Von Boecker bis Thyssen Draht

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uwe1904
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Re: Boecker / Landabsatz Consol

Beitrag von uwe1904 »

Hallo,
raten hat geschrieben:...
Im Hintergrund ist noch eine Kokerei zu sehen, zu welchem Pütt gehörte die?
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ziemlich genau nördlich des Landabsatzes an der Magdeburger Straße wird das wohl Graf Bismarck gewesen sein.

Gruß
Uwe

Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Hallo GGler ,
Ende 2015 sind unsere Archive wieder bereinigt worden und es ist alles in den Container gewandert. Schade um die Hochglanzfotos der umliegenden Zechen die leider nass geworden sind und beim auseinander trennen zerrissen. Aber ich konnte eine große Anzahl Dias aus den Jahren 1968 - 1991 retten. Diese werden jetzt von mir gesichtet , abgescannt und hier in Gelsenkirchener Geschichten eingesetzt.
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Die alte Konfektionierung an der Magdeburger Straße.
Das Foto ist von 1979.
Das Foto enstand einige Jahre vor Abriss der Halle.
In der alten Konfektionierung lagerten Seile zum Versand , es stand dort eine Beize mit Becken und dort wurde Hopfenlitze gewickelt.
Insgesammt 3 Pressen standen in der Konfektionierung. Im Vordergrund rechts sieht man frisch gepresste Panzerabschleppseile für die Bundeswehr.
Bild
Das Foto ist von 1980.
Hinter der Holztür war ein Pausenraum und dort saßen die Meister Dröge und Fülscher.
An der Tür liegen Versandbereit die gepackten Panzerabschleppseile.
Es gibt noch viel zu entdecken.

Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Ich weiss nicht genau wann die Konfektionierung abgerissen wurde ( muss in den 80ern gewesen sein ) , aber der Grund war das die Konstruktion aus Holzpfeilern war und einige von Staplergabeln schwer angefahren waren.
Auch ein Grund waren das Neue Sozialgebäude und der Parkplatz an der Magdeburger Straße.
Hier einige Fotos von 1968.
Auf den Dias stand Russland Verladung 68 Nov.

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Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Die alte Nähbahn an der Hochkampstraße von 1979.

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Hier werden Flachseile hergestellt. Es gibt zwei verschiedene Arten ein Flachseil oder auch Unterseil genannt herzustellen.
Es gibt die Variante GENÄHT.
Bild
Genähtes Flachunterseil. Das Foto ist von 1979.

Hier stehen sich zwei Mann an einem Seilbock gegenüber mit zwei Stichmessern und stechen abwechselnd in die Litzen ( meistens 6 oder 8 Litzen ) und ziehen dann jeweils 3 Nählitzen von links nach rechts durch.
Bild
Dieses Foto stammt von 1968.

Bei der Variante GENAGELT
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stehen sich auch zwei Leute gegenüber. Sie stechen mit dem Stichmesser in die Litzen und legen speziell hergestellte Nägel mit zwei Köpfen in den Stichkanal.
Das Foto ist von 1979.

Erläuterung zu UNTERSEIL-( Quelle Wikipedia )
Als Unterseil wird das in der Schacht-Förderung zum Seilgewichtsausgleich dienende zwischen zwei wechselseitig auf- und abbewegten Fördergefäßen hängende Seil bezeichnet.

Da wirtschaftlicher Betrieb einer Schachtförderung stark von relativ gleichmäßiger Auslastung abhängt, wurde sehr früh die Möglichkeit des Gewichtsausgleichs der Fördergefäße dadurch erkannt, dass nicht einseitig ein Seil mit daranhängendem Gefäß auf- und abgespult, sondern bei durchlaufendem Seil automatisch ein Gefäß gehoben und das andere gesenkt wird.

Steht jedoch ein Gefäß im Tiefst-, das andere im Höchststand, wirken durch das Eigengewicht des Seiles bedingt stark unterschiedliche Kräfte auf den Aufhängepunkt des Seiles ein. Dieser Unterschied kann durch ein mehr oder weniger frei unter den beiden hängendes, diese verbindendes Seil, das Unterseil, beseitigt werden.

Als Unterseile werden überwiegend Flachseile verwendet. Abgelegte Oberseile dürfen unter bestimmten Voraussetzungen noch als Unterseil verwendet werden. Neben dem Ausgleich des Seilgewichtes wird durch das Unterseil auch die Gefahr eines Seilrutsches verringert.

Haben Unterseile die 5-fache Sicherheit gegenüber dem Eigengewicht unterschritten, oder werden bei ihnen Anzeichen festgestellt, dass die rechnerische Bruchkraft um mehr als 30 % vermindert ist, dürfen sie aus Sicherheitsgründen nicht mehr verwendet werden.

Bild
Der Nähbock früher wie heute unverändert.
Das Foto stammt von 1979.

Bei der Thyssen Draht AG hatten wir zwei Nähbahnen. Die eine Foto 1 zeigte in Richtung Bismarck längst der Hochkampstraße und die Zweite zeigte Richtung Kurt-Schumacher-Straße längst der Hochkampstraße ( unteres Bild von 1979 ).
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Am Aufnahmehaspel vorbei blickt man in die Mittelhalle der alten Seilerei.
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Dieter
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Beitrag von Dieter »

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Schalkersteiger
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VVS-Seil auf Reise

Beitrag von Schalkersteiger »

Hallo GGler ,
das Werksgelände von Boecker später Thyssen Draht war riesen groß und wurde 1964 mit dem Bau der Berliner Brücke durchtrennt.
Beim Bau der Berliner Brücke wurde eine Verbindung hergestellt seitens eines Tunnels der beide Werke erschloss.
Da der Tunnel zu niedrig war mussten hohe Lasten über die Brücke transportiert werden.
Die Maschine welche Brückenseile produzierte stand nach einem Umbau schon an der Magdeburger Straße 14a , doch der Vergießturm wo Köpfe an den Seilen gegossen wurden stand noch an der Kurt-Schumacher-Straße 100.
So entstanden die Nachfolgenden historischen Aufnahmen von 1984.Bild
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Verseilmaschine 430 in der neuen Seilerei Magdeburger Straße 14a.
Bild
Transport über die Berliner Brücke 1984 durch die Schwerlasttransport Firma Siefert.
Schön zu sehen ist hier das Logo von Thyssen Grillo Funke und im Hintergrund die Fördertürme der Zeche Consolidation 1/6 an der Gewerkenstraße.
Der Fotograf schoss das Foto aus dem Verwaltungsgebäude der Thyssen Draht AG an der Kurt-Schumacher-Straße 100.
Bild
Ankunft am Haupteingang der Thyssen Draht AG.
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Hier wird die Zugmaschine umgekoppelt um die Haspel zum vergießen in die Alte Seilerei zu drücken die Links im Hintergrund zu sehen ist. Dort werden dann die Köpfe angebracht und es sind wieder zwei Seile für eine Brücke fertig gestellt.

Gruss schalkersteiger.
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Josel
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Beitrag von Josel »

Wo stellt ThyssenKrupp diese Seile eigentlich heute her? Oder haben die das Geschäftsfeld aufgegeben?

J
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Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Hallo Josel ,
wir hatten nie etwas mit Thyssen Krupp zu tun.
Das Seil Geschäft gehörte einige Jahre dem Gesamtkonzern Thyssen , als da waren die Namen "Thyssen Westfälische Union" und "Thyssen Draht AG".
Als Thyssen diese Spate abstoß hießen wir ein Jahr "Schalkeseil" und wurden aus unserer Eigenständigkeit von "Bridon International" ( England ) übernommen.
Anfangs hießen wir dann BTS ( Bridon Thyssen Seile ) dann als die Aktienmehrheit bei Bridon lag hieß es nur noch "Bridon International GmbH".
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2016 fusionierte Bridon ( England ) dann mit Bekaert ( Belgien ).
Die Seile für Brücken und der Offshore Industrie werden immer noch an der Magdeburger Straße 14a hergestellt.
Eines unserer aktuellen Projekte sind die 150 Millimeter VVS ( Vollverschlossenen Seile ) für die 570 Meter lange Schrägseilbrücke in Kristiansand Norwegen / Oslo.

Gruss schalkersteiger.
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Josel
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Beitrag von Josel »

Vielen Dank!

Es war mir gar nicht klar, dass die Seile tatsächlich noch in GE hergestellt werden.

Ich bin mal einem Seil aus GE ganz unerwartet in der Talstation einer Seilbahn in Österreich begegnet. Man konnte es anfassen, es war ein Stück des Seils, mit dem die Seilbahn lief. Offenbar stammte es von Euch...

Braucht man eigentlich eine besondere "lange" Anlage, um ein solches Brückenseil herzustellen? Auch wenn das jetzt vermutlich total dumm klingt aus Deiner Expertensicht: Ich könnte mir vorstellen, dass man ja zum "Verzwirbeln" dieser einzelnen Drähte jede Menge Platz braucht, oder? Oder braucht man solche "Reeperbahnen" nur für Taue?

J.
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Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Hallo Josel ,
Deine fragen sind nicht dumm. Man lernt im Leben nie aus.
Bis vor wenigen Jahren hatten wir noch die größte Verseilmaschine der Welt , steht auch im Guiness Buch der Rekorde. Das Jahr weiß ich leider nicht. Heute steht die größte Maschine in England "Neptune Quay".
Um ein Seil an zu fassen brauchst Du nicht bis nach Östereich , wir liefern unsere Brückenseile auch nach Pfeifer Memmingen in Bayern. Diese Firma längt die Seile ab und vergießt Köpfe daran. Wenn an einem Vergusskopf "Pfeifer" steht sind die Seile meistens aus Gelsenkirchen , so zum Beispiel die "Grimberger Sichel" , die Hafeneinfahrt "Marina Bismarck" , oder auch die Fußgängerbrücke im "Innenhafen Duisburg".

Gruss schalkersteiger.
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Josel
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Beitrag von Josel »

Und wie lang ist die ehemals längste Verseilmaschine der Welt in GE? Steht die noch an der Magedburger Str.?

J.
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Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Hallo GGler ,
auf dem großen Werksgelände der Thyssen Draht AG an der Kurt-Schumacher-Straße 100 stand auf Werk 1 auch die alte Beize. Sie lag zwischen Drahtzug und dem Baustahl.
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Fotos von 1980
Die rostigen Drahtringe kamen zum verfeinern in ein Säurebad bevor sie in den Drahtzug gingen.
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Es stank dort immer bestialisch und scharf , aber wenn die Ringe aus dem Säurebad kamen sahen sie aus wie neu.
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Leider kannte ich die Kollegen dort nicht so gut da ich immer nur dort vorbei kam wenn ich zum Magazin musste , oder mit dem Stapler zum tanken fuhr. Diese Gebäude und Anlagen befanden sich auch dort.
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Diese Aufnahmen entstanden am 09.08.1980.
Man plante die alte Beize ab zu reißen und eine moderne neue Beize hinter dem Baustahl zu bauen.

Gruss schalkersteiger.
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Schalkersteiger
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Beitrag von Schalkersteiger »

Ja die Ehemals größte Verseilmaschine der Welt steht noch in Schalke und produziert noch Seile. Das schwerste Seil das diese Maschine produzierte war 345 Tonnen und fuhr über die Straße zum Hafen , wo es in ein Schiff verladen wurde ( auch im Guiness Buch ).Die Stadt Gelsenkirchen vergab nicht oft eine Genehmigung um solche Lasten über die Straße zu transportieren , da sie Angst um Leitungen und Abwasserrohre hatte. Ein Transport dieses Ausmaßes kostet 145.000 Euro vom Werksgelände bis zum Stadthafen Gelsenkirchen. Wie lang ist diese Maschine?
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Sie geht komplett durch die Halle. Du siehst sie rechts auf dem Foto von 1983. Da ist aber nur ein Körper und die Abzugsscheibe zu sehen. Sie bekam noch einen zweiten Körper im laufe der Jahre um im Konkurenz Kampf zu bestehen. Es fehlt vorne noch der Große Krupp-Wickler.
Rechts ist eine von zwei Zubringer Maschinen für die Große.

Gruss schalkersteiger.
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Schalkersteiger
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Kranbahn am Blankstahl wird abgerissen

Beitrag von Schalkersteiger »

Hallo GGler ,
am 07.04.2017 wird die alte Kranbahn am Blankstahlgebäude der Firma Bridon-Bekaert abgerissen.
Dies wird bestimmt von der Berliner Brücke schön zu sehen und zu fotografieren sein.
Die Kranbahn muss weichen da sie in die Jahre gekommen ist und Leute sie benutzen um die Fassade des Blankstahls mit Graffiti zu schmücken.
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Der Abriss soll das ganze Wochenende dauern.
Es werden noch Genehmigungen der DB eingeholt , da die Kranbahn die Gleise überragt.

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Ich werde dabei sein.
Glück auf!
schalkersteiger
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Schwidi
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Re: Von Boecker bis Thyssen Draht

Beitrag von Schwidi »

Hatte das Glück,diese tolle KArte zu ergattern und würde gerne wissen,wo denn genau diese Aufnahme gemacht wurde,bzw wie es denn heute dort aussieht...

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Glück Auf

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