mit Schrottimmobilien in großem Stil
Zum Artikel: http://www.focus.de/immobilien/mieten/h ... 99635.html[/quote]Focus Online 07.08.2016 hat geschrieben:Schleuser-Banden betreiben in Gelsenkirchen Sozialbetrug in großem Stil
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Und hier (die gedruckte Version war vom 21.07.2016) die "Lang-Version" in der Zeit.
Zum Artikel: http://www.zeit.de/2016/31/gelsenkirche ... ettansichtZeit Online 04.08.2016 hat geschrieben:Gelsenkirchen - Der Häuserkampf
Ich würde es eher Sarkasmus nennen.Rüdiger Georg hat geschrieben:das Verlinken des Wohnungsmarkts
Wer möchte schon in einer Stadt voller Schrottimmobilien, Wettbüros, Säufern mit pockigen Nasen, dem Wahrzeichen: heruntergelassene Rolläden
und Müllwerkern, die dem Müll auf den Straßen mit Radladern zu Leibe rücken müssen, wohnen?
Zumindest wird es im Artikel so dargestellt.
- Ego-Uecke
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Zum Ursprungsthema dieser Diskussion stellt sich mir die Frage nach den Gründen für ein solches Vermieter- oder Hausbesitzerverhalten.
Ich war eine Zeitlang auf der Vermieterseite (von Sozialwohnungen). Die meisten der 65 Mietwohnungen, mit denen ich zu tun hatte, konnten über Jahre problemlos vermietet und nach einem Auszug weitervermietet werden. Aber dann kam eine Zeit, in der das plötzlich anders wurde. Mieten wurden nur noch nach Mahnungen (teilweise) gezahlt. Die Sozialbehörden zahlten die fällige Miete nicht mehr direkt an den Vermieter, sondern an die Mieter aus. Viel zu oft kamen diese Mieten nicht mehr beim Vermieter an. Nach Räumungsklage (bis zu 2 Jahren Verhandlungen) waren Reparaturen im mittleren fünfstelligen Bereich erforderlich.
Immer mehr Hausbesitzer ließen Wohnungen leer stehen, weil sie sich nicht mit solchen Problemen plagen wollten.
Es gibt ganz sicher noch eine Reihe weiterer Gründe, die einen Hausbesitzer dazu bringen, seinen Besitz verfallen zu lassen. Genauso gibt es eine Mehrheit der Mieter, die großes Interesse an einem ordentlichen Wohnumfeld haben.
Ich war eine Zeitlang auf der Vermieterseite (von Sozialwohnungen). Die meisten der 65 Mietwohnungen, mit denen ich zu tun hatte, konnten über Jahre problemlos vermietet und nach einem Auszug weitervermietet werden. Aber dann kam eine Zeit, in der das plötzlich anders wurde. Mieten wurden nur noch nach Mahnungen (teilweise) gezahlt. Die Sozialbehörden zahlten die fällige Miete nicht mehr direkt an den Vermieter, sondern an die Mieter aus. Viel zu oft kamen diese Mieten nicht mehr beim Vermieter an. Nach Räumungsklage (bis zu 2 Jahren Verhandlungen) waren Reparaturen im mittleren fünfstelligen Bereich erforderlich.
Immer mehr Hausbesitzer ließen Wohnungen leer stehen, weil sie sich nicht mit solchen Problemen plagen wollten.
Es gibt ganz sicher noch eine Reihe weiterer Gründe, die einen Hausbesitzer dazu bringen, seinen Besitz verfallen zu lassen. Genauso gibt es eine Mehrheit der Mieter, die großes Interesse an einem ordentlichen Wohnumfeld haben.
Ein Grund könnte auch der Generationenwechsel sein. Alte, nicht mehr zeitgemäße Häuser wechseln den Besitzer durch Erbschaft. Die Mieter, zum Teil auch schon älter, sterben irgendwann weg oder ziehen aus. Wohnungen sind dann nur noch schwer vermietbar und die Erben haben kein Interesse diese zu sanieren. Entweder vergammeln die Häuser dann oder werden billig verscherbelt. Diejenigen, die billig gekauft haben, suchen sich Mieter die mit dem Standard des Wohnraums zufrieden sind, streichen die Miete ein und sanieren auch nicht. Die Spirale nimmt seinen Lauf.Ego-Uecke hat geschrieben:Zum Ursprungsthema dieser Diskussion stellt sich mir die Frage nach den Gründen für ein solches Vermieter- oder Hausbesitzerverhalten.
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Es gibt ganz sicher noch eine Reihe weiterer Gründe, die einen Hausbesitzer dazu bringen, seinen Besitz verfallen zu lassen. Genauso gibt es eine Mehrheit der Mieter, die großes Interesse an einem ordentlichen Wohnumfeld haben.
- Ego-Uecke
- † 17. 10. 2019, War Mitglied der Verwaltung
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Genau dieses Verhalten ist mir auch bekannt. Hinzu kommt, dass die Erben nicht mehr in Gelsenkirchen wohnen und ihnen deshalb die Probleme nicht besonders wichtig sind. Mancher Vermieter fordert auch sehr unrealistische Mieten für solche Schrottimmobilien.
Abreißen und neu bauen ist auch zu teuer, also vergammelt alles weiter. Manchmal so lange, bis die Kosten über die Steuerzahler finanziert werden.
Abreißen und neu bauen ist auch zu teuer, also vergammelt alles weiter. Manchmal so lange, bis die Kosten über die Steuerzahler finanziert werden.
- kleinegemeine01
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WAZ/ Der Westen vom 19.08.2016:
Gelsenkirchen
Stadt schließt weitere Schrottimmobilien
Die Stadt hat bei der Überprüfung von Häusern an der Wildenbruchstraße, der Ückendorfer Straße, der Lazarettstraße sowie an der Metzerstraße am Mittwoch große Mängel festgestellt. Weitergehende Überprüfungen werden daher folgen. ...
http://www.derwesten.de/staedte/gelsen ... 12892.html
Ist mir eben über den Weg gelaufen:
eine Masterarbeit aus 2012/13 an der TU Dortmund zum Thema "Schrottimmobilien in Bochum - was die Stadt in Zukunft tun sollte".
Darin werden Beispiele aus GE und HER benannt und beschrieben, versehen mit Danksagungen an unterstützende Expert/innen, darunter auch an den im ZEIT-Artikel (siehe frühere Postings) zitierten Herrn Markus Horstmann, Ref. Stadtplanung GE.
In der Anlage 4.2 könnt ihr den Wortlaut des Experten-Interviews mit ihm lesen.
Es ist von ihm autorisiert.
Er stellt praxisorientiert und plastisch Möglichkeiten und Grenzen stadtplanerischen Handels in seinem Arbeitsbereich dar.
Was ich an der Arbeit gut finde: eine emotionsfreie Herangehensweise mit etlichen Hintergrundinfos für Nicht-Profis.
Was ich auch gut finde: auf Seite 13 gibt es etwas über die Begriffsdefinition des Wortes "Schrottimmobilie".
Was ich besonders gut finde: dass die Erstellung und die Veröffentlichung dieser Arbeit aus einer Zeit stammen, die wir in GE als unsere "jüngste Stadtgeschichte" betrachten können.
Tja, immer wieder gut, unser GG-Header: Soziokulturelles von Gestern und Heute - at it's best.
Quelle: https://www.wohnungsmarktbeobachtung.de ... bilien/pdf
Chapeau! und Gruß an die Autorin Colleen Tüllner.
eine Masterarbeit aus 2012/13 an der TU Dortmund zum Thema "Schrottimmobilien in Bochum - was die Stadt in Zukunft tun sollte".
Darin werden Beispiele aus GE und HER benannt und beschrieben, versehen mit Danksagungen an unterstützende Expert/innen, darunter auch an den im ZEIT-Artikel (siehe frühere Postings) zitierten Herrn Markus Horstmann, Ref. Stadtplanung GE.
In der Anlage 4.2 könnt ihr den Wortlaut des Experten-Interviews mit ihm lesen.
Es ist von ihm autorisiert.
Er stellt praxisorientiert und plastisch Möglichkeiten und Grenzen stadtplanerischen Handels in seinem Arbeitsbereich dar.
Was ich an der Arbeit gut finde: eine emotionsfreie Herangehensweise mit etlichen Hintergrundinfos für Nicht-Profis.
Was ich auch gut finde: auf Seite 13 gibt es etwas über die Begriffsdefinition des Wortes "Schrottimmobilie".
Was ich besonders gut finde: dass die Erstellung und die Veröffentlichung dieser Arbeit aus einer Zeit stammen, die wir in GE als unsere "jüngste Stadtgeschichte" betrachten können.
Tja, immer wieder gut, unser GG-Header: Soziokulturelles von Gestern und Heute - at it's best.
Quelle: https://www.wohnungsmarktbeobachtung.de ... bilien/pdf
Chapeau! und Gruß an die Autorin Colleen Tüllner.
Naja, gerade zu dieser Definition verkennt die Autorin m.E., dass der Begriff ursprünglich einen ganz anderen Sachverhalt bezeichnete; jedenfalls wird dieser Ursprung nicht angesprochen. Denn der Begriff Schrottimmobilien steht seit Jahrzehnten in Zusammenhang mit steuerlich getriebenen Erwerbermodellen, die letztlich nicht aufgingen. Näher erläutert ist das z.B. bei Wikipedia unter dem Stichwort "Schrottimmobilien".
Die Stadtplaner haben diesen Begriff also offenbar erst viel später übernommen und bezeichnen damit eine ganz anderen - nämlich den in Arbeit erörtern - Sachverhalt. Jedenfalls ist die Aussage auf S. 13 der Arbeit, dass der Begriff "Schrottimmobilien" erst relativ kurz in der deutschen Sprache gebräuchlich sei, zumindest fragwürdig.
J.
Die Stadtplaner haben diesen Begriff also offenbar erst viel später übernommen und bezeichnen damit eine ganz anderen - nämlich den in Arbeit erörtern - Sachverhalt. Jedenfalls ist die Aussage auf S. 13 der Arbeit, dass der Begriff "Schrottimmobilien" erst relativ kurz in der deutschen Sprache gebräuchlich sei, zumindest fragwürdig.
J.
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Eine andere Revierstadt hat gewisse Probleme vorausgesehen und bereits vor gut 9 Jahren eine Task Force aus Polizei, Ordnungsamt, Ausländeramt und Sozialarbeiter gebildet. Wohnungskontrollen, Kontrollen von Papieren, Immobilieninspizierung etc. .Das "Problem" ist sehr klein geblieben, hoher Zuzug blieb aus.
Im Frühjahr hat man hier das Modell auf die Agenda gebracht. Reaktion der Stadt: Brauchen wir nicht.....bei uns ist alles in Ordnung.
Wenn ich mir den ZEIT-Artikel vornehme, muss sich das Problem wohl in zwei Jahren exponential verschlimmert haben.
Im Frühjahr hat man hier das Modell auf die Agenda gebracht. Reaktion der Stadt: Brauchen wir nicht.....bei uns ist alles in Ordnung.
Wenn ich mir den ZEIT-Artikel vornehme, muss sich das Problem wohl in zwei Jahren exponential verschlimmert haben.
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Meine Rede.Altstädter hat geschrieben:Eine andere Revierstadt hat gewisse Probleme vorausgesehen und bereits vor gut 9 Jahren eine Task Force aus Polizei, Ordnungsamt, Ausländeramt und Sozialarbeiter gebildet. Wohnungskontrollen, Kontrollen von Papieren, Immobilieninspizierung etc. .Das "Problem" ist sehr klein geblieben, hoher Zuzug blieb aus.
Im Frühjahr hat man hier das Modell auf die Agenda gebracht. Reaktion der Stadt: Brauchen wir nicht.....bei uns ist alles in Ordnung.
Wenn ich mir den ZEIT-Artikel vornehme, muss sich das Problem wohl in zwei Jahren exponential verschlimmert haben.
Der ach so tolle "Tacheles"-Redner glänzt mit Tatenlosigkeit.
Ich finde dieses Verhalten schäbig, passt aber in die Tradition der Granden der Vergangenheit.
Armes GE