WAZ hat geschrieben:27. Februar 1980
An diesem Tag fand die letzte relevante Parteineugründung in Gelsenkirchen statt: Die Grünen riefen ihren Kreisverband ins Leben. Ein Mann der ersten Stunde blickt zurück
„Das war ein bunt gemischter Haufen. Damals prallten Welten aufeinander." So blickt Jürgen Pastowski auf die Gründung des Gelsenkirche-ner Grünen-Kreisverbandes am 27. Februar 1980 zurück. Der 52-Jährige ist nicht „nur" ein Mann der ersten Stunde. Der heutige Geschäftsführer der Grünen-Ratsfraktion trat damals sogar bei der Wahl des Vorsitzenden an („als Kandidat der Linken"), zog jedoch gegen den 21-jährigen Metallarbeiter Andreas Volmar den Kürzeren. Dieser entstammte dem Umfeld des Kunstzirkels Freie Internationale Universität/ Fluxus-Zone West, den der Kunsterzieher Johannes Stütt-gen am Grillo-Gymnaisum leitete. Beuys-Schüler Stüttgen sei so damals etwas wie der Mentor der Grünen gewesen, sagt Pastowski.
46 Teilnehmer fanden sich bei der (offiziellen) Geburtsstunde der Grünen in der („schlecht beheizten") „Mantelfabrik" auf der Hagenstraße ein, dem Atelier des Künstlers Paul Sawitzki. „Eher chaotisch" sei es damals zugegangen, erinnert sich Pastowski.
Der Aktionsradius für den Vorstand sei begrenzt gewesen, schrieb die WAZ, „Die Dreierspitze soll sich nur auf gesetzlich notwendige Mindestaufgaben beschränken", hieß es im Bericht. Und: „Alle Parteigremien sollen paritätisch mit Männern und Frauen besetzt werden."
Der erste Eklat der jungen Partei ließ nicht lange auf sich warten: Noch in der Gründungsversammlung verließ Jürgen Stach (Grüne Aktion Zukunft - GAZ) unter Protest den Saal: „Mit so einer Satzung kann man nicht arbeiten", so sein Vorwurf, loc Siehe auch Fundstück
WAZ hat geschrieben:Fundstück„Einige Tipps für Versammlungen für ,Anfänger'" gaben die Grünen 1980 ihren Mitgliedern und Sympathisanten an die Hand. Empfehlungen, die 27 Jahre später sowohl für neue als auch für alte Parteien noch immer uneingeschränkt Gültigkeit besitzen. Einige Auszüge aus diesem Leitfaden:
- „Wenn vorne am Mikrofon welche stehen, die ihr Imponierwissen auspacken, laß dich nicht bluffen, frag ruhig mit einem Zwischenruf! Der Gebrauch von Fremdwörtern bedeutet noch lange nicht, daß dahinter mehr Wissen steckt..."
- „Immer daran denken: Eine kluge Frage stellen kann uns weiter bringen, als eingefahrene alte Überzeugungen."
- „Wir sollten niemanden auslachen, wenn er sich mal verspricht, oder jemanden herunterputzen, nur weil er den Faden verloren hat, oder einen Gedanken vertritt, dem Du nicht zustimmen kannst."
- „Wenn Du zum ersten Mal nach oben an das Mikrofon gehsst, überwinde Deine wackligen Knie."
- „Es wäre schlimm, wenn auch bei uns nur die Berufsredner das Sagen bekommen. Wenn Du Deine Vorstellungen nicht einbringst, darfst Du Dich nicht wundern, wenn aus dem schönen basisdemokratischen Modell nichts wird."