Das Alter

Was heißt das eigentlich? Existenz. Was bedeutet das? ... Wer seid das ihr?

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pito
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Beitrag von pito »

HelmutW hat geschrieben:... Und sehr alt hat sie nicht gewirkt.....
Manchen ist's gegeben.

Edit: Ich kenne keine andere "Seniorin", die so jugendlich geblieben ist, wie ein bestimmtes Mitglied der GG-Verwaltung.

schneeflocke
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Beitrag von schneeflocke »

Für mich hat es sich gelohnt älter zu werden.

Kopfschüttelnd blicke ich auf meine "jungen Jahre" zurück. Du liebe Güte, was war mir da alles wichtig! Ich habe mich und das Haus mit Konsumgütern zugemüllt, ich versuchte mich als Pauschal Tourist im Urlaub zu erholen und wieder zuhause angekommen mußte ich zu guter letzt den ganzen gekauften Blödsinn auch noch pflegen und hegen. Abends wurde der Fernseher eingeschalltet und man ließ sich berieseln. Zwischendurch hab ich wie blöd gearbeitet, um all das finanzieren zu können.

Nachdem ich das "Vergnügen" hatte bedingt durch ein Rückenleiden erstmalig wie gelähmt im Bett zu liegen, nicht mehr laufen zu können, Hilfe bei allen Dingen des täglichen Lebens in ANspruch nehmen mußte, ich darüber hinaus auch Probleme mit dem Hören bekam wußte ich, was wirklich wichtig ist.

Nämlich Gesundheit, Familie und gute Freunde und möglichst wenig Ballast um sich herum.

Ich habe grade Urlaub. Ich sitze auf der überdachten Terasse und lese ein spannendes Buch, mein Mann kocht, Morgen wenn das Wetter besser ist, fahren wir Richtung Rhein, Schiffe gucken und spazieren gehen....... ich bin glücklich. Ich hetze nicht mehr und lasse mir von den Medien nicht mehr vordiktieren, was ich kaufen soll, wie ich mich erholen muss und wie ich auszusehen habe. Ich bin nämlich dann glücklich, wenn ich morgens allein ins Badezimmer komme. :wink:

Deshalb hat es sich für mich gelohnt so alt zu werden.

Ich stelle mir vor, ich hätte vor ein paar Jahren Sterben müssen mit dem unguten Gefühl im Bauch, dass ich noch nicht den neusten Flachbildschirm hab kaufen können und noch nie auf Ibizza in der In-Disco war und keinen teuren Kaffee-Automat hätte mein eigen nennen können.....Du liebe Güte, was wäre das für ein Leben und Abschied von dieser Welt geworden. Ich hätte über verpaßte Dinge getrauert, die nicht wirklich wichtig sind, die nur der Industrie wichtig sind und dem Konsum dienen, was aber nichts mit einem wirklich erfüllten Leben zu tun hat.

Heute reise ich gerne, aber nicht als Pauschaltourist. Ich bin nicht mehr wie Popcorn in der Popcorn Maschine und springe hin und her.....und ich freue mich darauf, was es noch Neues zu entdecken gilt, wenn ich noch älter werden darf.

LG
Schneeflocke

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lilalu
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Beitrag von lilalu »

DThamm hat geschrieben:pito
Da landen Menschen nach einem langen, erfahrungsreichen Leben plötzlich in einem Zweibettzimmer neben irgendjemandem und haben nur noch einen Stuhl, einen Tisch, einen Schrank und das wars.
Eine Mutter kann zehn Kinder erziehen und versorgen, aber 10 Kinder keine Mutter!
Wo sind die Kinder? Warum ist das so?
Das war mal anders! "Traurig aber war"
Wo sind die Kinder?Die Kinder müssen heute arbeiten,meistens Mann und Frau,sonst reicht das Geld nicht.Dann kommt noch dazu,daß oft der Platz in der Wohnung sehr beengt ist.Es ist oft kein böser Wille,sondern weil es einfach nicht geht.Du hast recht,traurig ist das allemal.
Wo ich später mal landen werde,darüber mache ich mir noch keine Gedanken.Ich weiß nur,daß ich meinen Kindern nie zumuten werde,mich zu pflegen,wenn es denn so sein sollte.In dem Moment wo sie mich pflegen müßten,wär doch ihr eigenes Leben erstmal vorbei.Kann das eine Mutter wollen? :roll:

DThamm
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Beitrag von DThamm »

lilalu
Wo ich später mal landen werde,darüber mache ich mir noch keine Gedanken.Ich weiß nur,daß ich meinen Kindern nie zumuten werde,mich zu pflegen,wenn es denn so sein sollte.
Was aber wenn du Pflege benötigst? Egal wer dir die Pflege gibt, es sind immer Kinder, nur machen die es für Geld. Ne lilalu, was vor 60 bis 70 Jahren noch ging, warum soll das heute nicht gehen. Leider sind viele Dinge des Konsum in den Vordergrund gerutscht, wie mein Haus, mein Boot, Karibikurlaub usw. Haben, haben und nochmal haben, es geht auch anders.

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hörmal
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Beitrag von hörmal »

Ich denke, es kommt immer auf die Situation an, in der man sich befindet. Es gibt Fälle, da ist es einfach für die Eltern oder Großeltern da zu sein, wnn man die Räumlichkeiten dafür hat, auch wenn man ein wenig zusammenrücken muss. Solange die Personen die man pflegt friedlich sind und man miteinander auskommt.
Es gibt aber auch Fälle, da werden die alten Leute dement und sind plötzlich garnicht mehr pflegeleicht. Sie erkennen die eigenen Kinder nicht mehr und sind den ganzen Tag ungehalte und laut. Sie können unsauber sein, inkontinent und immens pflegeaufwendig.
Wenn dann eine siebzigjährige Tochter eine neunzigjährige Mutter Tag und Nacht pflegt wird sie irgendwann mal zusammen brechen. Dann gibt es Fälle, da hassen die Kinder ihre Eltern weil sie es nicht mehr schaffen, sie zu pflegen und dann ist es ein Glück für die Eltern, wenn sie ins Heim kommen und alle ein wenig Abstand voneinander gewinnen.
Egal wie man alt wird, es ist wichtig, dass man in Würde alt wird und wenn wir das nicht selbst für unsere Vorfahren garantieren können, dann sollten wir aber dafür sorgen, dass ihnen diese Würde nirgendwo genommen wird.
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hörmal
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Beitrag von hörmal »

lilalu hat geschrieben:In dem Moment wo sie mich pflegen müßten,wär doch ihr eigenes Leben erstmal vorbei.Kann das eine Mutter wollen? :roll:
Sie kann und sie darf es wollen, schließlich hat eine gute Mutter ein Leben lang viel für ihre Kinder getan und auf viele Dinge verzichtet.
Ob die Kinder das letztendlich leisten können ist eine andere Sache aber erst einmal ist es ein Recht einer Mutter sich so etwas zu wünschen.
@lilalu: Wenn Du von vornherein darauf verzichtest, hast Du ein falsches Ideal von einer guten Mutter. Eine gute Mutter gibt es ihren Kindern weiter, dass man das Alter akzeptieren und den ältern Menschen zur Seite stehen soll. Das ist ein Generationenvertrag den wir unbedingt einhalten sollten denn sonst akzeptieren wir die fortschreitende Verrohung unserer Gesellschaft.
Wenn ich allerdings so schwierig bin, dass es für meine Kinder eine unzumutbare Belastung wird, dann gehöre ich in professionelle Hände.
Ich bremse auch für Obst!
Rauchen verkürzt ihre Zigarette!

Teekesselchen
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Beitrag von Teekesselchen »

lilalu hat geschrieben:
In dem Moment wo sie mich pflegen müßten,wär doch ihr eigenes Leben erstmal vorbei.Kann das eine Mutter wollen? :roll:
Ich stimm Lilalu zu. Eine Mutter kann das nicht wollen.
Weil die Kinder sich nicht ausgesucht haben, geboren worden zu sein.
Sie müssen nicht dafür dankbar sein, dass die Mutter zufällig ausgerechnet ihnen das Leben geschenkt hat.
Wenn wir Frauen uns für Kinder entscheiden, entscheiden wir uns auch dafür, den Großteil des Lebens für sie und uns um sie zu sorgen, was man automatisch macht, wenn man freiwillig und von Herzen Mutter geworden ist.

Dafür darf ich nicht einfordern, dass die Kinder später ihre eigene Zukunft nach mir ausrichten. Wenn es machbar ist, und es gerne und auch von Herzen getan wird, ist es sicher der Idealfall und wunderschön.

Aber diese harmonischen Idealfälle gibts sicherlich nicht zu oft.

Was mir hier auffällt, ist, dass zum großen Teil die Männer für die Rund-um-Pflege plädieren.
Vielleicht, weil sie sich den überwiegenden Teil ihres Lebens nicht nur um die Familie kümmern mussten oder sich aufteilen zwischen Beruf und Familie.

Das scheint mir ein Wolkenkuckucksheim zu sein, was da aufgebaut wird.

Es gibt so viele Familien, deren Kinder in Hamburg, München oder im Ausland leben.

Bitte macht denen, die ihr Leben nicht ganz auf den Kopf stellen können, nicht so ein schlechtes Gewissen.

Ich sage meiner Tochter ganz oft ausdrücklich, dass ich - jetzt noch hoffentlich lange bei klarem Verstand und kerngesund und noch nicht soooooooo ganz alt - es nicht erwarte und nicht möchte, dass sie eines Tages nur noch für ihre Eltern leben muss.

Und wenn diese dann nicht mehr leben, eventuell ihr eigenes Leben wieder neu finden und sortieren muss.

Was sie daraus macht, ich weiß es nicht.

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Fuchs
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Beitrag von Fuchs »

Also ich werde ständig älter.
Und das gerne.
Deshalb bleibt meine Haarfarbe auch so, wiese ist - ...äh, wird... :D
Interoperabel!

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Das Alter.


Er ist wohl eindeutig vom persönlichen Empfinden und Gesundheitszustand abhängig.
Ich mochte immer schon ältere Leute, wohl, weil ich einen besonders guten Draht zu meinen Großeltern hatte, die mich geliebt haben, wie ich war und auch sonst sehr lebensklug- und froh waren.

Meine beste Freundin starb 2006 im Alter von 84 Jahren. Ich habe sie immer gesiezt, aber wir hatten ein sehr warmherziges Verhältnis, wir haben uns über alles ausgetauscht, obwohl sie als einfache Russin mit einem ganz anderen Hintergrund groß wurde und auch in einem anderen Umfeld lebte. Aber sie war so offen und interessiert, dass ich ihr von allem berichten konnte, sie empfand vieles als Bereicherung und hatte immer etwas dazu zu sagen.

Meine Generation ist mir hier in Deutschland nie ans Herz gewachsen. Meine Bielefelder Klassenkameraden empfand ich immer als unerträglich spieß - bürgerlich, ich mochte nicht zu Guildo Horn singen und Videoabende mitmachen.

Im Grunde bin ich erst in Russland mit meiner Generation warm geworden.
Diese Generation befand sich in einer für sie ganz neuen Welt und sie sog sie auf, es waren Entdeckerzeiten, es wurden Lebensentwürfe geschaffen, die dann wieder verworfen wurden, dazu kam ein besseres Bildungsniveau der russischen Studenten, da musste nichts erklärt werden. Wir machten Kunst zusammen, Partys waren mitnichten nur Trinkgelage, es war viel Kommunikation.

Zurück in Deutschland kam ich aufgrund jahrelangen Zeitmangels als allein erziehende Mutter und Studentin mit Nebenjobs nie in den Genuss gemeinsamer Freizeitgestaltung.

Darüber wurde ich älter, ohne teilzuhaben.
Ich bin ganz anders, als viele in meinem Alter und es macht mir nichts aus, mit ihnen nichts gemeinsam zu haben. Ich empfinde mich als alt, weil ich schon lange für mich festgestellt habe, dass viele Dinge überflüssig sind, -
also als alt im Vergleich zu meiner Generation, die noch vielem hinterherjagt.

Als die Gesundheit aufgrund der jahrelangen Überbelastung nicht mehr mitspielte, begann ich mich auch körperlich alt zu fühlen. Ich reduzierte vieles zwangsweise, auch angenehmes, da es einfach nicht mehr ging.

Im Innern kam aber immer der Gedanke, dass ich noch etwas vorhabe und dass es schön wäre, wieder fit genug dafür zu sein. Also war es ein Altsein mit Wehmut.

Jetzt geht es mir besser und ich hoffe, es bleibt.

Jedenfalls fühle ich mich gut.

Alt werden in Gesundheit, das ist das, was erstrebenswert ist - in Zusammenhang mit einem Leben, das man lebt.


Jazzam.

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lilalu
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Beitrag von lilalu »

hörmal hat geschrieben:
lilalu hat geschrieben:In dem Moment wo sie mich pflegen müßten,wär doch ihr eigenes Leben erstmal vorbei.Kann das eine Mutter wollen? :roll:
Sie kann und sie darf es wollen, schließlich hat eine gute Mutter ein Leben lang viel für ihre Kinder getan und auf viele Dinge verzichtet.
Ob die Kinder das letztendlich leisten können ist eine andere Sache aber erst einmal ist es ein Recht einer Mutter sich so etwas zu wünschen.
@lilalu: Wenn Du von vornherein darauf verzichtest, hast Du ein falsches Ideal von einer guten Mutter. Eine gute Mutter gibt es ihren Kindern weiter, dass man das Alter akzeptieren und den ältern Menschen zur Seite stehen soll. Das ist ein Generationenvertrag den wir unbedingt einhalten sollten denn sonst akzeptieren wir die fortschreitende Verrohung unserer Gesellschaft.
Wenn ich allerdings so schwierig bin, dass es für meine Kinder eine unzumutbare Belastung wird, dann gehöre ich in professionelle Hände.
Nur weil ich meinen Kindern nicht zumuten möchte,mich im Alter zu pflegen,nimmst du dir heraus mir zu sagen,was eine gute Mutter ausmacht.Ich bin seit 37 Jahren Mutter und weiß,was ich meinen Kindern vermitteln mußte. :evil:
Zuletzt geändert von lilalu am 25.08.2009, 22:10, insgesamt 1-mal geändert.

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lilalu
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Beitrag von lilalu »

@ Teekesselchen

Danke Teekesselchen,perfekt! :winken:

HelmutW
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Beitrag von HelmutW »

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Hier sitzen 5 Schwestern + Nichte und Gemeindepfarrer, also über 500 Lebensjahre. 4 Schwestern leben allein und versorgen sich in Allem selbst. Wo die vielleicht letzten Jahre sie hinführen, das wüssen sie selbst nicht genau. Eine Schwester war nie verheiratet und hat also deshalb keine Familie, die sie pflegen könnte.
Meine Mutter, 90, wird vorraussichtlich von meiner Schwägerin mal gepflegt werden, wenn es denn so kommen sollte. Sie haben jetzt das Badezimmer neu gemacht, sodaß es altersgerecht ist. Ich muß dazu sagen, daß meiner Schwägerin selbst Krankenschwester war.....aber vielleicht wird meine Mutter auch nie größere Pflege bedürfen.....

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

der Vater meiner Tochter hat in Russland seine Großeltern 10 Jahre lang gepflegt. Von seinem 26. bis 36. Lebensjahr.

Jetzt lebt er am Rande und unter dem Existenzminimum.

Falsche Entscheidung?

Die russischen Altersheime waren nicht menschenwürdig, ähnlich wie Altenheime in Astrid Lindgrens Schilderungen aus dem Beginn des 20. Jhds.

Seine Eltern waren schon tot, Geschwister hat er keine und hatte zu Beginn der Pflegezeit auch keine Kontakte mehr in seiner Heimatstadt, da er diese mit 17 Jahren zu Studienbeginn (die Russen machen nach 11 Jahren Abitur), verlassen hatte.

Es gab auch noch andere Gründe, aber ich habe dieser Belastung nach einem Jahr schon nicht mehr standgehalten und bin mit meiner damals zweijährigen Tochter nach Deutschland zurück gegangen.

DThamm
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Beitrag von DThamm »

Zum Nachdenken
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Gute Nacht.

Jazzam
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Beitrag von Jazzam »

Vielleicht ist die Menschheit - evolutionär gesehen - nicht auf diese Größenordnung vorbereitet.

Menschheitsgeschichtlich gesehen, mussten immer nur Kinder gepflegt werden, wie viele alte Leute gab es im Verhältnis dazu, die jahrelang gepflegt werden mussten?

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