Jagdflieger Werner Mölders

Alles über die Verstrickungen der Stadt/Bürger mit der NSDAP/Faschismus

Moderatoren: Verwaltung, Redaktion-GG

Benutzeravatar
Doktor Profit
Beiträge: 642
Registriert: 02.12.2006, 16:40

Beitrag von Doktor Profit »

pito hat geschrieben:Moment mal bitte, nicht so schnell:
... Der Jagdflieger Mölders (siehe oben) ist einfach nur hier geboren worden, hat aber nichts vollbracht wofür man ihn heute rühmen könnte (im Gegenteil). Deshalb finde ich es richtig ihn rauszunehmen. Kirdorf dagegen war (wertfrei gesehen) eine wichtige einflußreiche Person in der Stadtgeschichte Gelsenkirchens und seine Ernennung zum Ehrenbürger ist ein historischer Fakt. Ihn rauszunehmen wäre demnach Geschichtsfälschung. Pito 02:16, 3. Feb. 2007 (CET)
Eine historisch wichtige Person wie Kirdorf kann man doch nicht einfach eliminieren. Da besteht ein Unterschied zu irgendeinem Jagdflieger der zufällig in GE geboren wurde. Es würde ja auch keinem einfallen, Hitler aus den Geschichtsbüchern zu streichen, weil er ein böser Mensch war. :wink:

> Wiki-Artikel Emil Kirdorf
Irgendein Jagdflieger war Mölders auch nicht, aber es wundert mich, dass diese Dinge erst nach so langer Zeit entdeckt und tabuisiert werden.

GELSENZENTRUM
Abgemeldet

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Doktor Profit hat geschrieben:
pito hat geschrieben:Moment mal bitte, nicht so schnell:
... Der Jagdflieger Mölders (siehe oben) ist einfach nur hier geboren worden, hat aber nichts vollbracht wofür man ihn heute rühmen könnte (im Gegenteil). Deshalb finde ich es richtig ihn rauszunehmen. Kirdorf dagegen war (wertfrei gesehen) eine wichtige einflußreiche Person in der Stadtgeschichte Gelsenkirchens und seine Ernennung zum Ehrenbürger ist ein historischer Fakt. Ihn rauszunehmen wäre demnach Geschichtsfälschung. Pito 02:16, 3. Feb. 2007 (CET)
Eine historisch wichtige Person wie Kirdorf kann man doch nicht einfach eliminieren. Da besteht ein Unterschied zu irgendeinem Jagdflieger der zufällig in GE geboren wurde. Es würde ja auch keinem einfallen, Hitler aus den Geschichtsbüchern zu streichen, weil er ein böser Mensch war. :wink:

> Wiki-Artikel Emil Kirdorf
Irgendein Jagdflieger war Mölders auch nicht, aber es wundert mich, dass diese Dinge erst nach so langer Zeit entdeckt und tabuisiert werden.
Wie bereits erwähnt, ich kenne einen alten Herrn, der war beim JG 51, 4. Gruppe, Bundschuh. Der kennt diesen Mölders noch persönlich. In Gesprächen habe ich so einiges zum Thema in Erfahrung bringen können.
Es war jahrzehntlang gängige Praxis, die Namen von zweifelhaften Personen aus der NS-Zeit für Kasernen, Truppenteile oder Schiffe zu verwenden. Es galt eben als völlig legitim, und da passen die geschichtlichen Tatsachen nicht so ganz rein - nach dem damaligen Verständnis. Die Rolle, die solche Namensgeber in der NS-Zeit gespielt haben, wurde halt "schöngeredet".

Benutzeravatar
Doktor Profit
Beiträge: 642
Registriert: 02.12.2006, 16:40

Beitrag von Doktor Profit »

Was mich dann wundert ist, dass der Imperialismus des Kaiserreiches auch verworfen wird, allerdings das JG 74 (ehemals JG Mölders) nach Max Immelmann benannt wurde.

erloeser
Abgemeldet

Mölders - Vorbild oder Nazi?

Beitrag von erloeser »

Einen wunderschönen guten abend mein lieber Pito, Doc und allen anderen historisch interessierten Lesern dieser Seite.

Heute möchte ich Euch einladen den Spuren des in Gelsenkirchen geborenen Jagdfliegers Werner Mölders aus Rotthausen in den spanischen Bürgerkrieg Ende der 30er Jahre zu folgen um anschliessend die, bis in die heutige Zeit andauernde, Diskussion um den Namen Mölders bei der Bundeswehr zu betrachten.
Bild

1. Mölders Werdegang bis zum Eintritt in die Legion Condor:

Werner Mölders wird am 18. März 1913 in Gelsenkirchen Rotthausen geboren. Sein Vater Viktor ist eigentlich Studienrat, nimmt aber von Beginn als Leutnant der Reserve am 1. Weltkrieg teil und kommt 1915 in den Argonnen ums Leben.
Nach dem ersten Weltkrieg zieht die Mutter Annemarie mit ihren beiden Söhnen an die Havel nach Brandenburg, wo Werner mit 17 sein Abitur macht. Zu Schulzeiten gehört er dem katholischen Bund "Neudeutschland" an.
1931 tritt Mölders der Reichswehr bei und beginnt seine Militärkarriere beim II. Infanterie Regiment im ostpreussischen Allenstein. Als er erfährt, dass Hitler heimlich eine Luftwaffe aufbaut, meldet sich der bis dahin zum Oberfähnrich aufgestiegene Mölders. Er möchte Pilot werden, wird aber bei seiner Tauglichkeitsprüfung als untauglich abgewiesen. Mölders lässt nicht locker, meldet sich erneut und wird im zweiten Anlauf als "bedingt tauglich" zugelassen.
Von Februar 1934 bis Juni 1935 durchläuft er die Flugzeugführerausbildung an verschiedenen Flugschulen in Cottbus, Tutow und Oberschleissheim. Im Sommer wird ihm das Flugzeugführerabzeichen verliehen und er wird als Leutnant in der Luftwaffe aufgenommen.
Ab Juli 1935 gehört er dem Geschwader I./162 "Immelmann" in Lippstadt an, das im März 1936 an der völkerrechtswiedrigen Besetzung des Rheinlandes teilnimmt.
1936 wird Mölders zum Oberleutnant befördert und meldet sich freiwillig zur Legion Condor. Er wird mit dem Aufbau einer Kampfsturzflugstaffel in Werl beauftragt. Im März 1937 wird er Staffelführer des Jagdgeschwader 334 in Wiesbaden und 1938 übernimmt er im spanischen Bürgerkrieg die Jagdgruppe 88 des, in Westerholt geborenen und durch einen Abschuss gesundheitlich angeschlagenen, Adolf Galland.



2. Hintergründe zum Verständnis des Spanischen Bürgerkriegs:

Der Beginn des zweiten Weltkriegs wird allgemein mit dem Deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 gleichgesetzt. Frankreich und England stellten Deutschland damals ein Ultimatum, indem der sofortige Rückzug gefordert wurde und erklärten zwei Tage später Deutschland den Krieg.
Was bei dieser Gelegenheit gerne übersehen wird, ist die Tatsache, dass sich Deutschland in den drei Jahren vorher bereits in einem Krieg befand.

Die Rede ist vom spanischen Bürgerkrieg und der deutschen "Legion Condor". Spanische Generäle unter José Sanjurjo und Francisco Franco putschten 1936 die linksgerichtete, demokratisch gewählte Regierung Spaniens, was auf Anhieb nicht recht gelingen wollte. Die Folge war ein von Juli 1936 bis April 1939 jenseits der Pyrenäen tobender Bürgerkrieg, der mit einem Sieg Francos endete und Spanien bis 1975 eine faschistische Diktatur bescherte.


3. Die Positionen: Republikanische Linke contra Nationalistische Rechte

An der Seite der loyal gebliebenen regierungstreuen Truppen, den "Repubikanern", kämpften damals die sogenannten "Internationalen Brigaden", ein von der Komintern rekrutierter Freiwilligenverband, bestehend aus - teils namhaften - Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und Künstlern aus ganz Europa, deren Struktur sich allerdings für einen längerfristigen Erfolg als zu inhomogen herausstellte. Diesen Internationalen Brigaden gehörte übrigens auch der 1893 in Rotthausen geborene Kommunist und spätere Minister für Staatssicherheit der DDR, Wilhelm Zaisser an, aber das ist eine andere Geschichte...
(siehe auch: http://www.gelsenkirchener-geschichten. ... ht=zaisser)

Auf Seiten der Faschisten kämpften die "Nationalisten", das war der putschende Teil der Armee, desweiteren verschiedene Söldnertruppen, die Falange, die "Corpo Truppe Volontarie" kurz C.T.V. - ein 70.000 Mann starkes italienisches Freiwilligenkorps des Diktators Benito Mussolini - und die Legion Condor, ein deutsches Fliegercorps, bestehend aus 17.000 Mann, von denen sich im Schnitt immer ca. 7000 direkt in Spanien aufhielten.
Bild
(das Foto zeigt Franco und Hitler in Hendaya, ein Jahr nach dem spanischen Bürgerkrieg)

4. Eine Legion auf Urlaub im Krieg oder: der braune Wolf im Schafspelz

Um die deutsche Teilnahme am Bürgerkrieg in Spanien geheim zu halten, wurden die Soldaten des Fliegercorps in zivil und als Urlauber getarnt nach Spanien gebracht. Organisiert wurde das ganze als Ferienprogramm durch den KdF "Kraft durch Freude". Nach der Machtergreifung 1933 als politische Organisation gegründet, war die KdF eigentlich zur Gestaltung der Freizeit von Familie und Arbeiterschaft gedacht, quasi eine Art gleichgeschaltes Tourismusunternehmen unter den Fittichen der Deutschen Arbeitsfront DAF.

Diese Tarnung war notwendig, weil man die Existenz der Legion Condor verschleiern musste, da sie gegen geltendes Völkerrecht verstiess. Der Völkerbund hatte Deutschland nämlich aus Angst vor einem erneuten Angriffskrieg mit dem Versailler Vertrag untersagt, grössere militärische Verbände zu unterhalten und aufzurüsten.

Seit Beginn des Bürgerkrieges stattete Deutschland Francos Nationalisten mit Material und Waffen aus. Als Sofortmassnahme gab es im Juli 1936 bereits drei Flugzeuge und Ende August lieferten die Dampfer "Kamerun" und "Wigbert" weiteres Kriegsmaterial.

Insgesammt bestand die Legion Condor damals aus einer Jagdgruppe mit 27 Heinkel He 51, einer Kampfgruppe mit 30 Behelfsbombern Junkers Ju 52, eine Aufklärergruppe mit 6 He 45 und 12 He 70, einer Seefliegertruppe mit 9 He 59, einer He 60 und ein paar neuen Flugzeuge vom Typ Messerschmitt BF 109 und Dornier Do 17.
Zur Bewaffnung dienten Sprengbomben der Firma Rheinmetall-Borsig sowie Splitter- und Streubrandbomben der IG Farben. Desweiteren: 6 Flackbatterien, eine Luftnachrichteneinheit und einen Luftpark, bestehend aus Nachschub- und Instandhaltebasis. Auch die Flugzeuge waren "incognito" in Spanien und deshalb nicht mit den in der Luftfahrt üblichen nationalen Hoheitszeichen ausgestattet, wie das für Deutschland damals übliche Eiserne Kreuz an Rumpf und Tragflächen und dem Hakenkreuz an der Schwanzflosse.

Seit dem 14. August 1936 unterstütze die Legion Condor aktiv mit Luftangriffen die Bodentruppen Francos. und hat so zu einem grossen Teil an dessen Erfolg über die Republikaner im Bürgerkrieg beigetragen, der am 1. April 1939 in Burgos offiziell für beendet erklärt wurde.
Bild
(eine deutsche Heinkel He 111 beim Abwurf von Bomben im spanischen Bürgerkrieg)

5. Guernica - Deutsche Fliegerasse "spielen" totaler Krieg:

Traurige Berühmtheit erlangte durch die Legion Condor die baskische Stadt Guernika
"Offizielles Ziel" des Angriffs soll eine strategisch wichtige Steinbrücke über den Fluss Oca gewesen sein, die die Stadt Guernica mit dem Hinterland verband. Dies macht allerdings aus militärstrategischer Sicht keinen Sinn, weil nur wenige Tage später Francos Truppen Guernica besetzten und die Stadt aus Sicht der heranrückenden Armee jenseits des Oca lag. Der brückenlose Fluss war somit ein Hindernis für den Einmarsch der Frankotruppen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Legion Condor eine ganz andere Absicht verfolgte.

Guernica gilt als die "heilige Stadt" der Basken an der spanischen Biscaya ein wenig ins Hinterland gezogen, gut 30 km östlich von Bilbao. In der Stadt leben am 26. April 1937 zwischen 5000 und 6.000 Einwohner als gegen 16.30 Uhr ein erster Bomber begleitet von Jagdflugzeugen auftaucht und seine Bomben mitten über dem Stadtzentrum und nicht etwa über der Brücke abwirft. Die Taktik mit der die Piloten damals vorgangen sind, lässt sich durch überlieferte Augenzeugenberichte wie folgt beschreiben:

Die Stadt wurde in Wellen sowohl in Ost-West, als auch in Nord-Südrichtung überflogen. Jede Welle begann mit einer Bomberstaffel und weil man keinen Gegenangriff aus der Luft befürchten musste, flogen die Bomber nebeneinander, was eine breitere und damit eine flächendeckendere Streuung der Bomben ermöglichte. Ein Anflug in Linie hintereinander hätte eine höhere Treffsicherheit und Trefferwahrscheinlichkeit bedeutet, weil theoretisch jedes Flugzeug die Möglichkeit gehabt hätte, über der Brücke seine Bomben abzuwerfen. So hat man zwar irgendwann die Brücke treffen können, aber der Abwurf der Bomben fand zum grössten Teil und eher planlos über den Häusern des Stadtzentrums statt.

Die Folge war, dass ein Teil der Menschen ihre brennenden Häuser verliess um auf die nahegelegenen Felder zu flüchten. Nachdem die Bomber verschwunden waren, tauchten als zweiter Teil der Wellen die Tiefflieger auf und schossen mit ihren Bordkanonen auf die flüchtenden Menschen. Die deutschen Flugzeuge flogen mehrere Wellen, aber immer nach demselben Schema. Erst waren die Häuser Ziel von Bombern, anschliessend wurden die Menschen von Maschinengewehrsalven der Jagdflieger heimgesucht. Die letzte Angriffswelle fand gegen 19.00 Uhr statt.

Bild
(Luftaufnahme von Guernica nach dem Angriff am 26. April 1937)

Die Bombadierung und das anschliessende Grossfeuer vernichteten 80% der Häuser. Mehrer hundert Menschen kamen bei dem Angriff ums leben, wurden von Trümmern erschlagen, verbrannten oder starben im Kugelhagel der Tiefflieger.
Bild
(die Innenstadt Guernicas nach dem Überfall durch die Legion Condor)

Ein Augenzeuge berichtet über die Angriffe wie folgt:
"In einer Höhe von etwa 30 Meter flogen die beiden Maschinen hin und her wie fliegende Schäferhunde, die eine Menschenherde zum Schlachten zusammentreiben."

Aus der Sicht der Deutschen Piloten, hier Wolfram von Richthofen:
"Die 250er warfen eine Anzahl Häuser um und zerstörten die Wasserleitung. Die Brandbomben hatten nun Zeit, sich zu entfalten und zu wirken. Die Bauart der Häuser: Ziegeldächer, Holzgalerie und Holzfachwerkhäuser, führte zur völligen Vernichtung... Bombenlöcher auf Straßen noch zu sehen, einfach toll."
(Quellen siehe Gerhard Piper: Guernica - Geschichte eines Luftangriffs)


6. Leistungsbewertung der Deutschen "Fliegerasse"

Mittlerweise ist erwiesen, dass Hitler den spanischen Bürgerkrieg dazu benutzte, Flugzeuge und Waffen zu testen, lag doch Spanien ein wenig abseits des Reiches und war es diesem Reich doch vom Völkerbund untersagt, Waffen zu produzieren und eine Armee aufzubauen. Zwischen 30 und 40 Tonnen Fliegerbomben sind schätzungsweise auf die in Guernica lebenden Menschen abgeworfen worden. Demgegenüber standen zwei Maschinengewehre, die es tatsächlich in der Stadt gegeben hat.
Soviel zum Thema" Ritterlichkeit von Fliegern"

Britische Beobachter vertraten damals schon die These, der Angriff sei ein "Konzept der Terrorisierung der Bevölkerung", weil er keinerlei militärische Ziele verfolgte und sich ausschliesslich gegen Zivilisten gerichtet hat. Unterstützt wird diese These durch einen weiteren Angriff auf das Dorf Gálcadano, ein paar Tage zuvor, bei dem sich eine ähnliche Tragödie nach demselben Muster abspielte, nur im kleineren Massstab und deshalb fast vergessen.

Im Klartext bedeutet das: Im spanischen Bürgerkrieg wurde mit der Legion Condor der Ernstfall des Totalen Kriegs getestet und zwar nicht nur in Bezug auf militärisches Gerät, sondern erstmalig auch unter der Einbeziehung der Bevölkerung. Also noch weit über drei Jahre vor Coventry, Dresden u.a.
Ein knappes Jahr später übrigens begann man 1937 in Deutschland mit dem systematischen Aufbau von Luftschutzbunker, als wüsste man, was auf das Reich zukommt, wenn das Experiment Guernica auf ganz Europa ausgedehnt wird.

Über die Urheber des Massackers von Guernica herrschte lange Zeit Rätselraten. Franco hat jegliche Verantwortung von sich gewiesen und die Männer der Legion Condor waren zum Schweigen verpflichtet. Gegenüber den Behörden und der Wehrmachtsleitung in Berlin, die man durch den Trick mit der KdF, komplett aussen vor gelassen hatte, bekam das deutsche Engagement den Stempel "Geheime Reichssache". Britische Kriegsberichtserstatter der Times und des Daily Mirror, die in der Nähe des Geschehens gewesen sind, berichteteten allerdings davon.

Die Existenz der Legion Condor konnte in Deutschland eine ganze Zeit geheim gehalten werden. Erst gegen Ende der Operation im Frühjahr 1939 wurde sie bekannt, weil auch aus diesem Korps eine Anzahl Soldaten dem Bürgerkrieg zum Opfer fielen - insgesammt 233 Mann. Die britische Berichterstattung gab ihr übriges. Als Reaktion auf die Ausländischen Presse versuchte man in deutschen Wochenenschauen die ausländischen Meldungen als jüdische Lügengeschichte hinzustellen und nannte die Bolschewisten als Verantwortliche des Massakers.


7. Ein Bild hält in Erinnerung, was alle vergessen sollten

Viele Spanier und vor allem die Basken hat der terroristische Überfall tief in der Seele getroffen. Diese Tatsache wird noch verstärkt, weil Guernica für das Bergvolk eine heilige Stadt ist. Vor dem Justizpalast in Guernica stehen seit Jahrhunderten Eichen, die für die Basken eine sakrale Bedeutung haben.
Das Thema ist von verschiedenen Künstler der damaligen Zeit in Bildern und Schriften verarbeitet worden.
Bild
(Pablo Picasso: Gernika)

Am bekanntesten ist wohl das Gemälde von Pablo Picasso "Guernica". es entstand 1937 und befindet sich heute in der Picassoabteilung des Museo Reina Sofía in Madrid.

8. Werner Mölders - Eine Blitzkarriere zur Zeit der Blitzkriege

Ob Werner Mölders direkt am Einsatz über Guernica teilgenommen hat ist nicht vollständig geklärt, aber eher unwahrscheinlich, da er zu dem Zeitpunkt des Terroranschlags eine Fliegerstaffel in Wiesbaden leitete. Sicher ist allerdings, dass er massgeblich an der Schlacht um den Ebrobogen beteiligt war und mit 14 Abschüssen als der erfolgreichste Pilot der Legion Condor von den Nazis gefeiert und entsprechend dekoriert wurde. So erhielt er am 14. April 1939 von Adolf Hitler die für diesen Feldzug höchste Auszeichnung, das Spanienkreuz mit Brillianten.

Bild
(Mölders und seine Kammeraden)

Mölders Karriere im zweiten Weltkrieg liest sich wie ein Fliegerquartett.
Zu Beginn des Krieges ist er als Kommodore des Jagdgeschwader 51 zur Grenzsicherung eingeteilt und nach 7 Abschüssen erhält er das Eiserne Kreuz I. Klasse. Gut einen Monat später im Mai 1940 nach 20 Abschüssen dann das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Anfang Mai wird er abgeschossen und gerät für 25 Tage in französische Kriegsgefangenschaft. Im selben Monat kapituliert Frankreich jedoch und er ist wieder frei.
Am 20. Juli wird er zum Major befördert und leitet das Jagdgeschwaders 51 in der Luftschlacht um England. Seinen 40. Luftsieg im September 1940 honorieren die Nazis mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz, seinen 50. im Oktober 1940 dann mit der Beförderung zum Oberstleutnant. Als Reaktion auf seinen 72. Abschuss werden Mölders die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub verliehen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion wird sein Jagdgeschwader im Sommer 1941 an die Ostfront versetzt um die Heeresgruppe Mitte aus der Luft zu unterstützen. Am 15. Juli 1941 hat er dann seinen 101. Abschuss, bekommt zu seinem Ritterkreuz mit Schwertern und Eichenlaub auch noch die Brillianten. Hitler ernennt Mölders mit seinen 28 Jahren zum jüngsten Oberst in der deutschen Geschichte und seine Quartettkarte ist jetzt mehr wert als die von Manfred von Richthofen... 101 Abschüsse: Stich...
Nach seinem 115. Abschuss erhält Mölders Feindflugverbot und wird als Inspekteur der Jagdflieger direkt Hermann Goering unterstellt, wahrscheinlich auch, weil Goering ihn um seine Erfolge beneidet. Als sich der alkohol- und drogenabhängige Jagdflieger Ernst Udet am 17. November 1941 das Leben nimmt und Mölders sich 4 Tage später auf den Weg von der Ostfront nach Berlin macht, um an der Beerdigung teilzunehmen, stürzte seine Maschine am 21. November in Breslau ab und auch Mölders ist tot. Beide werden auf dem Invalidenfriedhof in Berlin neben dem Grab des "Roten Baron" Manfred von Richthofen beigesetzt.


9. Der Mythos Mölders - Entstehung einer Legende

Die Person Mölders, seine Erfolge im Spanischen Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg wurde bereits zu Lebzeiten für die Propaganda der Nationalsozialisten ausgeschlachtet. So erschien 1941 das Buch "Werner Mölders und seine Männer" von Fritz von Forell, heute noch ein Bestsseller in der rechtsradikalen Szene.
Sein altes Jagdeschwader 51, wurde nach seinem Tod umbenannt. Es erhielt den Namen „Jagdgeschwader Mölders“ und den angehörigen dieses Geschwaders war es erlaubt, das gleiche Ärmelband zu tragen.

Während in Spanien die ganze Francozeit hindurch Guernica und die Legion Condor ein Tabuthema ist, beginnt man in Deutschland Mythen um die "legendären Flieger" dieses Auslandskorps zusammenzuspinnen.
Bild
(Propagandazeitung der Nazis: Wir kämpften in Spanien)

Der Spanienkrieg ist immer wieder Stoff für heldenhafte Sagen über das fliegende deutsche Rittertum und genauso, wie sich eine grosse Anzahl der Soldaten der Legion Condor in die Bundeswehr retten können, wie Oberstleutnant Hannes Trautloft, Major Adolf Galland und Oberst Erwin Jaenecke, retten sich auch die Geschichten von den "fliegenden Männern in ihren tollkühnen Kisten" und der " Rittern der Lüfte" in die Nachkriegszeit. Allen voran die heldenhaften Geschichten des Werner M.

Mölders ist gleichsam für Nazis und Bundeswehr der Idealtyp des Jagdfliegers und Offiziers schlechthin. Seine Kampftaktiken wie "Rotte" und "4 Fingerschwarm" werden als seine grossartigen Erfindungen dargestellt und er gilt für viele heute, wie damals als Vorbild. Seine Jungs nannten ihn "Vati", blickten zu ihm auf, wie zu einem Vater, weil er ein hervorragender Menschenführer gewesen sein soll.
Sein Engagement bei der Legion Condor, seine Erfolge im Luftkampf um England und an der Ostfront machen ihn zum unbesiegbaren Helden, seine fliegerischen Fähigkeiten mit unzähligen Abschüssen zum ungeschlagenen Fliegerass in zwei Kriegen, die alles andere als fair und ritterlich waren.

Mölders war Katholik und hat während der Nazizeit kirchlich geheiratet. Eine Tatsache, die im September 1941 vielleicht den einen oder anderen Nazi die Augenbraue hochziehen liess, aber was aufgrund seiner Erfolge wahrscheinlich grosszügig übersehen wurde. Die Bundeswehr nimmt diese Tatsache allerdings im kalten Krieg zum Anlass, um aus Mölders eine Art Widerstandskämpfer zu machen. Von Observation durch das Reichssicherheitshauptamt und die Gestapo ist die Rede und seinen Höhepunkt findet diese bewusste Verklärung darin, dass man Mölders Kontakte zu Clemens August Kardinal Graf von Galen nachsagt, der "mit brennender Sorge" als Bischof von Münster von der Kanzel gegen die Nazis und deren Euthanasieprogramm predigte und der eindeutig dem Widerstand zuzuordnen ist. Die Geschichte von den Beziehungen Mölders zu Kardinal von Galen werden in einem Gutachten 30 Jahre später als "wahrscheinlich frei erfunden" bewertet. Das hochstilisieren der katholischer Konfession ist nicht verwunderlich, denn sie passierte im Vorfeld der Bennung diverser Bundeswehreinrichtung mit dem Namen "Mölders".
Bild
(Zerstörer D 186 "Mölders")

- 1968 wird ein Zerstörer der Bundesmarine auf den Namen D 186 "Mölders" getauft. Er wird 2003 ausgemustert und ist heute als "grösstes Ausstellungsstück" im Marinemuseum Wilhelmshafen zu besichtigen.
- 1972 erhält die Kaserne der II. Abteilung Fernmelderegiment 34 der deutschen Luftwaffe in Visselhövede den Namen "Mölders"
- 1973 bekommt das in Neuburg an der Donau stationierte Jagdgeschwader 74 der Luftwaffe den Namen Werner Mölders um an die Tradition des Jagdgeschwaders 51 der Wehrmacht anzuknüpfen.
Bild
(Jagdgeschwader 74 "Mölders")


10. Die Entzauberung des Ritters der Lüfte zurück zum Nazi

Am 20. September 1975 stirbt Francisco Franco. Die Diktatur in Spanien ist zu Ende und damit auch die Zeit des Schweigens über das schreckliche Verbrechen in Guernica. Auf der iberischen Halbinsel beginnt man das Thema aufzuarbeiten und in diesem Zusammenhang kommt es auch in Deutschland wieder auf den Tisch. Die Bundeswehr wird plötzlich mit Fakten konfrontiert, mit denen sie nicht umgehen kann oder will.

Bis in die neunziger Jahre leugnen führende Angehörige der Bundeswehr den Überfall auf Guernica und werten ihn als "Guernica-Geschwätz" ab. Allen voran Oberst Walter Holinka und Generalmajor Jürgen Schreiber. Ähnlich wie um Auschwitz entsteht eine, ich nenne sie mal: "Guernicalüge", nur dass ihre Urheber nicht aus der Wehrmacht des Alten Nazireiches kommen, sondern aus der Bundeswehr, der rechten Politszene und den Burschenschaften. Kritikern und Gelehrten, die sich mit dem Thema Guernica beschäftigen, wirf man Geschichtsfälschung vor oder bringt sie mit der ETA in Verbindung. Ähnlich wie die Nazis in ihren Wochenschauen drei Generationen vorher werden die Täter zu Opfern und die Opfer zu Tätern gemacht.

Während die Bundeswehr die Ereignisse um Guernica immer wieder herunterspielt und auch die Regierung sich nicht sonderlich für das Thema zu interessieren scheint, findet auf anderer Ebene eine Annäherung statt. Mitglieder der Friedensbewegung nehmen 1987 an den Feiern zum fünfzigjährigen Gedenken des Angriffs in Guernica teil. Petra Kelly und Gert Bastian von den Grünen legen einen Kranz nieder.
1989 wird die Städtepartnerschaft zwischen Guernica und der deutschen Stadt Pfortzheim begründet, die nach einem Fliegerangriff am 23. Februar 1945 fast völlig zerstört wurde.

Zum sechzigsten Jahrestag des Kriegsverbrechens an die Basken erreicht die kontroverse Diskussion in Deutschland ihren Höhepunkt und wird zum Politikum. Guernica wird Thema im Deutschen Bundestag.
Ein von der Oposition gefordetes Schuldgeständnis wird am 24. April 1997 mit den Stimmen der rechtsliberale Regierung unter dem Bundeskanzler und Historiker Helmut Kohl abgeschmettert und führt dazu, dass sich Bundespräsident Herzog in die Diskussion einmischt. Mit einem beeindruckenden Grusswort wendet er sich drei Tage nach der Bundestagsdebatte an die Einwohner von Guernica:

"Ich möchte mich der Vergangenheit stellen und mich zur schuldhaften Verstrickung deutscher Flieger ausdrücklich bekennen. An Sie als Überlebende des Angriffs, als Zeugen des erlittenen Grauens richte ich meine Botschaft des Gedenkens, des Mitgefühls und der Trauer. Ihnen, die die Wunden der Vergangenheit noch in sich tragen, biete ich meine Hand mit der Bitte um Versöhnung." (siehe Gerhard Piper)

Das Grusswort des Bundespräsidenten ist der Wendepunkt in der Geschichte um die deutsche Kriegsschuld im spanischen Bürgerkrieg und der Aufarbeitung des Anschlags auf Guernika.


11. Das Festhalten der Bundeswehr an ihrem Naziidol und das Gutachten des MGFA

1998 beschliesst der deutsche Bundestag, dass den Mitgliedern der Legion Condor keine ehrenden Gedenken mehr zuteil werden soll: "bereits erfolgte Benennungen sind rückgängig zu machen".

Die Verantwortlichen der Bundeswehr hielten es trotz des Beschlusses, nicht für nötig, ihre Einrichtungen umzubenennen. Begründet wurde diese sture Haltung damit, dass Mölders an der Bombadierung Guernicas gar nicht beteiligt gewesen sei. Die Folge dieser restriktiven Auslegung war die Beauftragung eines Gutachtens beim militärgeschichtlichen Forschungsamt durch Verteidigunsminister Dr. Peter Struck, welches im August 2004 vorgelegt wurde.

Das MGFA ist eine Forschungseinrichtung der Bundeswehr unter der Leitung von Oberst Hans Ehlert mit Sitz in Potsdam. In dem Gutachten über Mölders kommt das MGFA zu dem Entschluss, dass "Mölders bis zu seinem Tod stets im Sinne der Kriegsführungspolitik des NS Regimes gehandelt habe. Mölders entspricht dem Prototyp des Gefolgschaft beanspruchenden und erhaltenden Offiziers nationalsozialistischer Prägung, der sich auf eine Inszenierung als Held im NS Regime eingelassen hat. Eine Distanzierung Mölders zum Nationalsozialismus aufgrund seiner christlichen Prägung ist nicht zu belegen." Die Beziehungen zum katholischen Widerstand bezüglich Kardinal Graf von Galen bezeichnet das MGFA als "wahrscheinlich frei erfunden"
"Bei seinen Angriffen in Spanien nahm Mölders den Tod von nichtkämpfenden Zivilpersonen billigend in Kauf".
Das Gutachten kommt zu dem Entschluss, dass "mit den Benennungen durch die unhinterfragte Übernahme von Mölders als soldatischem Vorbild in der Bundeswehr das grundlegende Prinzip der Inneren Führung ignoriert worden sei. Außerdem seien die für vorbildhaft gehaltenen militärischen Leistungen ihres historischen und politischen Kontextes entkleidet und an keiner Stelle problematisiert worden, dass sie im Rahmen eines Angriffs- und Vernichtungskrieges für das NS-Regime erbracht wurden." Als Ergebnis des Gutachtens wird die Umbenennung der mit Mölders bezeichneten Einrichtungen empfohlen.

Wenn man die Ergebnisse des Gutachtens betrachtet, könnte man meinen, die Diskussion um Mölders wäre abgeschlossen und einer Rückbennung der den Namen Mölders tragenden Institutionen würde nichts mehr im Wege stehen. Immerhin handelt es sich bei dem MGFA um eine Einrichtung der Bundeswehr, die ihre Arbeit "nach den Regeln und Standards der allgemeinen Geschichtswissenschaft" aufbaut. Aber Pustekuchen.

Bild
("Todesanzeige" der Möldersvereinigung in der F.A.Z. am 18. März 2005)

Aufgrund der zähen Haltung der Bundeswehrführung wurde im Sommer schliesslich auf Beschluss des Verteidigungsministeriums unter Peter Struck die Umbennung der Werner Mölders Kaserne in Visselhövede und das in Neuburg an der Donau stationierte Jagdgeschwader 74 Mölders verordnet, was wiederum zu starken Protesten innerhalb rechter Kreise der Bundeswehr und Möldersfanatikern führte. Allen voran der erste Kommandant des Zerstörers D 186 "Mölders", Vizeadmiral a. D. Günter Fromm, die Mölders-Vereinigung und andere rechstgerichtete Grupierungen


12. Meine persönliche "frag"-Würdigung Mölders

Was Mölders für ein Mensch war, lässt sich für mich aus heutiger Sicht schwer beurteilen, immerhin ist er schon seit 1941 tot und hatte somit auch nicht die Möglichkeit sich nach dem Krieg zu seiner Rolle im Nationalsozialismus zu äussern. Aber ein paar Fragen hätte ich schon an ihn.

Mölders ist als Halbwaise ohne Vater aufgewachsen und das Militär war, psychologisch betrachtet, bestimmt auch eine Art Familienersatz. Junge Menschen brauchen Vorbilder. Mölders hatte sie für sich in Personen wie Manfred von Richthofen und anderen Fliegern aus dem 1. Weltkrieg gefunden und hat später für seine Soldaten eine ähnliche Vorbildfunktion erfüllt.

Den Schilderungen ehemaliger Weggefährten vom tollkühnen Fliegerass und fairen Kammeraden steht allerdings die Ausschlachtung genau dieser Eigenschaften durch die Propaganda der Nazis entgegen, denen sich Mölders ohne Einschränkungen hingegeben hat. Mehr noch: Mölders ist von niemandem gezwungen worden, Soldat zu werden. Es war seine freiwillige Entscheidung als Jagdflieger Karriere zu machen, Menschen zu töten und das Naziregime durch seinen Einsatz weiter nach vorne zu tragen.
Bis zum zweiten Weltkrieg war Mölders Engagement in Hitlers Truppen bereits zweimal eklatantes Verstossen gegen bestehendes Völkerrecht. Einmal bei der Besetzung des Rheinlandes und ein weiteres mal bei der Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg. Mölders war ein Soldat, der bedingungslos gehorchte und sich unreflektiert und geschmeidig in die Strukturen des Nazisystems eingliederte. Ihn aufgrund seines christlichen Glaubens zu einer Art Widerstandskämpfer zu machen ist fast schon pervers. Mölders war kein Staufenberg, von Galen oder Niemöller, sondern ein Soldat der bis zu seinem Tod artig seine Pflicht erfüllte. In einem totalitären und menschenverachtendem System, dass die Demokratie abschaffen und Europa für einige Jahre unter das Joch eines fanatischen Diktators stellen sollte, hat Werner Mölders wunderbar funktioniert.
Das so ein Mensch mit Namensgebungen geehrt wird um so als Vorbild für Soldaten der Bundeswehr zu dienen, die ja die Ideale unseres Demokratie schützen soll, ist mir ein Rätsel und lässt vermuten, dass sich in manchen Köpfen jenseits der Kasernenmauern diverser BW Einrichtungen eine Menge rechtsradikaler und naziverherrlichender Schrott befindet, den man nicht aus den Augen verlieren darf. Deshalb sollte die Diskussion um die Namensgebung durchaus auch dazu genutzt werden, genauer hinzuschauen und bei Bedarf auszumisten.


Quellen und Interntlinks zum Thema Guernica:

Gerhard Piper:"Guernica - Geschichte eines Luftangriffs"
http://www.bits.de/public/articles/ami/ami07+08-03.htm

Jörg Diel:"Sie haben die Stadt eingeäschert" - Hitlers Bomben auf Guernica bei Spiegel online:
http://www.spiegel.de/panorama/zeitgesc ... 93,00.html

Berichte und Biographien über Mölders gibts natürlich auch bei Wikipedia und Co, allerdings sind diese teilweise braun eingefärbt, was sich dadurch erklären lässt, dass es sich bei den Verfassern um eingefleischte Möldersfans handelt. Wenn man zum Beispiel die Herkunft von Zitaten verfolgt, landet man nicht selten auf Internetseiten, die aus Abenteuerromanen über Mölders abgeschrieben sind, also alles andere als objektiv oder gar Kritisch.

Alternativ vier Fernsehberichte der ARD Sendung "Kontraste" im Internet über Mölders und die Debatte um die Namensbennungen von Bundeswehreinrichtungen

1. Falsche Vorbilder, Die Bundeswehr ehrt Wehrmacht-Oberst Mölders Bericht
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 37815.html
2. Falsche Vorbilder, Die Bundeswehr und der Wehrmacht-Oberst Mölders
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 43019.html
3. Erdrückende Beweise – Warum das Verteidigungsministerium nach einem Kontraste- Beitrag das "Jagdgeschwader 74 Mölders" umbenennt
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 26654.html
4. Merkwürdige Traditionspflege: Nazi-Held als Vorbild für die Bundeswehr
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 83349.html

Die hier angeführten Fernsehbeiträge des rbb werden von Seiten der Möldersfans, darunter auch namhafte Bundeswehrangehörige als rot-grüne Geschichtsfälschung attackiert. An manchen Stellen sind sie etwas oberflächlich, vermitteln im grossen und ganzen allerdings einen recht interessanten Einblick in die aktuelle Diskussion

Empfehlenswert ist auf jeden Fall das Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamt über den Namen Mölders als Namenspatron von Bundeswehrkasernen
http://www.mgfapotsdam.de/html/put_file ... y=file.pdf



Ich wünsche dir mein lieber Andreas, dem ich diesen Bericht gerne für das Gelsenzentrum zur Verfügung stelle, und allen anderen historisch interessierten Lesern einen angenhemen abend


Johannes Fischer

erloeser
Abgemeldet

Gutachten des MGFA zu Werner Mölders

Beitrag von erloeser »

Sorry. Hatte das Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes zu Werner Mölders falsch verlinkt

Ihr könnt es als pdf.Datei auf folgender Seite des MGFA herunterladen:
http://www.mgfa-potsdam.de/html/neuigke ... 7397887577

Karlheinz Rabas
Beiträge: 1557
Registriert: 26.11.2006, 12:45
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Karlheinz Rabas »

Kleine Anmerkung:

Mölders ist nicht in Gelsenkirchen-Rotthausen geboren, denn das gibt es erst seit 1924.
Er wurde geboren in Rotthausen, Landkreis Essen.

Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

erloeser
Abgemeldet

Schöne Grüsse aus Essen auf Rädern

Beitrag von erloeser »

Na warte, mein lieber Karlheinz Rabas.

Nächsten Dienstag komm ich Dich besuchen und dann kannst Du was erleben! ;-)

Dann bring ich nämlich Kuchen mit und dann darfst Du mir das alles ganz in Ruhe erklären :P

Karlheinz Rabas
Beiträge: 1557
Registriert: 26.11.2006, 12:45
Wohnort: Gelsenkirchen

Beitrag von Karlheinz Rabas »

Hallo Johannes Fischer,

zu Mölders und Rotthausen:

Rotthausen, Landkreis Essen ist nicht gleich Gelsenkirchen-Rotthausen!

Die genaue Angabe des Geburtsortes ist schon erforderlich, denn Rotthausen ist bei der Eingemeindung Ende 1923 nach Gelsenkirchen in seiner Fläche verändert worden. Je nachdem wo er in Rotthausen geboren wurde, könnte das heute auch Essen-Kray, Essen-Katernberg oder gar Gelsenkirchen-Feldmark sein.

Noch einen schönen Abend.
Karlheinz Rabas
Jeden Dienstag von 17.00 bis 19.00 Uhr sind
Besucher bei uns im Stadtteilarchiv Rotthausen, Mozartstraße 9, herzlich willkommen 10.000 Fotos zu Rotthausen und mehr

GELSENZENTRUM
Abgemeldet

Re: Mölders - Vorbild oder Nazi?

Beitrag von GELSENZENTRUM »

erloeser hat geschrieben:Einen wunderschönen guten abend mein lieber Pito, Doc und allen anderen historisch interessierten Lesern dieser Seite.

Heute möchte ich Euch einladen den Spuren des in Gelsenkirchen geborenen Jagdfliegers Werner Mölders aus Rotthausen in den spanischen Bürgerkrieg Ende der 30er Jahre zu folgen um anschliessend die, bis in die heutige Zeit andauernde, Diskussion um den Namen Mölders bei der Bundeswehr zu betrachten.
(...)
Ich wünsche dir mein lieber Andreas, dem ich diesen Bericht gerne für das Gelsenzentrum zur Verfügung stelle, und allen anderen historisch interessierten Lesern einen angenhemen aben

Johannes Fischer
@Johannes: Der Artikel über Mölders ist bemerkenswert, echt gut gemacht. Vielen Dank, ich werde Ihn entsprechend ins GELSENZENTRUM einfügen. :xmas_up:

erloeser
Abgemeldet

Anmerkungen zu Mölders

Beitrag von erloeser »

Hier noch ein paar Anmerkungen zu Mölders

Bei meinen Recherchen über Mölders ist bezüglich seines Geburtsortes entweder von Rotthausen, meistens von Gelsenkirchen die Rede gewesen. Meine Angaben zu seiner Person basieren überwiegend auf Literatur des Luftfahrthistorikers und Autors Dr. Kurt Braatz, dem ich allerdings auch eine verklärte Sicht der Dinge unterstelle und auf das Gutachten des MGFA. Dort heisst es auf Seite 11 in Kapitel 4, Biographische Angaben zur militärischen Karriere:
"Der aus einer Lehrerfamilie stammende, am 18. März 1913 in Gelsenkirchen geborene M. trat nach dem Abitur 1931 als freiwilliger Offizieranwärter in das II. Bataillon, Reichswehr-Infanterieregiment Nr. 2 in Allenstein/Ostpreußen ein."

Desweiteren habe ich erfahren, dass Mölders nicht nur einen Bruder sondern insgesammt drei Geschwister hatte. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass seine Mutter nach dem Umzug an die Havel ein zweites mal geheiratet hat und die anderen beiden Kinder erst dort geboren wurde. Sein Vater hiess auf jeden Fall Viktor, der älteste Bruder hiess wie der Vater Victor, war im 2. Weltkrieg auch Flieger und lebt noch. Wie seine anderen Geschwister heissen weiss ich nicht. Seine Mutter hiess Annemarie und war eine geborene Riedel. Vielleicht können die Familienangaben ja helfen den genauen Geburtsort Werner Mölders festzumachen.

Ich bin leider kein gelsenkirchener Urgestein Karlheinz Rabas, sondern ein Zugvogel, der sich vor anderthalb Jahren im Norden Gelsenkirchens niedergelassen hat um sich ein Nest zu bauen und lasse mich hinsichtlich Mölders Geburtsort gerne berichtigen.

Leider gibt es bezüglich Mölders eine Menge - ich nenne es mal vorsichtig - "Zeugs" in Internet und Printmedien, aber nur wenig wirklich verwertbares. Vieles widerspricht sich, ist voneinander abgeschrieben oder aus irgendwelchen Groschenromanen "Landser"-Art entnommen u.a. die Eintragungen bei Wikipedia.

Auch das MGFA kommt zu dem Entschluss, dass die Quellenlage sehr dürftig ist und viele Geschichten über Mölders erst nach seinem Tod aufgrund mündlich überlieferter Erzählungen angefertigt wurden.
Grundlage für die verklärten Geschichten über Mölders sind die Bücher von Fritz von Forell: " Mölders und seine Männer von 1941, Mensch und Flieger von 1951, Flug zur Sonne 1976, Werner Mölders, Die Geschichte eines grossen Jagdfliegers 1982.
Forell war übrigens von 1922 bis 1927 Mitglied der preussischen Schutzpolizei in Buer und im MGFA wird vermutet, dass eine freundschaftliche oder gar familiäre Beziehung zu den Mölders bestanden haben muss. Auf jeden Fall gibt es Indizien, dass Forell für Mölders eine Art Vaterrolle übernommen hat und wahrscheinlich eine zeitlang bei der Familie Forell gelebt hat. Ob das allerdings in der Zeit war, in der Forell in Buer verweilte, habe ich nicht herausfinden können.

Ein weiteres grosses Manko zur "Wahrheitsfindung" über Mölders ist die Politisierung um die Namensumbenennungen der BW-Einrichtungen. Ähnlich wie im spanischen Bürgerkrieg bereits rechte Deutsche gegen linke Deutsche kämpften, findet ein ähnlicher Kampf bis heute auch auf politischer Ebene statt. Die Kommunisten werfen der Legion Condor vor, dass diese im spanischen Bürgerkrieg Bomben auf ihr geliebtes Thälmann-Bataillon, einer militärischen Einheit der Internationalen Brigaden geworfen hat, die Möldersanhänger aus dem rechten Lager wiederum werfen den Kommunisten vor, dass diese nach dem Krieg die Gräber der deutschen Flieger auf dem Invalidenfriedhof in Berlin verwüstet haben. Und weil der Beschluss des Bundestages von 1998 - Einrichtungen der Bundeswehr dürfen nicht mehr nach Mitgliedern der Legion Condor benannt werden - auf Initiative der PDS zustande gekommen ist, versuchen die Möldersfanatiker diesen demokratisch gefassten Beschluss dadurch zu entkräften und auszuhebeln, indem sie auf Internetseiten und in Zeitungen haarklein beschreiben, warum ausgerechnet an diesem Tag so wenig Abgeordnete der CDU und CSU der Sitzung im Bundestag beiwohnten und es kaum Gegenstimmen zu diesem Beschluss gab. In diesem Zusammenhang wird gerne Horst Seehofer genannt, der die Umbenennung des in Neuburg stationierten Jagdgeschwaders zu tiefst bedauerte. Neuburg liegt ürbigens direkt neben Ingolstadt, der Heimat Seehofers

Für mich steht fest - und dies soll ja eine subjektive Geschichtsschreibung von unten sein - dass Mölders als Träger und Soldat eines faschistischen Systems, weder als Vorbild für Soldaten, noch für junge Menschen oder sonstwen dient, egal, ob er nun in Gelsenkirchen oder in Essen geboren wurde.

Ich wünsch euch allen einen angenehmen abend und eine gute Nacht

GELSENZENTRUM
Abgemeldet

Werner- Mölders-Schule

Beitrag von GELSENZENTRUM »

Bild
Die Werner-Mölders-Schule in in Gelsenkirchen-Horst.

Bild
Heute heißt die Schule Gesamtschule Devensstrasse, der Anbau rechts ist nach dem Krieg dazu gekommen.

Schacht 9
† 17.07.2016
Beiträge: 2418
Registriert: 04.07.2007, 21:45
Wohnort: Gelsenkirchen Bismarck

Beitrag von Schacht 9 »

1941 erfolgte eine Umbennenung der Oberschule für Jungen in Gelsenkirchen-Horst in Werner Mölders-Schule. Weiter ehrte die Stadt Gelesenkirchen ihren ersten Ritterkreuzträger mit der Umbennenung der Elisenstraße in Bulmke in Möldersstraße. Die Rückbennenung in Elisenstraße erfolgte im Mai 1947.

Johann-Conrad
Beiträge: 5
Registriert: 19.06.2008, 13:07
Wohnort: Herne
Kontaktdaten:

Möders und von Forell

Beitrag von Johann-Conrad »

Forell war übrigens von 1922 bis 1927 Mitglied der preussischen Schutzpolizei in Buer und im MGFA wird vermutet, dass eine freundschaftliche oder gar familiäre Beziehung zu den Mölders bestanden haben muss. Auf jeden Fall gibt es Indizien, dass Forell für Mölders eine Art Vaterrolle übernommen hat und wahrscheinlich eine zeitlang bei der Familie Forell gelebt hat. Ob das allerdings in der Zeit war, in der Forell in Buer verweilte, habe ich nicht herausfinden können.

Hallo gute Menschen,
auch wenn verspätet möchte ich doch die Beziehung der Familie Mölders zu Fritz von Forell auflösen:
Fritz von Forell war ein in Trier 1928 angeheirateter Cousin von Werner Mölders. d.H. seine Schwiegermutter was dessen Tante. Also vermutlich keine nähere Bekanntschaft vor 1926.

Herzlichen Glückwunsch ansonsten zu dieser Diskussion, war mehr als überfällig.
Johann Conrad Herne

erloeser
Abgemeldet

Beitrag von erloeser »

Mein lieber Johann Conrad.

Ich würde mich freuen, wenn Du einen entsprechenden Beleg über deine Aussage anführen würdest. Die Diskussion um Werner Mölders ist zwar bei der Bundeswehr mittlerweile abgeschlossen, allerdings geht sie vieler Orts hinter den Kulissen weiter und selbst Nachschlagewerke, wie das überaus oft genutze Wikipedia werden in Sachen Mölders immer wieder von rechtsgerichteten Kreisen dahingehend bearbeitet, dass Fakten einfach verdreht werden, um der als Nazi entlarvte Fliegerikone wieder ihren alten Platz zuzuweisen.

Danke schön, Johannes Fischer

erloeser
Abgemeldet

Beitrag von erloeser »

zur Beziehung Mölders und Forells schreibt das Militärgeschichtliches Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam in seinem Gutachten 2004 auf Seite 6:

"Der in seiner parteilichen Bindung an die NSDAP und in seinem OEvre als regimekonform
ausgewiesene Literat Forell stand zudem in einem intensiven persönlich-freundschaftlichen
oder gar familiären Verhältnis (Vetter oder sehr guter Bekannter der Familie?) zu M. und
war, soweit die Erinnerung eines Mitglieds der Möldersvereinigung zutrifft, welcher Forell
noch persönlich gekannt hat, für M. in gewisser Weise Vater-Ersatz (M. soll zeitweilig in der
Familie von Forell gelebt haben)."

Antworten