Stadtchronik 1960

Auszüge aus den von 1936 bis 1978 maschinenschriftlich geführten Chroniken der Stadt Gelsenkirchen

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heen
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Re: Stadtchronik 1960

Beitrag von heen »

Zu den Verlinkungen "Digitaler Lesesaal" siehe:
https://www.gelsenkirchener-geschichten ... 90#p522090

Stadtchronik 1960
https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1960.pdf
Signatur: Vwb 1-24-3
Titel: Stadtchronik 1960
https://digitaler-lesesaal-isg.gelsenki ... &ipos=8482

Protokolle Beigeordnetenkonferenz 1960
Signatur: Pr 590
Altsignatur: 0 / IV / 9A / 2
Titel: Protokolle Beigeordnetenkonferenz
https://digitaler-lesesaal-isg.gelsenki ... &ipos=8482


"Hilfe, Zigeuner in der Stadt!"
Fortsetzung von 1959 https://www.gelsenkirchener-geschichten ... 83#p523083
Beigeordnetenkonferenz vom 28. Januar 1960
(Niederschrift vom 8. Februar 1960)
14. Zigeunerlager
Die in der BK vom 3.12.1959 (Ziff. 20 der Niederschrift) erörterte Verlegung des Zigeunerlagers läßt sich leider nicht durchführen, da die vorgesehene Stelle inzwischen dicht besiedelt wurde. Ein weiteres, besser geeignetes Gelände ist bisher nicht ermittelt worden. Gleichwohl muß das Zigeunerlager bis zu Beginn der Badesaison vom Freibad Grimberg verlegt werden. Die Dez. III und VI sollen hierbei überlegen, ob das Gelände in die Grünanlagen des Freibades mit einbezogen werden kann, damit eine Rechtsgrundlage für eine Räumung des Platzes geschaffen wird. Dez. III soll ferner das gesamte Problem der Seßhaftmachung der Zigeuner, ferner auch der Anlage von Zigeunerlägern außerhalb der Ruhrgebietsgroßstädte mit dem Städtetag und anschließend mit dem zuständigen Dezernenten des Innenministeriums erörtern. Das Innenministerium muß davon überzeugt werden, daß die Gemeinden hierbei der Mithilfe des Staates nicht entbehren können, da sie die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit nicht verletzen dürfen, das Land andererseits aber verpflichtet ist, den Gemeinden die Einhaltung dieser Grundsätze durch entsprechende Lenkungsmaßnahmen zu ermöglichen.

Stadtchronik 1960, Dienstag, 16. Februar
Das Ordnungsamt der Stadtverwaltung setzte den noch immer in der Nähe des Freibades Grimberg lagernden Zigeunern eine Frist bis zum 24. Februar. Bis dahin sollten sie den Platz verlassen haben, der wegen der Nähe des Freibades kein geeigneter Lagerplatz für sie war.

Stadtchronik 1960, Freitag, 26. Februar
Bis auf eine Familie räumten die Zigeuner den Parkplatz am Freibad Grimberg zu dem ihnen von der Stadtverwaltung gesetzten Termin. Sie suchten im nahe gelegenen Wäldchen ein neues Quartier. Auch die eine Familie wollte in einigen Tagen einen anderen Standort für ihren Wagen suchen.

Beigeordnetenkonferenz vom 30. März 1960
(Niederschrift vom 6.4.1960)
14. Verlegung des Zigeunerlagerplatzes.
Der neu ausgesuchte Platz an der Tiefbachstraße muß unverzüglich als Zigeunerlagerplatz ausgewiesen werden, damit eine Handhabe besteht, die wilde Niederlassung neben dem Freibad Grimberg mit Ordnungsmaßnahmen aufzuheben. Die Maßnahmen sind mit größter Beschleunigung durchzuführen, da vor Beginn der Badesaison die Umgebung des Freibades Grimberg frei sein muß. (Anlagen an Dez. III).

Stadtchronik 1960, Mittwoch, 6. Juli
Lastwagen des Städt. Fuhrparks beförderten die Wohnwagen der beim Freibad Grimberg noch lagernden Zigeuner quer durch die Stadt zu einem Komplex von Steinbaracken in der Tiefbachstraße in Heßler. Hier sollten sie erst einmal wohnen bleiben.

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heen
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Re: Stadtchronik 1960

Beitrag von heen »

Quelle:
Stadtchronik 1960
https://www.gelsenkirchen.de/de/bildung ... k_1960.pdf

Sonstige Nachrichten (der Rest aus diesem Jahrgang):
Stadtchronik 1960 hat geschrieben: Dienstag, 5. Januar 1960
In eine Zimmerwand aus Schwemmsteinen in einem Wohnhausneubau in Rotthausen wurde aus weißen Ziegelsteinen ein Hakenkreuz eingemauert. Als Täter wurde ein 23 Jahre alter Maurer aus Rotthausen ermittelt und dem Haftrichter vorgeführt.
* * *
Stadtchronik 1960 hat geschrieben: Dienstag, 22. März
Glück im Unglück hatten Mitglieder des Gelsenkirchener Opern-Ensembles auf einer Fahrt zu einem Gastspiel in Remscheid. Auf einer Anhöhe 200 m hinter Sprockhövel blieb der Autobus stecken. Beim Zurücksetzen versagten die Bremsen, so daß der Bus bald mit 80 km Geschwindigkeit die abfallende Straße hinunterrollte, vor eine Hauswand prallte und in Brand geriet. Ein vorüberkommender schwerer Personenwagen zog ihn von der Hauswand weg, um ein übergreifen der Flammen auf das Haus zu verhindern. Kaum stand der Wagen auf freiem Gelände, als der Öltank explodierte. Dank der Umsicht des Busfahrers konnten sich alle Insassen aus dem brennenden Wagen retten; nur eine Sängerin erlitt leichte Verletzungen. Da das sofort in Gelsenkirchen angeforderte Ersatzfahrzeug bald zur Stelle war, brauchte die Aufführung in Remscheid ("Albert Herring") nur um eine halbe Stunde verschoben zu werden. Die Remscheider feierten das Ensemble mit Sonderbeifall.
* * *
Stadtchronik 1960 hat geschrieben: Sonntag, 4. Dezember 1960
Ein orkanartiger Sturm erreichte über Gelsenkirchen stellenweise Geschwindigkeiten von über 100 km in der Stunde. Die herunterkommenen Regenmassen konnten an vielen Stellen von der Kanalisation nicht aufgenommen werden. Wegen eines befürchteten Bruchs des Emscherdammes in Höhe der Stadtgrenze nach Wanne-Eickel wurde Großalarm gegeben. Zwei Bauernhäuser, zwei Wohnhäuser an der Berger Allee sowie einige Gartenhäuser im Süden der Stadt mußten unter Einsatz von Schlauchbooten durch Feuerwehrleute und Nothelfer evakuiert werden. Die Kanalisationsabflüsse in der Emscher-Niederung sprudelten wie Fontänen, weil die Emscher kein Wasser mehr aufnehmen konnte. Auf der Halde der Zeche Scholven flutete aus dem Staubecken Wasser über und riß gewaltige Mengen Schlamm und Geröll mit hinunter. In einigen Häueern in der Emscher-Niedeung standen Parterrewohnungen bis zu 50 cm hoch unter Wasser. Der Sturm zerfetzte an manchen Geschäftshäusern die Weihnachtsdekorationen. Die Feuerwehr stand in ununterbrochenem Einsatz; viele Keller mußten leergepumpt werden. Über 50 Telefonanschlüsse wurden gestört. Der Leiter des Katastrophenschutzes, Stadtrat Bill, hatte unruhige Stunden. Der durch den Regen bedingte Ausfall der Punktespiele brachte die Fußballvereine in Terminnot.

Montag, 5. Dezember 1960
(Haupt- und Finanzausschuß)
Stadtdirektor Bill gab als Leiter des Katastrophenschutzes einen Bericht über die Auswirkungen des Unwetters am 4. Dezember. Die Stadt sei noch verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Hätte der Regen noch länger angedauert, so wäre die Emscher in Horst über die Ufer getreten. Der bereits erwogene Katastrophenalarm hätte dann aber wegen es Aufhörens des Regens nicht gegeben zu werden brauchen.

Montag, 5. Dezember 1960
Eine erste Bilanz über die Sturm- und Wasserschäden des Unwetters am Sonntag ergab, daß in Buer etwa 40 bis 50 Prozent aller gegen Sturmschäden versicherten mit Schadensmeldungen bei ihren Versicherungen vorstellig geworden waren. In Alt-Gelsenkirchen wurden etwa 30 bis 40 Prozent aller ziegelgedeckten Häuser sturmgeschädigt. Die durch das Wasser aufgetretenen Folgeschäden waren nicht übersehbar. Einige Bewohner der beiden evakuierten Häuser an der Ecke Berger Allee/Weststraße in Erle holten mit Unterstützung eines hilfsbereiten Lastkraftwagenfahrers Kleidung und Lebensmittel aus ihren Wohnungen.
Bilder dazu:
https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 88#p293688
https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 01#p293401
https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 28#p176328
https://gelsenkirchener-geschichten.de/ ... 98#p293398

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