1986: Wandel im Stadtbild - Rathaus am Machensplatz
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1986: Wandel im Stadtbild - Rathaus am Machensplatz
WAZ 1986
Entspricht das eigentlich den Tatsachen, dass es damals keine Stimmen für den Erhalt gab?
- Detlef Aghte
- † 18. 01. 2023
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neue skyline 1973
Zuletzt geändert von Detlef Aghte am 21.03.2007, 10:48, insgesamt 1-mal geändert.
Wer durch des Argwohns Brille schaut,
sieht Raupen selbst im Sauerkraut
W. Busch
sieht Raupen selbst im Sauerkraut
W. Busch
Es fällt mir schon schwer, als damals gerade Volljähriger (21!!), mich zu Rathaus und anderen Gebäuden, mal zu äußern. Ich halte es aber für durchaus wichtig und notwendig, da viele jüngere Bewohner Gelsenkirchens irgendwie eine Stellungnahme der damals mehr oder weniger Aktiven erwarten können.
Ich kann nur eine Sichtweise, die zwar von vielen geteilt werden wird -dessen bin ich mir sicher, auch wenn sich keiner meldet - nämlich meine ureigene, private darstellen.
Ich versuche einmal, die damalige Situation für den normalen, relativ unpolitischen Bürger der Stadt darzustellen.
Es ging damals nicht um einzelne Gebäude, sondern um ein komplett neues Stadtbild, ein Konzept, Gelsenkirchen als moderne, aufgeschlossene, entwicklungsfähige Ruhrgebietsstadt darzustellen.
Das war nicht einfach, zumal kurz vorher Bochum den Zuschlag zur Ruhruni erhalten hatte und Gelsenkirchener Barock die Brust nicht breiter werden ließ, sondern den Gelsenkirchener verschämt in sich zusammensacken ließ.
Man wollte keinesfalls Provinzler werden, war es aber schon - ohne es zu merken.
In meiner Erinnerung gab es damals mindestens vier große Baustellen, die ganz unterschiedlich bewertetwerden müssen. Rathaus, Bahnhof, Post und...man höre und staune Berliner Brücke, für einige heute noch eine größere Sünde als alle anderen zusammen.
Über die Post werde ich mich nicht äußern, dieses Haus abzureissen wäre sowieso absurd gewesen, weil es keiner "modernen Entwicklung" im Wege stand. Beim Bahnhof und beim Rathaus, das ja kein Rathaus mehr war, konnte man dieser Argumentation vielleicht gutmütig folgen. Bei der Post war die Absurdität zu offensichtlich.
Diese wunderschöne Rathaus war damals gar nicht so beliebt, wie es heute dargestellt wird. Es beherbergte die Polizei und das Einwohnermeldeamt mit einigen Filialen. Von Haus aus also Behörden, die man nicht unbedingt ins Nachtgebet mit einschließt. Das Gebäude selber war dreckig, kalt und schlichtweg unwirtlich. Völlig versifffft.
Die Polizei hoffte sowieso auf ein neues Domizil und die Bürger Gelsenkirchens auf eine warme, saubere Meldestelle. So war es nun mal, da nutzten die Neuschwansteintürme recht wenig.
Ich selber war, wie sehr viele meiner Freunde, oder soll ich sagen Kommilitonen, nicht gerade unpolitisch, aber Kommunalpolitik war doch damals nicht angesagt. Bundes- oder Weltpolitik schon eher. Man diskutierte über Vietnam und Chile, aber nicht über Gelsenkirchen-Altstadt. Das war übrigens überall so, nicht nur in Gelsenkirchen.
Für die Erhaltung des alten Rathauses hätte man auch wohl kaum Sponsoren in Hamburg oder Mannheim gefunden. Dass das alte Rathaus für immer weg war, wurde vielen erst klar, als sie recht irritiert an den Orangeplatten entlang in den blau-weissen Himmel schauten. Zu spät!
Diese Seite habe ich in einer alten Schülerzeitung des Schalker Gymnasiums gefunden. Ich überlege immer noch, wie dieser Kasimir es denn wohl gemeint hat.
Eine andere Vision, vielleicht auch Sünde, stelle ich hiermal zur Diskussion.
Oft wird vorschnell über die unverbesserlichen "Kaiserstraßler" ge(vor)urteilt. Welche Ghettos durch solche Überbrückungen entstehen können, weiß man jetzt.
Ich kann nur eine Sichtweise, die zwar von vielen geteilt werden wird -dessen bin ich mir sicher, auch wenn sich keiner meldet - nämlich meine ureigene, private darstellen.
Ich versuche einmal, die damalige Situation für den normalen, relativ unpolitischen Bürger der Stadt darzustellen.
Es ging damals nicht um einzelne Gebäude, sondern um ein komplett neues Stadtbild, ein Konzept, Gelsenkirchen als moderne, aufgeschlossene, entwicklungsfähige Ruhrgebietsstadt darzustellen.
Das war nicht einfach, zumal kurz vorher Bochum den Zuschlag zur Ruhruni erhalten hatte und Gelsenkirchener Barock die Brust nicht breiter werden ließ, sondern den Gelsenkirchener verschämt in sich zusammensacken ließ.
Man wollte keinesfalls Provinzler werden, war es aber schon - ohne es zu merken.
In meiner Erinnerung gab es damals mindestens vier große Baustellen, die ganz unterschiedlich bewertetwerden müssen. Rathaus, Bahnhof, Post und...man höre und staune Berliner Brücke, für einige heute noch eine größere Sünde als alle anderen zusammen.
Über die Post werde ich mich nicht äußern, dieses Haus abzureissen wäre sowieso absurd gewesen, weil es keiner "modernen Entwicklung" im Wege stand. Beim Bahnhof und beim Rathaus, das ja kein Rathaus mehr war, konnte man dieser Argumentation vielleicht gutmütig folgen. Bei der Post war die Absurdität zu offensichtlich.
Diese wunderschöne Rathaus war damals gar nicht so beliebt, wie es heute dargestellt wird. Es beherbergte die Polizei und das Einwohnermeldeamt mit einigen Filialen. Von Haus aus also Behörden, die man nicht unbedingt ins Nachtgebet mit einschließt. Das Gebäude selber war dreckig, kalt und schlichtweg unwirtlich. Völlig versifffft.
Die Polizei hoffte sowieso auf ein neues Domizil und die Bürger Gelsenkirchens auf eine warme, saubere Meldestelle. So war es nun mal, da nutzten die Neuschwansteintürme recht wenig.
Ich selber war, wie sehr viele meiner Freunde, oder soll ich sagen Kommilitonen, nicht gerade unpolitisch, aber Kommunalpolitik war doch damals nicht angesagt. Bundes- oder Weltpolitik schon eher. Man diskutierte über Vietnam und Chile, aber nicht über Gelsenkirchen-Altstadt. Das war übrigens überall so, nicht nur in Gelsenkirchen.
Für die Erhaltung des alten Rathauses hätte man auch wohl kaum Sponsoren in Hamburg oder Mannheim gefunden. Dass das alte Rathaus für immer weg war, wurde vielen erst klar, als sie recht irritiert an den Orangeplatten entlang in den blau-weissen Himmel schauten. Zu spät!
Diese Seite habe ich in einer alten Schülerzeitung des Schalker Gymnasiums gefunden. Ich überlege immer noch, wie dieser Kasimir es denn wohl gemeint hat.
Eine andere Vision, vielleicht auch Sünde, stelle ich hiermal zur Diskussion.
Oft wird vorschnell über die unverbesserlichen "Kaiserstraßler" ge(vor)urteilt. Welche Ghettos durch solche Überbrückungen entstehen können, weiß man jetzt.
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Bald kommse aber mal mit dem Klarnamen rüber.
Recht hast du in deinen Beschreibungen.
Für mich zusammengefasst persönlich und einschneidend bis heute in Wort, Tat und Folgen durch den Farbeierwurf auf das Haus "Trotzdem Kaiserstaße."
Ja, ich sehe es wie du, die nachhaltigste Sünde war diese Brücke.
Und mein größtes und prägendendes Demokratie-Ereignis war der Eierwurf auf diesen Schriftzug.
Irgendwann später sicherlich mehr dazu. Die anderen wollen nicht.
Recht hast du in deinen Beschreibungen.
Für mich zusammengefasst persönlich und einschneidend bis heute in Wort, Tat und Folgen durch den Farbeierwurf auf das Haus "Trotzdem Kaiserstaße."
Ja, ich sehe es wie du, die nachhaltigste Sünde war diese Brücke.
Und mein größtes und prägendendes Demokratie-Ereignis war der Eierwurf auf diesen Schriftzug.
Irgendwann später sicherlich mehr dazu. Die anderen wollen nicht.
@Heinz
mit Klarnamen ist das so eine Sache. Haben wir uns nicht allemal einen Künstlernamen gewünscht? ...alias Männlein. ganz nebenbei, kein Kunstwort, ich hieß so in meiner Kindheit und nur ganz wenige Ältere kennen diesen Namen.
Falls du mal zur Bibliothek kommst, frag mal den aus meinem Jahrgang (50), ob er Männlein kennt. Ich bin gespannt,was er sagt. Du weißt, ich meine den "Laufenden Meter"....
mit Klarnamen ist das so eine Sache. Haben wir uns nicht allemal einen Künstlernamen gewünscht? ...alias Männlein. ganz nebenbei, kein Kunstwort, ich hieß so in meiner Kindheit und nur ganz wenige Ältere kennen diesen Namen.
Falls du mal zur Bibliothek kommst, frag mal den aus meinem Jahrgang (50), ob er Männlein kennt. Ich bin gespannt,was er sagt. Du weißt, ich meine den "Laufenden Meter"....
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Wenn wir Denselben meinen - Stichwort La Maritima, der kennt wirklich Jeden. Vielleicht ist das auch ein Grund, an manchen Stellen zu schweigen. Ich respektiere diese Zurückhaltung. Eine intensivere Zusammenarbeit sollte allerdings möglich sein und würde mich sehr freuen. Vielleicht klappt ja morgen das, was heute unmöglich erscheint.
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Ob Kurt-Schumacher-Str. oder Kaiserstr. ist mir als altem Schalker letztlich egal gewesen. Fast alle Abrisse und architektonischen Massnahmen vom Bahnhofersatz über das Schwimmbad bis zum alten Rathaus halte ich rückschauend und aus ästhetischen Gründen für Katastrophen.
Die einzige Ausnahme bildet da die Erstellung der Berliner Brücke. Liebe Freunde, wer wie viele der bei Boecker später HOAG beschäftigten Arbeiter bereits im Laufe eines Jahres nicht nur Stunden sondern ganze Tage damit zubrachte, an den Schranken der Eisenbahn zu warten, der war für die Brücke dankbar. Dort wurde auch nichts architektonisch Interessantes oder für das Stadtbild Bewahrenswertes geplättet.
Das Foto vom Rathaus kannte ich auch nicht.. macht an der gleichen Stelle nochmal eins vom Hamburg Mannheimer Betonbau..., kein weiterer Kommentar ist dann mehr nötig.
Die einzige Ausnahme bildet da die Erstellung der Berliner Brücke. Liebe Freunde, wer wie viele der bei Boecker später HOAG beschäftigten Arbeiter bereits im Laufe eines Jahres nicht nur Stunden sondern ganze Tage damit zubrachte, an den Schranken der Eisenbahn zu warten, der war für die Brücke dankbar. Dort wurde auch nichts architektonisch Interessantes oder für das Stadtbild Bewahrenswertes geplättet.
Das Foto vom Rathaus kannte ich auch nicht.. macht an der gleichen Stelle nochmal eins vom Hamburg Mannheimer Betonbau..., kein weiterer Kommentar ist dann mehr nötig.
- kleinegemeine01
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- Registriert: 27.01.2008, 22:09
- Wohnort: Gelsenkichern
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... ?p=553#553
mal ne Frage
fehlt auf dem linken Bild nicht ein hohes Gebäude?
Oder habe ich Probs mit der Perspektive und das Iduna Hochhaus versteckt sich doch hinter der Apfelsinenkiste?
mal ne Frage
fehlt auf dem linken Bild nicht ein hohes Gebäude?
Oder habe ich Probs mit der Perspektive und das Iduna Hochhaus versteckt sich doch hinter der Apfelsinenkiste?
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- Detlef Aghte
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