60 Jahre und kein bisschen weise? Die Bundesrepublik wird 60

Alles, was es sonst noch zu bequatschen und zu begucken gibt.

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Troy
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 12945
Registriert: 25.06.2007, 21:41

Beitrag von Troy »

Im Mai 1985 war ich mit einigen Leuten aus einer Friedensgruppe zu einem Studienbesuch in Rotterdam und Umgebung.
Im Rahmen binationaler Begegnungen zwischen Deutschen und Niederländern hatten wir die Gelegenheit,
an den Feierlichkeiten zum Gedenken des 5.Mai 1945 (40. Jahrestag der Kapitulation der deutschen Soldaten in NL) teilzunehmen.

Vorher hatten wir schon einige Besuche bei Widerstandskämpfern, Veteranen,
Friedensgruppen, Freiwilligenarbeitern, in Anti-Diskriminierungsprojekten usw. gehabt.

Selbstverständlich wurde da auch das deutsch-niederländische Verhältnis nach dem Krieg besprochen,
die Rolle der Kollaborateure im Krieg, der Umgang mit Flüchtlingen.
Ich kann mich gut an Gespräche erinnern, in denen dann aktuell das Thema
Umgang mit Minderheiten und Maßnahmen zur Verhinderung von Diskriminierung im Mittelpunkt standen.

Wir waren als Gruppe durch die Offenheit der Menschen und die Gesprächsatmosphäre sehr angerührt.
Wir wussten nicht so recht, wohin mit unseren Gefühlen.
Zeitzeugenberichte und persönliche Erinnerungen verdeutlichten uns jungen Leuten ganz freundlich, aber eindringlich,
zu welchem Volk wir gehören - auch wenn wir erst gegen Ende des Kriegs oder danach geboren sind.
Niemand hatte uns bei den Begegnungen einer "Mitschuld" bezichtigt
oder uns als "Erben" hingestellt, die nun immer und immer darunter leiden sollten, was unsere Vorfahren getan hatten.

Aber die Menschen drückten uns ihre Erwartung aus, dass wir nichts dem Vergessen überlassen,
dass wir uns immer gegen dieses Nazi-Gedankengut aktiv wehren und dagegen einsetzen
und nachfolgenden Generationen stets davon erzählen.

Mit all diesen intensiven Erfahrungen der kurzen "Reise in die Vergangeheit"
machten wir uns am Gedenktag auf den Weg zum Ort der Feierlichkeiten:
Eine große Kirche, die nach dem Bombardement (1940) von Rotterdam nach dem Krieg wieder aufgebaut worden war.

Wir waren trotz aller Eile irgendwie zu spät dran.
Von allen Seiten strömten die Menschen.
Der riesige Kirchenbau verschluckte weithin sichtbar an seiner Eingangstür ganze Gruppen von Menschen gleichzeitig.

Mit gemischten Gefühlen betraten wir die Kirche.
Nirgends mehr ein Sitzplatz frei,
die Mensche standen bereits an den Seiten, am hinteren Ende der Kirche, vorne am Altar, überall.

Wir wurden von der Menge einfach weiter geschoben.
Bis ganz nach vorne, wo wir eine Ehrentribüne sahen.
Dort hatte man etwas erhöht Plätze für Überlebende und Widerstandskämpfer und ihre Angehörigen reserviert.
Offensichtlich waren noch nicht alle vollzählig anwesend.
Wir wurden unruhig, schauten hilflos nach rechts, nach links.
Wohin sollten wir?
Stets im Blickkontakt mit unseren niederländischen Begleitern,
wurden wir plötzlich von mehreren Menschen gebeten,
uns nach vorne auf die reservierten Plätze zu setzen.

Uns rutschte das Herz in die Hose! Wir schauten uns erschrocken an:
WIR sollten da oben auf diese Ehrenplätze?
Als Deutsche?
An diesem Tag?
Wir, die wir dachten, niemals hautnah mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun zu bekommen?
Wir sollten neben diesen hart vom Krieg getroffenen Menschen sitzen?

Ja, so sollte es sein.
Wir haben sie neben uns atmen uns singen und reden hören.
Sie waren freundlich, nickten uns zu, übersetzten ein bisschen.

Ganz pragmatisch wurde ein Platzproblem gelöst,
und wir saßen mitten in dieser Feier fast in der ersten Reihe!

Heute, fast 25 Jahre später, fühle ich mich in diesen Dingen im übertragenden Sinne irgendwie immer noch wie "fast in der ersten Reihe".
Durch diesen Fred hier ist mir das erstmal wieder ins Bewusstein gekommen,
was ich damals erlebt habe - und wie nah wir heute wieder oder immer noch dran sind
an Themen von vor 60 Jahren.

Troy
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 12945
Registriert: 25.06.2007, 21:41

Beitrag von Troy »

In diesem Fred erinnere ich an den heutigen Flora-Abend zum Thema "Ruhrkampf".

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... sc&start=0

Nicht verpassen! Das ist die "Vor-"Geschichte unserer Republik!

DThamm
Abgemeldet

Beitrag von DThamm »

@Troy,
ich versuche es mal.
Part 1
Stunde Null.

Alles am Boden, Ruinen, Dreck, Schutt und Hunger.
Die übrig gebliebenen Menschen leiden, doch der Horror, Bombenabwürfe und Bunkerleben haben ein Ende, ein Ende mit Schrecken, Verwüstung und Armut, doch das nackte Überleben gerettet zu haben gibt Hoffnung.
Der zweite Weltkrieg hat mit der bedingungslosen Kapitulation ein Ende gefunden.
Die Schallwellen der Propaganda, WOLLT IHR DEN TOTALEN KRIEG, sind gebrochen, die auslaufenden Schwingungen haben ein Ausmaß an Verwüstung hinterlassen und kein Mensch glaubt an einer schnellen Besserung.
3250000 Wehrmachtsangehörige sind getötet worden.
Durch Luftangriffe auf Deutschland sind 300000 Zivilisten umgekommen.
1500000 Menschen gelten als vermisst.
Die materiellen Verluste sind nicht einzuschätzen.
Großdeutschland gibt es nicht mehr, hat seine Existenz verloren.
Die Stunde 0 in Deutschland beginnt mit, NICHTS.
Die alliierten Streitkräfte teilen Deutschland auf, auf der Potsdamer Konferenz, in Sektoren, OST und WEST und klagen die ehemaligen Vertreter der deutschen Militärregierung an.
Die westlichen Alliierten ziehen sich aus Sachsen Thüringen und Mecklenburg zurück und überlassen den sowjetischen Truppen diese Gebiete.
Am 06. August 1945 um 8.16 Uhr: Die erste Atombombe explodiert über Hiroshima und fordert über 100000 Menschenleben. Der zweite Weltkrieg endet entgültig mit einem Schock für die gesamte Menschheit.
In Deutschland macht ein Wort die Runde REPARATION, die Gelder der ehemaligen Großindustriellen werden beschlagnahmt.
In Nürnberg beginnt der Prozess gegen die Kriegsverbrechen und der erste Winter nach 0 steht vor der Tür.
Frierende Menschen, in menschenunwürdigen Behausungen hungern, die unzureichende Kleidung reicht nicht aus, die Kälte zu bewältigen, doch ein Hoffnungsschimmer taucht auf, die Wohlfahrtsorganisation Care in Amerika beschließt, Nahrung, Kleidung und Medikamente in die vom Krieg betroffene Länder Europas zu schicken.
Der Deutsche Energiespender, DAS RUHRGEBIET gewinnt immer mehr an Bedeutung, wie ein Magnet, eine Völkerwanderung gleich, strömt die Masse in den Pott, um Arbeit egal welche zu bekommen. Arbeit heißt, kein Hunger, heißt Brot auf Marken, ein wenig Fett, vielleicht eine menschenwürdige Behausung, das sind Aussichten und Einstellungen die bald, wie ein blühender Baum, der auch Früchte bringt um sich greift.
Im Januar 1946 finden die ersten freien Wahlen statt, ein Zeichen, Deutschland organisiert sich, in Deutschland kehren langsam Ruhe und Ordnung ein.
Konrad Adenauer wird als CDU-Chef gewählt, mit Bekanntgabe der ersten christlich sozialen Union. Die vorrangigen Beschlüsse die zu Stande kommen lauten: Ablehnung einer weitreichenden Sozialisierung, dafür die Förderung mäßigen Besitzes, Familienschutz und Freiheit der Person, weltanschauliche Schulgestaltung und Glaubensschutz.
Im Osten Deutschlands Gründung der Sozialistischen Einheits-Partei mit Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und Walter Ulbricht an der Spitze.
Die Sowjets wollen den Zusammenschluss von KPD und SPD der aber nicht zu Stande kommt.
In Nürnberg läuft der Kriegsverbrecher-Prozess auf vollen Touren, Göring bezeichnet die Genfer Konvention durch die moderne Kriegsführung als überholt.
Die Rohstofflieferung im Pott steigt ständig an, doch die Mehrzahl der Deutschen hungert noch immer.

Frage an die Verwaltug: Was dagegen?

Benutzeravatar
Lorbass43
Beiträge: 2080
Registriert: 11.02.2009, 10:49
Wohnort: Früher Scholven - heute Herzogenrath

60 Jahre ...

Beitrag von Lorbass43 »

Kein Volk ändert in sechzig Jahren dramatisch Wesen und Charakter. Wenn es ein wenig dazulernt, ist es viel. Die Deutschen, meine Großeltern und Eltern die das verbrecherische NS-Regime trugen und ertrugen, waren gewiss nicht grundsätzlich schlechter als wir, ihre Kinder und Enkel, die braven roten, grünen oder bürgerlichen Wähler der Bundesrepublik.
Mit Sorge beobachte ich die schon länger anhaltende Entwicklung in unserer Gesellschaft, wie verharmlosend ehemalige Terrorregimes wie die Sowjetunion oder die DDR dargestellt werden. Dieser Wahn stößt mittlerweile in Regionen vor, dass NVA -Uniformen und Stalin - Poster im Internet und selbst im Fußballfanshop oder Handelsketten Trikots mit Hammer und Sichel, oder DDR-Symbolen, Standardartikel geworden sind. Dies noch unterstrichen mit dem Slogan
“ Absolut Kultig”.
Ich frage mich ob die Millionen Todesopfer Lenins, Stalins, und Breschnijews und ihrer Marionetten in Ostberlin dies auch so “kultig” fänden. Es wird im Fanshop schließlich auch keine deutsche Olympiabekleidung von 1936 angeboten. Dasselbe gilt für Wehrmachtsuniformen. Dies verbietet das Gesetz, da diverse Symbole die Schreckensherrschaft der Nazis verharmlosen könnten.
Bei mir löst dieses Unverhältnis nur Kopfschütteln und Entsetzen aus. Denn was wir derzeit erleben, ist eine kaum zu steigernde Verharmlosung von über 70 Jahre Diktatur, Massenmorden, Vergewaltigungen, Verschleppungen, Interventionen, Zwangsenteignung und Konzentrationslagern. Diese Verbrechen werden durch Fernsehsendungen noch zusätzlich beschönigt. Da werden Personen befragt, die meinen, die DDR war unterm Strich eine tolle Zeit. Die Vorzeigetussi von Erich Honnecker, vorne weg in “ Junger Pionier Kluft”.
Man stelle sich mal eine extra inszenierte Show über das Dritte Reich vor, mit Zeitzeugen, die über ihre wundervolle Zeit aus der Hitlerjugend berichten, und wie chic doch die “ Kluften” und das Lagerleben waren.

Vielleicht unter dem Sendetitel “ Nazi - Nostalgie, eine kultige Ära”.

Benutzeravatar
Benzin-Depot
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 18810
Registriert: 19.01.2008, 02:38
Wohnort: Gelsenkirchen

Re: 60 Jahre ...

Beitrag von Benzin-Depot »

Lorbass43 hat geschrieben:Kein Volk ändert in sechzig Jahren dramatisch Wesen und Charakter....”
@Lorbass43: Da möchte ich Dir doch wiedersprechen. Denn der Umkehrschluß wäre ein Volk, bei dem die Mehrheit ein totalitäres Regime in Deutschland befürworten würde.

Lorbass43 hat geschrieben:Bei mir löst dieses Unverhältnis nur Kopfschütteln und Entsetzen aus. Denn was wir derzeit erleben, ist eine kaum zu steigernde Verharmlosung von über 70 Jahre Diktatur, Massenmorden, Vergewaltigungen, Verschleppungen, Interventionen, Zwangsenteignung und Konzentrationslagern. Diese Verbrechen werden durch Fernsehsendungen noch zusätzlich beschönigt. Da werden Personen befragt, die meinen, die DDR war unterm Strich eine tolle Zeit. Die Vorzeigetussi von Erich Honnecker, vorne weg in “ Junger Pionier Kluft”.
Man stelle sich mal eine extra inszenierte Show über das Dritte Reich vor, mit Zeitzeugen, die über ihre wundervolle Zeit aus der Hitlerjugend berichten, und wie chic doch die “ Kluften” und das Lagerleben waren.

Vielleicht unter dem Sendetitel “ Nazi - Nostalgie, eine kultige Ära”.
Wenn wir das verbrecherische Stalin-Regime mal außen vor lassen, und uns auf die ehemalige DDR beschränken, sehe ich bislang keinerlei Glorifizierung der Honnecker-Aera.

Oder sollte mir da was entgangen sein ?

Handelt es sich bei den von Dir angeführten Sendungen nicht eher um die nostalgischen Rückblicke auf die Highlights der Gebrauchsgüterkultur, bzw. Schlagerwelt einer Generation, welche sich ihrer Ideale beraubt sah ?

Und wird nicht auch bei uns die Werbe-, Gebrauchsgut- und Schlagerkultur aus der Zeit, als die Schreckensherrschaft der Nazis im vollen Gange war, hochgehalten ?

Und das vollkommen unpolitisch ?

Ich glaube, da sollte man doch differenzieren.
„Die Menschen", sagte der Fuchs, „die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig.“
(Antoine de Saint-Exupéry / aus "Der kleine Prinz")

DThamm
Abgemeldet

Beitrag von DThamm »

Part_2
Das Hungerjahr.1947
Leid, Elend und Hunger herrschen in Deutschland vor, die Grundlage, dass notwendigste zum Überleben fehlt immer noch.
Aber vergessen wir nicht das Leid und Elend an welches Deutschland die Schuld trägt, es ist eine verdammt schwere Schuld, die viele Menschenleben ausgelöscht hat.
Deportationen Konzentrationslager, Gettos, Arbeitslager, Schuften bei wenig Nahrung bis zur Entkräftung, bis hin zum Verschwinden in einem Massengrab. Medizinische Versuche an Menschen, ohne Betäubung, im Dienste der Wissenschaft und zum Wohle des Deutschen Volkes, Erfindungen zur schnellen Massenvernichtung gehörten wohl auch dazu.
Vergessen, nein, nie, Geschichte wird geschrieben, geschrieben zum nachhalt und zur Mahnung an nachfolgende Generationen.
Deutschland in Not.
1300 Kalorien zur Tagesernährung bei einer Kältewelle und Temperaturen bis 15 Grad unter Null lähmen den anfänglichen Mut der Menschen, am Aufbau Teil zu nehmen.
Die industrielle Produktion fällt fast ganz aus, eine Hülle von Frost und Eis lähmt die Bevölkerung und außer Aktivitäten, bis auf das sammeln von Brennholz und kratzen nach etwas essbarem, sind nicht zu erkennen. Der Kohleklau nimmt kriminelle Formen an und ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Kinder und Jugendliche verstecken sich in Hecken entlang am Bahndamm und starten abenteuerliche renn und Klettervorführungen um auf die vorbeifahrenden Kohlenzüge zu kommen. Kohlebrocken fliegen nach rechts und links und werden von Erwachsene aufgelesen und in Säcke verstaut, oftmals fahren die Züge langsamer, damit den Kindern die Möglichkeit zum Aufspringen überhaupt möglich ist. Not macht erfinderisch, der Schwarzmarkt blüht, Wertgegenstände und andere Gebrauchsgüter im Tausch gegen Kartoffel und Brot. Wer Zigaretten hat, kann alles eintauschen, das haben auch die Alliierten erkannt und ziehen für ein paar Glimmstengel Wertgegenstände aus den Taschen der gedemütigten Bevölkerung. Von den Besatzern fortgeworfene Kippen sammeln Kinder ein und liefern sie in Hinterhöfen für ein bis zwei Karamellen an Kippendreher ab.
Die Reichsmark verliert sprunghaft ihren Wert, Tauschhandel ist zur Basis des Überlebens geworden. Die landwirtschaftlichen Produkte unterliegen einer strengen Abgabekontrolle durch die Alliierten, die Bauern aber finden Wege und Möglichkeiten für einen Hamster und Tauschhandel, bei der sie sich die Taschen vollschieben.
Die Britische Besatzungsmacht beschuldigt die Deutschen an der Lebensmittelmisere Selbst Schuld zu sein. Die Amerikaner unter Herbert Hoover fordern Millionen von Dollars für Lebensmittel und das schnell um die Hungernot in Deutschland zu lindern.
Gewerkschaftsgründung im Westen, der Dachverband schließt 14 Einzelgewerkschaften zusammen.
In der britischen Zone finden die ersten Landtagswahlen statt.
In Landsberg werden 22 Todesurteile, gesprochen im Mauthausen-Prozess, vollzogen.
Klage gegen IG Farben an den Vorbereitungen zum Angriffskrieg und Versklavung von Menschen beteiligt gewesen zu sein.
George Marshall trägt in einer Universitätsrede seine Gedanken gegen Hunger, Armut, Hoffnungslosigkeit und Chaos vor.
Die Idee des Marshallplans ist geboren und wird in der Zukunft zur erfolgreichen Hilfe für ganz Europa.
Ernst Reuter wird Bürgermeister in Berlin.
Der SED Ministerpräsident von Thüringen ist mit seiner Frau in den Westen geflohen.
Trotz wirtschaftlicher Not wird die erste Hannover-Messe eröffnet, mit einem großen Erfolg für den Deutschen Maschinenbau.
In London heiratet Kronprinzessin Elisabeth den Herzog von Edinburgh.

DThamm
Abgemeldet

Beitrag von DThamm »

Part_3
Geldentwertung, Währungsreform.
Das Jahr 1948 beginnt mit den Olympischen Winterspielen, im feudalen Sankt Moritz, in der Schweiz, ohne Deutsche Beteiligung.
Die Schwierigkeit, das deutsche Volk ausreichend zu ernähren, hält an, Schuldzuweisungen an die Alliierten, bei der Aufteilung vergessen zu haben, dass Deutschlad-Ost ja die Kornkammer Deutschlands war und ab jetzt dem Russen gehöre, wird Semmler zum Verhängnis, was die Militärgouverneure Clay und Robertson aber nicht stören.
Konrad Adenauer protestiert gegen die Entlassung.
Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wird neu gegründet und erhält den Namen, Max-Planck-Gesellschaft. In Frankfurt entsteht die Zentralbank der Länder, dass Grundkapital beträgt 100 Millionen Reichs-Mark.
Auf dem Volkskongress in Ostberlin verlangt Otto Grotewohl die Anerkennung der Oder Neiße Grenze und die Deutschen-Bauern-Partei wird gegründet.
Militärgericht verurteilt 14 SS-Führer zum Tode durch den Strang und spricht sieben Verurteilungen zwischen zehn Jahren und lebenslänglich aus.
20.06.1948 Währungsreform.
Am 18.06. 1948 wird der Umtausch Reichsmark in DM bekannt gegeben und am 20.06 durchgeführt.
Der Verfall der deutschen Währung macht eine Reform zwingend erforderlich um die Wirtschaft neu zu beleben. Jeder Bürger der Westzonen erhält 40-DM und einen Monat später noch mal 20- DM. Spareinlagen und Guthaben, haben ein Umtauschverhältnis von 1 : 10 , tatsächlicher Umtausch 100 RM = 6,50 DM.
Eine Woche später, man staune, sind die Schaufenster der Läden mit Verbrauchsgütern gestopft voll. In den Westsektoren Berlins zählt nur noch die DM, was zu Demonstrationen im Ostsektor führt.
Als Reaktion auf die Währungsreform folgt die Berliner Blockade. Die Antwort der Westalliierten bleibt nicht aus, es wird jegliche Einfuhr von Kohle und Stahl in dem Ostsektor ausgesetzt.
Ab 26.06.1948 beginnt die Versorgung Berlins durch die USA und England auf dem Luftweg,
Die Luftbrücke, ein bis dato nicht gekanntes Unternehmen nimmt seinen beispiellosen Lauf.
Die im Volksmund so genannten Rosinenbomber transportieren Nahrungsmittel, Brennstoffe und Maschinen nach Berlin. Anfangs ist es 6,5 Tonnen mit einer täglichen Steigerung bis Mai 1949 auf 12940 Tonnen pro Tag.
Ein Italienisches Gericht verurteilt den früheren SS Obersturmbannführer Kappler wegen Geiselerschießungen zum Tode. In Nürnberg fallen Urteile gegen die IG Farben und Krupp von Bohlen und Halbach, mit Freiheitsstrafen von zweieinhalb bis zwölf Jahren.
In London eröffnet König Georg der VI, die XIV Olympischen Sommerspiele an denen sich Japan und Deutschland nicht beteiligen darf.
In Bayern beginnen Beratungen für einen Verfassungsentwurf.
Die Grundnahrungsversorgung bessert sich ständig, in den Auslagen der Geschäfte finden sich Wurst und Brot und die Arbeitnehmer in der Schwerindustrie erhalten 4000 Kalorien am Tag. Die Alliierten entlassen Kriegsgefangene und die Suche nach Angehörigen beginnt.
In Berlin stürmen Kommunistische Demonstranten und greifen nichtkommunistische Stadtverordnete und die Polizei an.
Bischof Wurm protestiert gegen die Kriegsverbrecherprozesse.
Die Lebensmittelrationen in Westberlin werden von täglich 1600 auf 1800 Kalorien erhöht.
Die vereinten Nationen beschließen ein Verbot und Bestrafung von Völkermord zur Wahrung von Menschenrechten.
NRW klagt über zu hohe Besatzungskosten.

DThamm
Abgemeldet

Beitrag von DThamm »

Part_4
Grundgesetz Bundesrepublik
An der Zonengrenze, auch Innerdeutsche Grenze, spielen sich unmenschliche Szenen ab, Flüchtende die den Ostsektor verlassen wollen und beim Grenzübertritt von sowjetischen Wachtruppen gefasst werden, wird der Prozess gemacht. Es kommt zu Verhaftungen und Verurteilungen die in Haftstrafen enden.

In Bonn findet die feierliche Verkündung des Grundgesetzes, in Gegenwart aller westdeutschen Minister und Landtagspräsidenten sowie Vertretern der Militärgouverneure statt. Konrad Adenauer hält die Eröffnungsrede und weist auf einen neuen Abschnitt deutscher Geschichte hin.
Die Abgeordneten des parlamentarischen Rates, außer die KP Abgeordneten, Max Reimann und Karl Renner unterzeichnen das Grundgesetz, einschließlich Bayern.

Damit beginnt die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Die Zugangswege nach Berlin sind wieder frei, das bedeutet, die Berlinblockade ist beendet und somit die Luftbrücke auch. Der Verkehr nach Berlin und umgekehrt rollt wieder

Die CDU gewinnt die ersten Bundestagswahlen, die CDU/CSU erreicht 34,6 %, die SPD 32,6 %, die FDP, die DVP und BDV erreichen 12,9 %, KPD 3,7 %, BP 4,2 %, DP 4,2 %,
Sonstige 7,8 %

Deutschland hat wieder eine Identität!
Mit viel Hilfe von außen steht Deutschland vier Jahre nach Kriegsende wieder auf eigenen Beinen. Es folgen 60 kriegsfreie Jahre, dem Herrgott sei Dank!


Geben wir den vielen Millionen Menschen, Juden, Deportierte, Kriegsgefangene die durch deutsche Hände zu Tode gekommen sind, auch eine neue Identität und
helfen wir alle Andreas Jordan und seiner Gruppe bei der Verlegung von Stolpersteinen und legen ihm bitte keine Steine bei der Ausführung in den Weg.
BildBildBild

Troy
Mitglied der Verwaltung
Beiträge: 12945
Registriert: 25.06.2007, 21:41

Beitrag von Troy »

http://www.wdr5.de/sendungen/neugier-ge ... 288507d297
"Kalter Krieg und Pettycoat"
Heute im Autoradio mit Spannung gehört: auf WDR 5, zum Nachhören siehe Link.
Aus der Kurzbeschreibung:
"Es geht wieder aufwärts!" An dieser Beobachtung erfreuten sich in den 1950er Jahren viele Bundesbürger und priesen die Marktwirtschaft, die offenbar Wunder möglich machte. Die D-Mark war wertvoll, und "Made in Germany" bürgte weltweit für Qualität. Nach der Erfahrung mit dem durchideologisierten Dritten Reich steckte nun eine "skeptische Generation" all ihre Energie in den Wiederaufbau. Und über all dem thronte - beinahe unfehlbar - Kanzler Adenauer als Vaterfigur des Wirtschaftswunders.
Die Verstrickung der Deutschen in den Holocaust wurde allerdings verdrängt, nationalsozialistische Ideen konnten unreflektiert weiterwuchern: "Da sah ich einen Mann, der in seinen Vorlesungen noch öffentlich bedauerte, dass man Psychopathen nicht mehr an der Fortpflanzung hindern könne," erinnert sich der Arzt und Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter. Individualisten, Minderheiten und Randgruppen hatten es schwer, ganz gleich, ob sie Künstler, Intellektuelle, Homosexuelle oder Kommunisten waren.
Doch unterschwellig tat sich etwas, ein neuer Zeitgeist bildete sich heran.

@ Thamm: Dankeschön! Das hat wirklich was von "Kopfkino".

Heike
Abgemeldet

Die frühen Jahre

Beitrag von Heike »

In Gelsenkirchen waren im Frühjahr 1945 von den ehemals 92.000 Wohnungen nur noch 42.000 bewohnbar. Da täglich Menschen in das Ruhrgebiet strömten, wurde das Wohnungsproblem dringlicher.

Es waren Personen, die vor den Bombenangriffen aufs Land geflüchtet waren und nun wieder in ihre Heimatstädte zurückkehrten, entlassene Kriegsgefangene und Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Um die Situation in den Griff zu bekommen, wurden Zuzugsverbote erlassen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung hauste in notdürftig hergerichteten Wohnungen, Nissenhütten und Kellern. Das Fehlen sanitärer Einrichtungen und die daraus resultierenden unzureichenden hygienischen Verhältnisse begünstigten Typhus und Ruhr. Zudem kam die Energie- und Wasserversorgung fast zum Erliegen, da Kraftwerke und Leitungen durch die Kriegseinwirkungen ebenfalls stark zerstört waren. Neben der Wohnungsnot stellte die Lebensmittelversorgung das größte Problem dar. Die Rationen, die es auf Bezugsmarken gab, waren so gering, daß Kinder und Erwachsene unter Mangelerscheinungen litten.

Die Lebensmittelknappheit zwang die Menschen, sich illegal Nahrungsmittel zu beschaffen. Hunderte versuchten täglich auf Hamsterfahrten die ihnen noch verbliebenen Wertsachen bei Bauern gegen Kartoffeln, Eier und Gemüse zu tauschen. Wer es sich leisten konnte, bediente sich auf dem Schwarzmarkt, der trotz der Wucherpreise und regelmäßigen Razzien bis zur Währungsreform im Juni 1948 allerorts florierte. Berühmt-berüchtigt war der Schwarzmarkt im Bulmker Park, wo es erstaunlicherweise alles, was knapp war, dennoch zu kaufen gab.

Die vielbeschworene "Stunde Null" hat es somit nicht gegeben. Der neue Anfang allerdings war von Entbehrungen, Engpässen und Improvisation gekennzeichnet.
Aus: "Arbeiten und nicht verzweifeln" Gelsenkirchen 1945-1956. Heinz Jürgen Priamus in Zusammenarbeit mit Holger German, Dieter Host, Nobert Silberbach. Klartext, 1999.

HelmutW
Beiträge: 7024
Registriert: 18.02.2008, 21:13

Beitrag von HelmutW »

Heike hat zitiert...
Wer es sich leisten konnte, bediente sich auf dem Schwarzmarkt, der trotz der Wucherpreise und regelmäßigen Razzien bis zur Währungsreform im Juni 1948 allerorts florierte. Berühmt-berüchtigt war der Schwarzmarkt im Bulmker Park, wo es erstaunlicherweise alles, was knapp war, dennoch zu kaufen gab.
Das ist doch nicht weiter verwunderlich, Heike, so war der Mensch, so ist er und wahrscheinlich wird er auch noch Morgen so sein.....(natürlich nicht jeder)
Achtung..........
Sie verlassen gerade das Foto......
Für alle weiteren Schritte wird keine Haftung mehr
übernommen.......

Heike
Abgemeldet

Beitrag von Heike »

HelmutW hat geschrieben:Heike hat zitiert...
Wer es sich leisten konnte, bediente sich auf dem Schwarzmarkt, der trotz der Wucherpreise und regelmäßigen Razzien bis zur Währungsreform im Juni 1948 allerorts florierte. Berühmt-berüchtigt war der Schwarzmarkt im Bulmker Park, wo es erstaunlicherweise alles, was knapp war, dennoch zu kaufen gab.
Das ist doch nicht weiter verwunderlich, Heike, so war der Mensch, so ist er und wahrscheinlich wird er auch noch Morgen so sein.....(natürlich nicht jeder)
Helmut, deshalb wird es auch niemals eine Welt ohne Kriege geben.

HelmutW
Beiträge: 7024
Registriert: 18.02.2008, 21:13

Beitrag von HelmutW »

Das meine ich auch...Ich hatte schon erwähnt, daß es Waffen seit ca 2,5 Millikonen Jahre gibt.....sei es zur Verteidigung...sei es zum Angriff......
Sogar bei unseren Vettern, den Schimpansen....

Zusatz: Kriege sind ein uraltes,archaisches Erbe........
2. Zusatz: Natürlich, und das ist außerordentlich wichtig, gibt es immer Menschen mit pazifistischer Grundeinstellung...
Achtung..........
Sie verlassen gerade das Foto......
Für alle weiteren Schritte wird keine Haftung mehr
übernommen.......

HelmutW
Beiträge: 7024
Registriert: 18.02.2008, 21:13

Beitrag von HelmutW »

Es gibt ja die These, daß der kalte Krieg Friedenserhaltend war....
Achtung..........
Sie verlassen gerade das Foto......
Für alle weiteren Schritte wird keine Haftung mehr
übernommen.......

Heike
Abgemeldet

Beitrag von Heike »

Thesen sind dazu da, um sie an Kirchentüren zu nageln. :wink:

Antworten