Kokerei Scholven

Die industrielle Vergangenheit Gelsenkirchens zwischen Kohle und Stahl. Alles was stank. ;-)

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erloeser
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Kokerei Scholven

Beitrag von erloeser »

Zentralkokerei Scholven um 1930

Bild
Das Bild wurde von G. Knirsch gezeichnet. Seinerzeit Kraftfahrer bei der Hibernia
Bild und Fotoquellen werde ich vorerst nicht mehr nennen, soweit sich dies vermeiden lässt.

erloeser
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Albert Renger-Patzsch

Beitrag von erloeser »

pito hat geschrieben:Extra für Erlöser: ;-)

Albert Renger-Patzsch, der Pabst der Industriefotografie, lichtete auch die Zeche Scholven ab:

1.: http://www.foto-fahl.com/index.html?d_4 ... __5605.htm
2.: http://www.foto-fahl.com/index.html?d_4 ... __5606.htm
Albert Renger-Patzsch

Leider fehlt mir das technische Hintergrundwissen um exakt zu klären, was auf den Bildern zu sehen ist. Aber das scheint der Gallerie, die unter den von Pito geposteten Links diese Fotos zu je 420,- Euro/Stück anbietet, auch nicht besser zu wissen, denn sie titelt mit Zeche Scholven I bzw. II.

Es dürfte sich bei den Abbildungen allerdings weniger um die Zeche, vielmehr um die 1928 entstandene Zentralkokerei Scholven handeln.

Zu sehen sind nämlich eine Menge Rohrleitungen und Ventile. Rohre machen bei der Förderung und beim Transport von Kohle keinen Sinn (Kohle ist weder flüssig noch gasförmig), allerdings bei der Weiterverarbeitung von Kohle zu Koks und Kohlenwertstoffen in der Kokerei.

Bei der Verkokung finden sogenannte Pyrolysevorgänge statt. Durch thermische Spaltung der Kohle entsteht so neben Koks auch noch Rohgas, aus dem wiederum wertvolle Nebenprodukte wie Teer, Schwefelsäure, Ammoniak, Naphthalin, Benzol und Kokereigas gewonnen werden. Diese Nebenprodukte nennt man Kohlenwertstoffe, die in der chemischen Industrie Verwendung finden. Sowohl das Rohgas, als auch ein Teil der Nebenprodukte wird mit Hilfe von Rohrleitungen abgesaugt bzw. weitertransportiert.

Die Hibernia als Betreiber der Kokerei Scholven hatte ihren Verbundpartner in der Chemischen Industrie gefunden. Bereits 1912 begann man zeitgleich mit dem Bau einer Kokerei und mit der Errichtung einer Benzol- und einer Ammoniakfabrik, sowie mit Anlagen zur Teer und Gaserzeugung.


Bild
Foto: Albert Renger-Patzsch
vielleicht die Gasvorlage?...


Bild
Foto: Albert Renger-Patzsch
es könnte sich hier um einen Löschturm handeln, wer kann da eventuell mehr zu sagen?

Albert Renger-Patzsch ist 1928 nach Essen gezogen und soweit ich in Erfahrung bringen konnte bildete die Industriefotografie seitdem einen Schwerpunkt seiner Arbeit. Zur selben Zeit enstand in Scholven die erste große Zentralkokerei der Hibernia und ein Stickstoffwerk. Diese Anlagen galten damals als die modernsten ihrer Art und sie werden für einen Fotografen der "Neuen Sachlichkeit", der bis 1922 in Dresden einige Semster Chemie studierte, ein interessantes Motiv gewesen sein.

Datieren würde ich die Aufnahmen zwischen 1930 und 33. Die Hiberniabetriebe waren Staatsbetriebe, in denen nach der Machtergreifung der Nazis die Gleichschaltung sehr schnell und intensiv von statten ging. Da Renger-Patzsch seinen Lehrauftrag für Fotografie an Folkwangschule mit der Machtergreifung abbrach, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Fotos nach 1933 entstanden sind.


in eigener Sache

Einen Beitrag über die Kokerei Scholven habe ich bereits fertig in der Schublade liegen und wollte ihn eigentlich längst hier veröffentlicht haben. Was mich davon abhält ist der Umgang mit meinen Beiträgen seitens Dritter, konkret zum 100 jährigen bestehen der Zeche und des Industriestandortes Scholven.

Die Zeche Scholven feierte am 1. Juli 2008 ihren hundertsten Geburtstag. Am 2. Juli, also genau einen Tag später, organisierte die Stadt Gelsenkirchen in Zusammenarbeit mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde einen historischen Stadtteilrundgang durch Scholven, bei dem man Interessantes über die katholische und evangelische Kirchengemeinden erfahren konnte, sowie über einen Bunker und die Siedlung Bülse. Vom 100 jährigen Jubiläum der Zeche Scholven war auf der Veranstaltung keine Rede.

Meine Frage, wieso man auf einem historischen Stadtteilrundgang, kein Wort über die Schachtanlage verliert, beantwortete mir der anwesende Vertreter der Stadt des Bezirks Gelsenkirchen Nord damals mit: "Wir können nicht immer alles berücksichtigen und heute steht die Siedlung Bülse im Mittelpunkt." Auch die anwesende Journalistin der WAZ und ein Teil der anwesenden Heimatkundler, war ein wenig irritiert, als ich anfing, sie auf dieses Jubiläum hinzuweisen.

Die WAZ kam dann kurze Zeit später mit einem Bericht über das Jubiläum der Zeche. Man datierte den offiziellen Geburtstag, der in den Chroniken der Hibernia, der Scholven Chemie und der Veba immer mit dem 1. Juli angegeben wird, kurzerhand um auf den 10. Juli.

Seltsamerweise finden sich die von mir auf das Jubiläum angesprochenen Personen, die ich auf dem historischen Stadtteilrundgang in Erstaunen versetzte, als ich auf das Jubiläum der Zeche verwies, in Danksagungen rund um die Feierlichkeiten zum 100 jährigen bestehen des Industriestandortes Scholven wieder.

Seltsamerweise findet sich genauso ein Teil der Fotos, die ich hier ins Netz gestellt habe, andernorts und zwar exakt in dem Format, wie ich sie aus alten Zeitschriften und anderer Literatur ausgeschnitten habe. Ich habe zwar keine Urheberrechte auf diese Bilder, allerdings sind die Quellen, die ich in der Regel nenne, nicht primär das Medium, aus dem dritte sich bedient haben, sondern die Gelsenkirchener Geschichten. Meine Quellenangaben sind in dem Zusammenhang einfach übernommen worden.

Wir sind eine Community, in der jeder sich unentgeltlich bedienen kann. Blöd wird die Sache allerdings an der Stelle, wo jemand wie ich teilweise tagelang in Archiven oder bei Privatpersonen nach Bildern und anderen Dokumenten sucht,und diese dann einfach von anderen in ihren Berichten verbraten werden, die auch noch Geld dafür bekommen und noch nicht einmal so fair sind, die Quelle zu nennen, aus der sie wirklich geschöpft haben.

Ich bin ein wenig entäuscht.

Das Programm der Stadt Gelsenkirchen (Bezirksverwaltung Nord) zum 100 jährigen Jubiläum der Zeche Scholven habe ich im Fred Zeche Scholven einmal abgelichtet:
http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... 0283#80283



Schönen Gruss aus Scholven von Johannes Fischer, der hier eigentlich erst mal nichts mehr in den Foren schreiben wollte...
Zuletzt geändert von erloeser am 30.08.2008, 13:48, insgesamt 3-mal geändert.

AnnA
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Beitrag von AnnA »

Hier nichts mehr zu schreiben, wäre sehr schade, weil doch, wie ich glaube, viele interessierte User deine Beiträge lesen (ohne sie woanders zu verwenden). Es geht um Gelsenkirchens Geschichte und dazu gehören ganz besonders auch die Zechen usw.
AnnA

pito
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Beitrag von pito »

Das ist eindeutig ein Problem, das wir lösen müssen. :?

Es kommt natürlich auch auf die persönliche Einschätzung an und wie man an die Sache herangeht. Ich z.B. leiste hier in den Geschichten jede Woche viele Stunden Arbeit, recherchiere, scanne, komprimiere Bilder, lese Texte per Software ein oder tippe sie einfach per Hand ab (Fraktur-Schrift). Ich mache das aber meist unter dem Namen der Verwaltung, quasi anonym und ohne jegliche Meriten. Kürzlich habe ich viel Zeit investiert, um unzählige Kunstobjekte und Wandbilder in eine Google-Earth-Datei einzutragen. Dann hat sie irgendjemand einfach übernommen und nun schwirrt diese Arbeit versehen mit seinem Nickname durchs Netz. Mir war aber von Anfang an klar, dass so etwas passieren würde und im Grunde war es auch beabsichtigt. Ich habe diese Arbeit nicht gemacht um mich damit zu positionieren, sondern einfach damit es diese Dinge gibt.

Du hast ein anderes Verhältnis zu dieser Frage, was ich absolut respektiere. Ich glaube du hast auch höhere Ansprüche und mehr Ehrgeiz als ich, was wissenschaftliche Arbeit angeht. Wenn man dann als Urheber einfach übergangen wird, ist das eine blöde Sache.

Lösungsansätze:

1.: Markiere deine Beiträge im Forum entsprechend. Dafür könntest du z.B. die CreativeCommons-Lizens nutzen. Damit wäre es erlaubt, Beiträge von dir zu übernehmen, aber nur zu unkommerziellen Zwecken und nur mit Nennung deines Namens.

2.: Trete hier im Forum mit deinem Echtweltnamen auf. Ich weiß nicht, ob die Leute, die Bilder hier aus den Geschichten übernommen haben, deinen richtigen Namen kannten. Mit "erloeser" zu referenzieren hätte zumindest merkwürdig ausgesehen.

3.: Hast du darüber nachgedacht, für aufwendigere Arbeiten eine eigene Webseite zu eröffnen? Dort könntest du klare Hinweise geben, und wenn die dann jemand mißachtet, könntest du dich mit unzweifelbarem Recht beschweren. Wir könnten diese Webseite auch durch Links und Auszugszitate mit den Geschichten verzahnen. Wenn du wissenschaftlich arbeiten willst, wäre eine eigene Webseite auf jeden Fall sinnvoll.

erloeser
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Beitrag von erloeser »

pito hat geschrieben: Du hast ein anderes Verhältnis zu dieser Frage, was ich absolut respektiere. Ich glaube du hast auch höhere Ansprüche und mehr Ehrgeiz als ich, was wissenschaftliche Arbeit angeht. Wenn man dann als Urheber einfach übergangen wird, ist das eine blöde Sache.
Ich bin kein Wissenschaftler Pito. Zumindest kein anerkannter, weil ich mein Studium der Geschichte, Romanistik und kath. Theologie nach dem Grundstudium abgebrochen habe um mich für eine etwas länger dauernde Ewigkeit in der Weltgeschichte rumzutreiben.

Was mich stört und daher treibt ist der oberflächliche Umgang mit Kultur und Geschichte in Gelsenkirchen, der sich auch auf den Umgang der Menschen in dieser Stadt untereinander auswirkt. Gemeinsames Kultur- und Geschichtsbewusstsein schafft eine gemeinsame Identität und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Es ist ein Armutszeugnis, wenn der Bürgermeister einer Stadt sich nicht für das 700 jährige Jubiläum seines ältesten Baudenkmals zuständig fühlt; genauso peinlich ist es, wenn der städtische Bezirksbürgermeister Nord nicht um den 100. Geburtstag einer Zeche und Kolonie weiss, durch die er gerade einen historischen Stadtteilrundgang organsiert hat; oder ein Institut für Stadtgeschichte der einst grössten Kohlenstadt Europas, das zwar Fotos alter Schachtanlagen zur Verfügung stellt, aber noch nicht einmal in der Lage ist sie richtig zu datieren.

In Gelsenkirchen gibt es für alles gewählte Vertreter, Behörden und Einrichtungen aber im Endeffekt wird alles, was in dieser Stadt existiert, sich selber überlassen. Das gilt für die Menschen genauso wie für Gebäude, Einrichtungen und historische Ereignisse.

Die Wüste der Möglichkeiten. Da, wo andere versäumen etwas zu machen, kann man die Sache immerhin selber in die Hand nehmen und das ist die Chance, die einem das Chaos bietet.

Die Geschichte Gelsenkirchens muss eigentlich komplett neu geschrieben werden. Das Lesebuch von Michael Klaus und Hartmut Hering ist ein erster guter Ansatz, die virtuelle Welt der Gelsenkirchener Geschichten ist ein weiter erfolgversprechender Versuch.

Das Institut für Stadtgeschichte, welches von der Idee her als erstes dazu in der Lage sein müsste, weil es mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet ist, wird unter der momentanen Leitung von Dr. Priamus dazu nicht fähig sein, denn dieser hochdotierte Wissenschaftler kennt leider nur den Nationalsozialismus, dem zwar ein ganz besonders intensive Aufmerksamkeit zuteil werden muss, weil auch hier Gelsenkirchen anderen Städten hinterher hinkt (was m.E. auch in der Diskussion über Fremdenfeindlichkeit zum Ausdruck kam), der allerdings nur 12 Jahre von ca. 150 Jahren Stadtgeschichte ausmacht. Aber wie soll man als Gelsenkirchener zu einem solchen Institut eine Beziehung oder Identifikation aufbauen, wenn es seine Forschungsergebnisse lieber auf der Internetseite anderer Städte veröffentlicht, statt auf den Seiten Gelsenkirchens? Was haben Gelsenkirchener von einer Einrichtung, die nicht in der Lage ist Pubikationen zu veröffentlichen, die auch ein Arbeiterkind versteht, weil es sich lediglich der Forschung verschriehen hat? Gelsenkirchen ist nicht Münster, wo jeder 5. Einwohner Student ist und die passive Haltung und das Schweigen der gewählten Vertreter im Zusammenhang um den Skandal mit der Fachhochschule, zeigen wie wenig Interesse von offizieller Seite in Gelsenkirchen beim Thema Bildung herrscht. Wie wissbegierig und informiert die Menschen in dieser Stadt trotzdem sind, zeigt sich nirgendwo besser als hier, bei den Gelsenkirchener Geschichten. Auch wenn wir keine Forschungseinrichtung sind, so sind wir auf jeden Fall die Nr. 1, was die Darstellung und Information von historischen und kulturellen Themen rund um Gelsenkirchen angeht. da lohnt sich so ein Ehrgeiz.

Bei uns bedient sich jeder. Zeitungen, Unternehmen, Vereine und auch die Stadt. Nur trauen sich die wenigsten, das auch zuzugeben.

Ansprüche und Ehrgeiz, die übrigens auch bei anderen Lesern und Schreibern der Gelsenkirchener Geschichten wiederzufinden sind, werden im wesentlich dadurch genährt, dass in Gelsenkirchen vieles bislang gar nicht, unvollständig, falsch oder unverständlich dargestellt wurde. Selbst in Literatur aus den 1980er und 90er Jahren, die von der Stadt herausgegeben wurde, entdecke ich immer wieder Fehler, die daher rühren, dass man einfach von dem abgeschrieben hat, was es vorher schon gab. Das Aufschreien hin und wieder aus Scholven, Rotthausen oder Resse, wenn mal irgendwo was falsch oder verdreht dargestellt wird, sollte man deshalb nicht böse nehmen, denn es ist der Versuch der Richtigstellung zu den Themen einer Stadt, in der so vieles verkehrt läuft. Nicht nur heute, sondern immer schon.


zum Thema Informationsquelle (nachträglich ergänzt)
pito hat geschrieben:1.: Markiere deine Beiträge im Forum entsprechend. Dafür könntest du z.B. die CreativeCommons-Lizens nutzen. Damit wäre es erlaubt, Beiträge von dir zu übernehmen, aber nur zu unkommerziellen Zwecken und nur mit Nennung deines Namens.
Für meine Berichte im Internet habe ich das verstanden Pito. Aber wie soll man sich gegenüber einer Journalistin verhalten, die sich mit ihrem Kulturverständnis irgendwo zwischen Kunst und Kohlrouladen bewegt und der man die Informtionen zu Gelsenkirchens ältester beweglichen Plastik in die Feder diktiert und anschliessend als Quelle in ihrem Bericht die Legenda Aurea, das Heligenlexikon, angegeben ist?

"Legenda Aurea Als Anna Selbdritt bezeichnet man in der christlichen Kunst eine Figur der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesus-Kind. Der Name Selbdritt entstand, ebenso wie das ganze Motiv, im Mittelalter und bedeutet „zu dritt”.

Biblische Quellen für die Existenz der Eltern Marias, Anna und Joachim, gibt es allerdings nicht. Die Künstler bezogen sich hierbei auf apokryphe Evangelien, aber auch auf die Legenda Aurea, die Goldenen Legenden, das populärste religiöse Volksbuch des Mittelalters, und auf Jacobus de Voragine, einen kirchenlateinischen Schriftsteller des 13. Jahrhunderts. kira"
Quelle: WAZ 03.07.2008
den vollständigen Artikel findet man unter:

http://www.derwesten.de/nachrichten/sta ... etail.html


Zum Thema Homepage:

Die Idee ist gut. Bloss wie? Ich selber habe keine Ahnung davon und vielleicht kannst Du oder jemand anderes dabei helfen. Wenn ich mir überlege, wie verhältnismässig wenig noch Ende letzten Jahres bei den GGs über Scholven zu lesen war und wie sich dieses Kapitel im Laufe des Jahres entwickelt hat, dann ist dieser Stadtteil auf jeden Fall eine eigene HP wert, zumal sich in Scholven eine Truppe gefunden hat, die bereits mehrmals wunderbar zusammen gearbeitet und Ergebnisse geliefert hat, die sich sehen lassen können.

Hat jetzt nicht viel mit der Kokerei zu tun gehabt, aber ich wüsste nicht, wo ich meinen Senf gerade anders loswerden sollte. Gibts für sowas einen eigenen Fred? Bin neu hier und kenn mich noch nicht so aus ;-)

Schöne Grüsse aus Scholven vom erloeser, der eigentlich nichts mehr in den Foren schreiben wollte, bis endlich wieder Ruhe eingekehrt ist 8)
Zuletzt geändert von erloeser am 31.08.2008, 11:20, insgesamt 3-mal geändert.

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Ego-Uecke
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Beitrag von Ego-Uecke »

@erloeser: Die beiden Fotos, die Du eingestellt hast, zeigen wahrscheinlich die Gasvorkühler. Hier kommt das Gas aus der "Gasvorlage", die als Gassammelleitung oberhalb der Koksofenbatterien verläuft, an und wird runtergekühlt. Dabei erfolgt eine erste Reinigung und die Abscheidung vom Teer.

In weiteren Produktionsabteilungen werden dann die weiteren Rohstoffe ausgewaschen, so dass schlußendlich fast alle durch die Verkokung der Kokskohlen entstehenden Stoffe mit Wirkungsgrad nahe bei 100 verwertet werden können.

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Beitrag von Ego-Uecke »

Der "Löschturm" charakterisiert eine Kokerei: Seine weiße Fahne ist sehr weit zu sehen. Im Löschturm wird der noch glühende Koks mit dem Löschwagen eingefahren und mit viel Wasser gelöscht. Dabei entsteht die für eine Kokerei typische weiße Rauch- bzw. Dampffahne.

Auf der Kokerei Kaiserstuhl (Dortmund) ist eine Kokstrockenkühlanlage errichtet und zunächst im Probebetrieb, später dann in der Fertigung verwendet worden. Hierbei wird der noch glühende Koks in riesige Stahlbehälter gefüllt und durch Einleiten von Inertgas runtergekühlt. Die dabei entstehende Wärme konnte weiter verwendet werden.

Leider hat diese Kokerei nicht sehr lange mit der KTK-Anlage (Kokstrockenkühlanlage) arbeiten können, sondern wurde still gelegt.

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Beitrag von Ego-Uecke »

Und wenn Du hier nicht mehr schreiben willst, bin ich Dir böse. Lehn Dich zurück, lass die Dummschwätzer dumm schwätzen.

Was kümmert es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt?

salife
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Beitrag von salife »

@erloeser
In Sachen Antoniushalde biste ja meiner Meinung nach seinerzeit eindeutig übers Ziel hinaus geschossen (Schwamm drüber :wink:), aber in Sachen ISG kann ich Dir nur beipflichten: genau so stellt sich dessen Arbeit auch für mich größtenteils dar (obwohl ich keine Historikerin bin und das natürlich nicht fachlich beurteilen kann).
Vielleicht kann ich Dich mit diesen beiden Aufnahmen aufheitern, die ich in einem sehenswerten Bildband mit Aufnahmen vom berühmten Albert Renger-Patzsch gefunden habe (und ich hoffe, sie landen jetzt im richtigen Thema - anonsten bitte verschieben!)
Bild
Betitelt mit: Zeche "Scholven" in Gelsenkirchen-Buer, 1935
Bild
Betitelt mit: Benzolfabrik Scholven in Gelsenkirchen, 1934
Quelle: Albert Renger-Patzsch, Ruhrgebiet - Landschaften 1927-1935, Hg. von Ann und Jürgen Wilde, Köln: 1982

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Scholvener Jung
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Beitrag von Scholvener Jung »

salife hat geschrieben: Bild

Bild
Ich bezweifel ganz stark, daß Bild 1 Zeche Scholven sein soll! Die Ansicht müßte dann von der Menzelstraße aufgenommen worden sein und die befuhr soweit ich weiß niemals eine Straßenbahn.
In Bild 2 meine ich einen Fluß, oder Kanal im Hintergrund der Industrieanlage zu erkennen. Sowat hamwa nich in Scholven! Aber so eine Brücke soll es auf Zeche Scholven gegeben haben.
Von mir nur Zweifel bei den Bildern! Sorry.
Hömma!

salife
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Beitrag von salife »

Scholvener Jung hat geschrieben: Ich bezweifel ganz stark, daß Bild 1 Zeche Scholven sein soll! Die Ansicht müßte dann von der Menzelstraße aufgenommen worden sein und die befuhr soweit ich weiß niemals eine Straßenbahn.
In Bild 2 meine ich einen Fluß, oder Kanal im Hintergrund der Industrieanlage zu erkennen. Sowat hamwa nich in Scholven! Aber so eine Brücke soll es auf Zeche Scholven gegeben haben.
Von mir nur Zweifel bei den Bildern! Sorry.
Na ja, ich habe nur abgeschrieben, was unter den Bildern stand - ich kenne mich in Scholven kaum aus und schon gar nicht mit alten Ansichten. Bei Bild 1 sehe ich allerdings keine Schienen auf der Straße, da kann die Oberleitung höchstens für einen O-Bus gewesen sein.

erloeser
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Beitrag von erloeser »

@Ego-Ücke
danke für die Infos und Dein angedrohtes Motivationsprogramm ;-)

@salife & ScholvenerJung

Bild 2 ist auf jeden Fall die Zeche Scholven. Zum Vergleich noch einmal das Foto von Elektrofahrsteiger Schiffmann von 1933. Der Gasometer ist ganz deutlich zu erkennen und auch der Kühlturm und die Kokskohlenbrücke, von der das Foto von salife aufgenommen wurde.
Bild
aus: Karlheinz Rabas und Helmut Striecker, Gelsenkirchener Bergwerke im Bild

Bild 1 von salife ist auf keinen Fall Scholven. Bild
??? unbekanntes Fördergerüst

Bild
Fördererüst Schacht 1 Zeche Scholven

die beiden Fördertürme unterscheiden sich ganz stark am Gerüstaufbau um die Seilscheiben.

Die Fotos sind trotzdem schön salife... nur welche Schachtanlage ist das auf Bild 1?

Das Buch von Ann und Jürgen Wilde, erschienen 1982, ist ein klassisches Beispiel für meine oben angeführte Behauptung, dass selbst in den 1980er Jahren die Literatur bezüglich Gelsenkirchen noch fehlerhaft ist. Wie gut oder schlecht die Herausgeber recherchierten, mag ich nicht beurteilen. Sie werden sich auf jeden Fall an älteren Quellen orientiert haben, da die Schachtanlage Scholven im 2. Weltkrieg völlig zerstört wurde.

selbst die e.on, die das Kraftwerk in Scholven betreibt und letztens noch den 100 Geburtstag des Industriestandortes feierte, hatte das oben gezeigte Foto der Schachtanlage Scholven des Fahrsteigers Schiffmann nicht richtig einodnen können. man konnte es sich von der e.on-Seite herunterladen und es war untertitelt mit "Kraftwerk früher" Auf dem Foto ist allerdings die Schachtanlage zu erkennen und im Hintergrund Kokerei und Nebenanlagen, nur nicht das Kraftwerk. Das befand sich nämlich im Rücken des Fotografen

@salife
wenn Du dich in Scholven nicht auskennst, aber unseren Stadtteil einmal näher kennen lernen möchtest, dann komm einfach mal rum und ich mache mit Dir eine Stadtteilführung. Kolonie, Fünfhäuserweg, Kapelle, Antoniushalde und Schloss Lüttinghof. Das Angebot gilt natürlich auch für andere interessierte Gelsenkirchener Geschichtler


...schöne Grüsse vom erloeser, der hier eigentlich nicht mehr schreiben wollte bis endlich Ruhe eingekehrt ist 8)

erloeser
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Beitrag von erloeser »


Bild

Quelle: Albert Renger-Patzsch, Ruhrgebiet - Landschaften 1927-1935, Hg. von Ann und Jürgen Wilde, Köln: 1982
könnte das eventuell Bergmannsglück in Hassel sein?

Dort gab es ein Kraftwerk und wenn man sich den Themenstrang "Zeche Bergmannsglück" anschaut, scheint es auch drei hohe Schornsteine gehabt zu haben:

http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... der=asc&st art=0

...schöne Grüsse vom erloeser, der hier eigentlich nicht mehr schreiben wollte bis endlich Ruhe eingekehrt ist 8)

salife
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Beitrag von salife »

erloeser hat geschrieben:@salife
wenn Du dich in Scholven nicht auskennst, aber unseren Stadtteil einmal näher kennen lernen möchtest, dann komm einfach mal rum und ich mache mit Dir eine Stadtteilführung. Kolonie, Fünfhäuserweg, Kapelle, Antoniushalde und Schloss Lüttinghof. Das Angebot gilt natürlich auch für andere interessierte Gelsenkirchener Geschichtler
Danke für Dein Angebot - einen längeren Rundgang kann ich wg. Arthroseknie aber leider nicht unternehmen. Wenn ich aber das nächste Mal "übern Kanal" fahre, mache ich bestimmt einen Abstecher nach Scholven und sehe mich da mal in verschiedenen Ecken um - besonders an dieser Halde! :lol:

trixexpress
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Beitrag von trixexpress »

salife hat geschrieben:
Scholvener Jung hat geschrieben: Ich bezweifel ganz stark, daß Bild 1 Zeche Scholven sein soll! Die Ansicht müßte dann von der Menzelstraße aufgenommen worden sein und die befuhr soweit ich weiß niemals eine Straßenbahn.
In Bild 2 meine ich einen Fluß, oder Kanal im Hintergrund der Industrieanlage zu erkennen. Sowat hamwa nich in Scholven! Aber so eine Brücke soll es auf Zeche Scholven gegeben haben.
Von mir nur Zweifel bei den Bildern! Sorry.
Na ja, ich habe nur abgeschrieben, was unter den Bildern stand - ich kenne mich in Scholven kaum aus und schon gar nicht mit alten Ansichten. Bei Bild 1 sehe ich allerdings keine Schienen auf der Straße, da kann die Oberleitung höchstens für einen O-Bus gewesen sein.
@salife: Du hast vollkommen recht, da fährt bloss ein O-Bus her. Nur wo das Foto gemacht wurde - auf jeden Fall im Ruhrgebiet ! Der O-Bus der Bogestra fuhr bekanntlich von Gerthe nach Herne, könnte es sich hier vielleicht um Zeche Lothringen in Gerthe oder Mont-Cenis in Herne handeln ?

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