Theodor Waßer - Architekt

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Anthro
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Beitrag von Anthro »

Josel hat geschrieben:Was ich heute nicht mehr spontan nachvollziehen kann, ist Pitos Verweis auf den "Kreis in Düsseldorf"... Aber vielleicht bekommen wir das ja noch heraus (Zumal ich mir sicher bin, dass ich das damals noch kapiert habe; vermutlich ergibt sich das sogar aus irgendeinem Thread hier...)J.
Hier kann es nur um den Architekten Wilhelm Kreis gehen, der u.a. in Düsseldorf die Tonhalle gebaut hat. In Gelsenkirchen gibt es von ihm m.W. nix, aber in Bochum, Dortmund und Essen war er mit div. Bauten vertreten.

kuck mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kreis
Spontanität will gut überlegt sein.


www.liegeradfreunde-ruhr-lippe.de

Josel
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Beitrag von Josel »

Jep, das wars! Es ging damals, glaube ich, in irgendeinem Thread um die Frage, inwieweit die Ruhrgebiets-Backsteinexpressionisten Herrn Kreis beeinflusst haben, als der Ehrenhof mit der (heutigen) Tonhalle entstand.

J.
Vertrödeln Sie keine Zeit mit dem Lesen von Signaturen!

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remutus
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Bauantrag Sternhaus, Ausstellungsplakat

Beitrag von remutus »

„Die Fundamente und die aufgehenden äusseren Wände in den verschiedenen Geschossen und die inneren tragenden Wände werden in guten hartgebrannten Ziegelsteinen und bestem Wasserkalkmörtel hergestellt.“Bild
Bild

BildPlakat der Ausstellung „BACKSTEINBLUES“ aus dem Jahr 2004 mit einer Grafik des Sternhauses

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Verwaltung
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Beitrag von Verwaltung »

Herr Dr. Heidemann hat uns gebeten, seinen Brief an Herrn Michler hier einzustellen:

  • Dr. Lutz Heidemann
    2. Juni 2015


    Sehr geehrter Herr Michler,
    Ihre Anfrage zu Theodor Waßer wurde an mich weitergeleitet. Seine Herkunft aus dem ungewöhnlichen Ries ist mir seit langem gewärtig und ich verbinde beides. Dass nun im Ries an den interessanten Mann gedacht wird, freut mich, denn Waßer war neben Josef Franke der bedeutendste lokale Architekt. Allerdings hat er keine Kirchen gebaut, aber das war deutlich eine Sache der Auftraggeber - und in seiner „Schaffenszeit“, er starb 1952 wurden in Gelsenkirchen keine evangelischen Kirchen mehr gebraucht. Das Thema wurde erst wieder nach 1955 aktuell und da war Waßer schon tot. Ich habe noch den Satz von Margarete Franke im Ohr, der erst vor einigen Jahren gestorbenen Tochter von Josef Franke: „Wenn ein Bauherr evangelisch war, ging er zu Waßer, war er katholisch, dann zu meinem Vater, für jüdische Bauherren haben sowohl Waßer wie mein Vater viel gebaut.“

    Ich selbst wurde 1972 bei der Stadt Gelsenkirchen angestellt und zog 1973 hierher. Die Bauten von Franke und Waßer waren mir ziemlich bald aufgefallen. Ich habe leider auch erlebt, wie noch interessante Bauten von Waßer, z.B. das Verwaltungsgebäude der „Chemischen Schalke“ an der Uechtingstraße abgebrochen wurde. Waßer war anfangs bei der Stadt (Alt-) Gelsenkirchen angestellt. Ich habe früher jedes gute, bis 1914 entstandene städtische Gebäude Waßer zugeschrieben, das war nicht so, denn es gab damals zwei Entwurfs-Abteilungen im Hochbauamt. Da müßten noch genauere Aktenstudien gemacht werden, anderes beruht auf Notizen zu Einzelgebäuden. Eine solide Monografie zu Waßer seht aus, ich unterhielt mich z.B. mit Ulrich Bücholdt, Bochum, darüber. Das lokale Interesse an Waßer war nie ganz erloschen. Zum Beispiel im Zusammenhang mit den Rettungsaktionen für das Hans-Sachs-Haus, siehe www.buergerforum-hans-sachs-haus.de. flammte generell das Interesse an Architektur der 1920er Jahre auf. Jesse Krauß, ein Aktivist vom Bürgerforum, der auch zur Verwaltung der GG gehört, hat eine sehr materialreiche Diskussion zu Waßer angestoßen.

    Theodor Waßer hat bauhistorisch gesehen, verschiedene Phasen durchlaufen. Für die Bauten für die Stadt und z.B. das Gußstahl-Verwaltungsgebäude habe ich den Begriff „Neohistorismus“ gebraucht, eine schöpferische Anverwandlung von älteren Stilformen, man kann auch Neoklassizismus sagen. Waßer hat geschickt auf aktuelle Strömungen und Anregungen reagiert. Die Rundbogen beim Gaswerk tauchen bei der Schule Augustastraße wieder auf. Expressionistisch wird es erst ab ca. 1926. Wassers Spezialität waren eng gezogene Faltungen für Gesimse oder andere Zierdetails. Später entwirft er auch im Stil der Moderne und nach 1933 auch der Heimatschutz-Architektur.

    Ich will und kann aber jetzt nicht improvisiert eine sorgfältige Abhandlung über Waßer schreiben, deshalb als Hinweise folgende Angaben zu gedruckten Quellen bzw. architekturgeschichtlichen Würdigungen:

    1. Es gibt eine Selbstdarstellung, bzw. (bestellte) Würdigung aus dem Jahr 1927 in Heft 18 der Zeitschrift „Neue Baukunst“. Ich habe sie nicht als Original, sondern nur als etwas ältere Fotokopie. Ich kann also nicht sagen, ob es ein separater Sonderdruck, was wahrscheinlicher ist, oder ein Zeitschriften-Beitrag war. Ich weiß nicht, ob das Institut für Stadtgeschichte (ISG) oder ein Mitglied der GG ein Original-Exemplar hat, jedenfalls sind fast alle Objekte dieser 28seitigen Veröffentlichung in den GG publiziert worden.
    2. Es gibt eine Veröffentlichung seines Sohnes und Büro-Nachfolgers Reinhart Waßer aus Anlaß des 100. Geburtstages des Vaters mit 16 Seiten über den Vater.
    3. Eine interessante Quelle ist die (undatierte, aber wahrscheinlich 1910 entstandene) Festschrift aus Anlaß der Fertigstellung des Schalker Gymnasiums. Da werden im Kopf die Architekten Arendt und Wasser [sic! hier wurden nur Majuskeln verwendet] genannt.
    4. Ich selbst hatte bis jetzt nur kürzere Beiträge zu Einzelbauten von Waßer verfasst, aber in dem 2014 beim Klartext Verlag Essen erschienen Sammelband „Buer – Geschichte(n) einer Stadt“ ISBN 978-3-8375-0936-6, knapp30.-€, gibt es einen etwa 100seitigen Übersichts-Aufsatz unter dem Titel „Baut Städtebilder - Architektur, Städtebau und Baukultur in der Stadt Buer zwischen 1911 und 1928“, der auch einen vergleichsweise knappen Absatz über Waßer enthält, weil Waßer nach Buer gezogen war und dort auch gebaut hatte.

    Mich würde nun aber auch interessieren, was Sie über Waßer und seine Familie herausgefunden haben. War Theodor Waßer als bedeutender Architekt immer präsent?

    Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für Ihre Arbeit
    Dr. Lutz Heidemann


    Anhang:
    Auszug aus meinem (unfertigen) Architekten-Notizbuch
(edit Verwaltung: Anhang zwei Beiträge höher schon eingefügt)
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