Buchbinderei Klein im Halfmannshof
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Buchbinderei Klein im Halfmannshof
Die Buchbinderei Klein besteht in der zweiten Generation im Halfmannshof und arbeitet auf hohem handwerklichen und künstlerischen Niveau.
1955
Ein Bucheinband von Heinz Klein, Vater des heutigen Buchbinders Dietmar Klein.
http://www.buchbinderei-klein.de
1955
Ein Bucheinband von Heinz Klein, Vater des heutigen Buchbinders Dietmar Klein.
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Quelle: Die Zeit 15/1996Die Zeit hat geschrieben:Eine Brieftasche aus Menschenhaut
Von Roland Kirbach
GELSENKIRCHEN. - Das Buch ist eine wahre Fleißarbeit: 544 Seiten stark, mit vielen historischen Photos und Faksimiles. Drei Jahre hat der Literaturwissenschaftler Herbert Knorr an dieser Geschichte der Gelsenkirchener Literatur gearbeitet. Jetzt hat er das Werk der Öffentlichkeit vorgestellt ("Zwischen Poesie und Leben", Klartext-Verlag, Essen). "Es dürfte ein Standardwerk werden", prophezeite die WAZ der Neuerscheinung. Das Buch ist auch schon zum Stadtgespräch geworden - doch nicht zu Knorrs Freude. Drei Seiten, die er dem Buchbindermeister Heinz Klein gewidmet hat, erregen die Gemüter.
Bei seinen Recherchen war Knorr auf zwei Zeitungsartikel aus der Nazizeit über den Buchbinder gestoßen. So berichtete die Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung im Januar 1938 von einem Werkstattbesuch: "Und zwischendurch schiebt uns Heinz Klein einen Einband aus echtem Niggerleder vor die Augen. Nun wissen wir, daß hier mit allerkostbarstem Material gearbeitet wird."
Niggerleder? Herbert Knorr war entsetzt. Der Begriff ließ für ihn nur die Deutung zu, daß es sich um Haut von "Negern" handeln müsse, zumal er in der Buerschen Zeitung vom August 1939 über Kleins Kunst lesen konnte: "Die Einbanddecken sind Steinbutthäute, die Buchrücken - Menschenhaut. Menschenhaut als Einbandmaterial - so hat auch hier der Künstler wie bei schon so zahlreichen seiner Einbandkunstwerke einen ,Rohstoff` gefunden, der in einer symbolhaft unmittelbaren Beziehung zu dem Buch steht, das der Einband umschließt."
"Woher bezog er sein ,Material`?" fragt Knorr in seinem Buch und suggeriert damit die Frage: aus KZs? In einen solchen Verdacht wollte Kleins Sohn Dietmar, ebenfalls Buchbinder von Beruf, seinen Vater auf keinen Fall kommen lassen. Er kündigte eine Klage an, um zu verhindern, daß das Buch mit den "unhaltbaren Vorwürfen" weiter vertrieben wird. Mit "Niggerleder", erklärt Dietmar Klein, sei "Nigerleder" gemeint, ein hochwertiges Ziegenleder aus Nigeria.
Rosita Nenno vom Deutschen Ledermuseum in Offenbach bestätigt das. Selbst in einschlägigen Handbüchern habe bis vor einiger Zeit oft "Niggerleder" gestanden, wenn "Nigerleder" gemeint gewesen sei. Das schließe aber nicht aus, daß Bücher nicht auch mit Menschenhaut eingebunden worden seien, ergänzt ihr Kollege Werner Schmitzer, der zu dem Thema unlängst einen Aufsatz verfaßte.
"Menschenhaut zu gerben war keine Zeiterscheinung der dreißiger Jahre", erklärt der Lederrestaurator und gelernte Buchbinder Schmitzer, "sondern läßt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen." Vor allem die Haut von "Räubern, Mördern und anderen kriminellen Personen" sei dabei verwendet worden. Schon damals jedoch fürchteten die Gerber vielerorts um "ihre Ehre und ihren guten Namen". So weigerten sich etwa 1631 die Leipziger Gerber, weiterhin Menschenhaut zu verarbeiten, wurden jedoch von den "kurfürstlich-sächsischen Schöppen" dazu verdonnert, "bei Vermeidung des Gebrauchs obrigkeitlicher Zwangsmittel nach erbrachter Anatomia" die Menschenhäute zu gerben.
Bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, erklärt Schmitzer, sei es gang und gäbe gewesen, die eigene Haut schon zu Lebzeiten an Gerber zu verkaufen. Redewendungen wie "seine Haut zu Markte tragen" oder "seine Haut so teuer wie möglich verkaufen" hätten darin ihren Ursprung.
Mit Sicherheit ausschließen lasse sich jedoch, meint Schmitzer, daß jemals Haut von KZ-Opfern verwendet wurde - schon gar in den Jahren 1938 und 1939, als die Gelsenkirchener Artikel erschienen.
Damals hätten ja noch gar keine Vernichtungslager existiert.
Ob der Gelsenkirchener Buchbinder Klein Menschenhaut verarbeitete, darüber hat Schmitzer keine Unterlagen gefunden. Unwahrscheinlich wäre es wohl nicht. Der Breslauer Buchbinder Paul Kersten schrieb in der Fachzeitschrift Die Heftlade 1922: "Ich selbst habe sechs Einbände in Menschenleder gebunden und aus einem anderen Stück eine Brieftasche fertigen lassen." Heinz Klein, hebt Buchautor Knorr hervor, habe die Gelsenkirchener Artikel ja nie dementiert - vor allem jenen nicht, in dem nicht von "Niggerleder", sondern von "Menschenhaut" die Rede ist.
Dietmar Klein hat es sich unterdessen anders überlegt, er will nun doch nicht mehr gegen Knorr klagen. Seine Mutter, inzwischen hochbetagt, würde so eine Auseinandersetzung "nervlich nicht aushalten".
Hat Vater denn nun Menschenhaut verarbeitet? "Da kann ich nichts zu sagen", antwortet der Sohn.
http://www.zeit.de/1996/15/Eine_Briefta ... aut?page=2
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- Abgemeldet
Vor einigen Jahren startete Dietmar Klein eine Aktion mit der Buchhandlung Junius. In einem goldenen Rahmen wurden besondere Buch-Unikate präsentiert. Natürlich gestaltet und handgebunden von Herrn Klein - sein Vertrag wurde auf eigenen Wunsch nicht verlängert -. Der Einband bezog sich dabei immer auf den Inhalt des Buches, hier wurde z.B. ein Stadtplan verarbeitet.
2002
Man ließ die Sache aber wieder auslaufen, da keiner diese recht teuren Buchobjekte kaufen wollte.
2002
Man ließ die Sache aber wieder auslaufen, da keiner diese recht teuren Buchobjekte kaufen wollte.
Weiter: http://www.derwesten.de/staedte/gelsenk ... x922474696DerWesten am 01.07.2015 hat geschrieben:Urkunde
Alte Urkunde wieder entblättert
Gelsenkirchen. Buchbinder Dietmar Klein entfaltet das zusammengeklebte Pergament aus dem Jahre 1896.
Am Anfang war es nur ein kleines, zusammengepapptes Stück Papier, nicht mehr auseinander zu falten. Das einzige, was seine Besitzer von der St. Augustinus-Gemeinde über dieses Papier wussten, war: Es handelte sich bei dem winzigen Päckchen aus braunem Pergamentpapier um die historische Gründungsurkunde für den Erweiterungsbau des Marien-Hospitals in Ückendorf aus dem Jahre 1896.
"The Book of Air and Shadows"
Die Buchbinderei Klein hat nun auch internationalen Ruhm geerntet, sie wird in dem Buch "The Book of Air and Shadows" von Michael Gruber erwähnt:
(2007 erschienen bei William Morrow/Harper Collins Publishers, New York)
In der deutschen Ausgabe "Shakespeares Labyrinth" liest sich das dann so:
(2009 Aufbau Verlag Berlin)
Wie kommt eine Buchbinderei aus Gelsenkirchen in ein amerikanisches Buch? Ganz einfach, der Autor hat im weltweiten Netz gefischt.
Die Buchbindermeisterin Regina Klein wurde von einem Kunden auf das Buch aufmerksam gemacht, hat sich das Buch besorgt und sich hat sich mit per Mail mit dem Autor in Verbindung gesetzt. Michael Gruber (https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_G ... 8author%29) hat umgehend auf die Mail geantwortet: "I wanted my heroine to desire a place where she could learn fine bookbinding and somehow the name of your establishment appeared and I chose it. I saw your website then and thought it was just the sort of place where my fictitious girl could flourish."
Also er hat Tante Google befragt, um eine deutsche Buchbinderei zu finden, ist auf die Buchbinderei Klein gestoßen und war von dem, was er auf der Homepage gesehen hat, überzeugt, daß hier seine literatische Heldin gut zur Buchbinderin ausgebildet werden kann.
Der Begriff "Harvard der Buchbinderwelt" ist in der Antwort natürlich die reine Ironie - das Gegenüber der künftigen Buchbinderin hat keine Ahnung wovon sie spricht, will aber fachkundig antworten.
Aber wer die hier geleistete Arbeit kennt und schätzt kann diesen Ehrentitel voll unterschreiben.
http://www.buchbinderei-klein.de/
(2007 erschienen bei William Morrow/Harper Collins Publishers, New York)
In der deutschen Ausgabe "Shakespeares Labyrinth" liest sich das dann so:
(2009 Aufbau Verlag Berlin)
Wie kommt eine Buchbinderei aus Gelsenkirchen in ein amerikanisches Buch? Ganz einfach, der Autor hat im weltweiten Netz gefischt.
Die Buchbindermeisterin Regina Klein wurde von einem Kunden auf das Buch aufmerksam gemacht, hat sich das Buch besorgt und sich hat sich mit per Mail mit dem Autor in Verbindung gesetzt. Michael Gruber (https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_G ... 8author%29) hat umgehend auf die Mail geantwortet: "I wanted my heroine to desire a place where she could learn fine bookbinding and somehow the name of your establishment appeared and I chose it. I saw your website then and thought it was just the sort of place where my fictitious girl could flourish."
Also er hat Tante Google befragt, um eine deutsche Buchbinderei zu finden, ist auf die Buchbinderei Klein gestoßen und war von dem, was er auf der Homepage gesehen hat, überzeugt, daß hier seine literatische Heldin gut zur Buchbinderin ausgebildet werden kann.
Der Begriff "Harvard der Buchbinderwelt" ist in der Antwort natürlich die reine Ironie - das Gegenüber der künftigen Buchbinderin hat keine Ahnung wovon sie spricht, will aber fachkundig antworten.
Aber wer die hier geleistete Arbeit kennt und schätzt kann diesen Ehrentitel voll unterschreiben.
http://www.buchbinderei-klein.de/
Heute ist ein besonderer Tag: heute vor fünfzig Jahren hat der Buchbinder Dietmar Klein seine Meisterprüfung bestanden. Daher erhält er jetzt den goldenen Meisterbrief. Der ist natürlich nicht aus Gold sondern aus Papier, aber hoffentlich edel gestaltet.
Ich kenne die Buchbinderei seit fast dreißig Jahren und der Goldmeister und seine Frau, auch Sie hat den Meistertitel, haben mir und anderen Adepten das schöne Handwerk der Buchbinderei zur gegenseitigen Freude beigebracht.
Danke dafür!
Ich kenne die Buchbinderei seit fast dreißig Jahren und der Goldmeister und seine Frau, auch Sie hat den Meistertitel, haben mir und anderen Adepten das schöne Handwerk der Buchbinderei zur gegenseitigen Freude beigebracht.
Danke dafür!
Re: Buchbinderei Klein im Halfmannshof
Der Buchbinder Dietmar Klein ist gestern, 22.02.2024, im Alter von 80 Jahren verstorben.