Zeche Westerholt

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Zeche Westerholt
Zeche Westerholt 2016 (1).JPG
Art des Denkmals: Baudenkmal
Standort: Egonstraße 4
Stadtteil: Hassel
Baujahr: ab 1909
Seit wann in Denkmalliste: 2016
Bemerkung: Ursprungsbebauung nach Plänen des Regierungsbaurats van de Sand
Dokument der Denkmalbehörde: baeuden/
Lagekarte
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Zeche Westerholt, Torbereich

Die Zeche Westerholt war das letzte fördernde Steinkohlenbergwerk Gelsenkirchens in Hassel, Egonstraße, an der Stadtgrenze zu Westerholt.

Geschichte

1902 - 1950

Der preußische Staat erwarb zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere große Grubenfeldbesitze im Bereich des nördlichen Ruhrgebietes und südlichen Münsterlandes. Es wurde die Bergwerks-AG Recklinghausen gegründet, deren Aktienmehrheit in Staatsbesitz war. Diese wurde ab 1905 in Personalunion von der Hibernia AG geleitet.

Im Jahre 1902 wurden Grubenfeldbesitze unter Buer und Bertlich zum Steinkohlenbergwerk Buer konsolidiert. 1903 wurde nördlich von Buer mit dem Abteufen der Doppelschachtanlage Bergmannsglück 1/2 begonnen.

1905 wurden die fiskalischen Grubenfeldbesitze in Berginspektionen aufgeteilt. Dem Steinkohlenbergwerk Buer wurde der Name Berginspektion 3 zugewiesen. 1907 wurde an der Grenze von Buer nach Westerholt mit dem Abteufen der eigenständigen Förderschachtanlage Westerholt 1/2 begonnen, da der preußische Staat grundsätzlich jede fiskalische Berginspektion mit zwei Förderanlagen ausstatten wollte.

1910 ging die Zeche in Betrieb, und wurde mit zwei deutschen Strebengerüsten ausgestattet. 1912 wurde eine Kokerei in Betrieb genommen.

Die Schachtanlage entwickelte sich wirtschaftlich sehr vielversprechend. Bereits 1920 wurde die Grenze von 1 Mio t jährlicher Förderung überschritten.

1925 erfolgte die Auflösung der Berginspektion 3 und die Weiterführung als eigenständige Zeche Westerholt. 1927 ging die Zeche mit dem gesamten Besitz der Bergwerks-AG Recklinghausen in den Besitz der Hibernia AG über.

1929 wurde die Kokerei erweitert, da sie für die Verkokung der Förderkohlen von Westerholt und Bergmannsglück herangezogen werden sollte. Schacht 1 wurde mit einem neuen vollwandigen Fördergerüst mit Doppelförderung versehen.

Schacht Polsum 1

Gegen Ende der 1930er Jahre wurde durch die Hibernia AG der Bau einer eigenständigen Förderanlage im nördlich an Westerholt anschließenden Feld Polsum in Angriff genommen. 1941 wurde in der Polsumer Mark mit dem Abteufen des Schachtes Polsum 1 begonnen, welcher als erster Förderschacht einer entstehenden Doppelschachtanlage vorgesehen war.

Die fortlaufenden Kriegsgeschehnisse ließen die Arbeiten 1943 zum Erliegen kommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Feld Polsum an die Zeche Westerholt angeschlossen. Der Schacht Polsum 1 wurde weitergeteuft, allerdings nicht als eigene Förderanlage, sondern als Außenschacht für Westerholt. 1949 ging dieser Schacht in Betrieb.

1950 - 1998

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Hibernia AG mit einem umfassenden Zusammenfassungs- und Modernisierungsprogramm für die ehemaligen fiskalischen Zechen. 1952 wurde westlich der Schachtanlage Westerholt 1/2 die neue Zentralkokerei Hassel mit 160 Öfen errichtet. Nach deren Inbetriebnahme 1953 wurde die alte Kokerei Westerholt außer Betrieb genommen und abgebrochen. 1956 wurde auf dem alten Kokereigelände mit dem Bau des neuen Zentralförderschachtes Westerholt 3 begonnen. Dieser wurde mit 2 vollautomatischen Gestellförderungen ausgestattet. Der 1960 errichtete Betonförderturm war ein baugleiches Schwestermodell des Schachtes Shamrock 11.

Nach dessen Inbetriebnahme wurde 1961 die Förderanlage Bergmannsglück 1/2 außer Betrieb genommen, und an die Grubenbaue Westerholt/Polsum angeschlossen. Umfassende Rationalisierungsmaßnahmen führten zeitweise zu einer Jahresförderung von 3,05 Mio Tonnen. 1968 wurde die Zeche Westerholt als Bergwerk Westerholt in die Ruhrkohle AG übernommen. Von 1968 bis 1970 wurde im Polsumfeld der Wetterschacht Altendorf abgeteuft. Aufgrund von Anpassungsmaßnahmen wurde zwischen 1975 und 1980 das westliche Baufeld mit den Bergmannsglückschächten nach und nach aufgegeben. 1982 wurden die Schächte Bergmannsglück 1 und 2 verfüllt. Ferner wurde das Polsum-Feld durch den 1980 bis 1981 niedergebrachten Wetterschacht Polsum 2 weiter aufgeschlossen.

Die Förderung erfolgte ausschließlich über vollmechanisierte Betriebe und lag bei einem Wert um die 2,5 Mio Tonnen Fett- und Gaskohle pro Jahr. Die Kokerei Hassel erzeugte jährlich 600 000 Tonnen Koks. In den Jahren 1987 bis 1991 erfolgte das Tieferteufen des Schachtes Westerholt 1 zum zentralen Seilfahrt- und Materialschacht. 1989 wurde er dafür mit einem neuen Förderturm überbaut.

Im Jahre 1998 wurde das Bergwerk Westerholt in die Deutsche Steinkohle AG (DSK) übernommen. Diese schloss das Bergwerk Westerholt mit dem Bergwerk Fürst Leopold/Wulfen zum Bergwerk Lippe zusammen. Im Bergwerk Lippe waren damit die Schächte Westerholt 1/3, Polsum 1, Polsum 2, Altendorf und Fürst Leopold 1 und 2 in Betrieb. Schacht Westerholt 2 wurde 1999 aufgegeben und verfüllt, das Fördergerüst ist nicht mehr vorhanden. Am 19. Dezember 2008 wurde die Zeche Westerholt mit der Zutagebringung des letzten Wagens Kohle stillgelegt.

Heutiger Zustand

Die Schachtanlage Westerholt 1/2/3 ist bis heute noch komplett erhalten geblieben, sie wurde vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Denkmal des Monats Juni 2010 ernannt. Mit einer Konzepterstellung für die zukünftige Nutzung der Anlage wurde im September 2008 ein Planungsbüro beauftragt. Ebenfalls vorhanden ist die Schachtanlage Polsum 1 sowie die Wetterschächte Polsum 2 und Altendorf.

Das Fördergerüst des Schachtes Polsum 1 wurde 2010 von einer Firma erworben, welche Schachtsteuerungen und Schachtsignalanlagen herstellt. Die schwere Stahlkonstruktion wurde demontiert und in Haiger auf der Kalteiche in unmittelbarer Nähe der Bundesautobahn 45 wieder aufgebaut. Das Schachtgerüst dient jetzt als Schulungszentrum und ist als Wahrzeichen weithin sichtbar.

Lage der Schachtanlagen

  • Schacht 1: (Lage nördlich vom Bahnhof Westerholt, Egonstraße) 1907 Teufbeginn, 2008 stillgelegt, 2009 verfüllt
  • Schacht 2: (neben Schacht 1) 1908 Teufbeginn, 1999 verfüllt
  • Schacht 3: (neben der Schachtanlage 1/2) 1956 Teufbeginn, 2008 stillgelegt, 2009 verfüllt
  • "Polsum 1": (Lage in Marl-Polsum) 1943 Teufbeginn, 2008 stillgelegt, 2009 verfüllt
  • "Polsum 2": (Lage 280m südlich von "Polsum 1") 1979 Teufbeginn, 2008 stillgelegt, 2009 verfüllt
  • "Altendorf": (Lage in Dorsten-Altendorf, 250m östlich der Kreuzung Altendorfer Straße/Polsumer Weg) 1967 Teufbeginn, 2008 stillgelegt, 2009 verfüllt

Gallerie

Denkmalschutz

Die Zeche Westerholt ist bedeutend für die Geschichte im Ruhrgebiet und zwar insbesondere in Gelsenkirchen und Herten, weil sie sehr anschaulich die Entwicklung des Bergbaus im nördlichen Ruhrgebiet einhergehend mit der Entwicklung der Wirtschafts, Sozial und Stadtentwicklungsgeschichte dieser beiden Städte dokumentiert. Das Baudenkmal besteht aus folgenden Bestandteilen:[1]

  • Westliches Torhaus, ehemals Pförtnerhaus mit Markenkontrolle, später Lohnbüro und Gesundheitshaus,
  • östliches Torhaus, ehemals Feuerwache mit anschließendem Auto-und Wagenschuppen,
  • Verwaltung mit Lohnhalle und Waschkaue,
  • ehemalige Werkstätten, später Waschkaue und Elektrogrubenlager sowie Hochregallager einschließlich Verbindungsbrücke zum Verwaltungs-und Kauengebäude,
  • ehemalige Zentralmaschinenhalle, später Lehrwerkstätten mit den seitlich angebauten Fördermaschinenhäusern der Schächte 1 und 2 sowie der westlichen Fördermaschine zu Schacht 2,
  • ehemaliges Kesselhaus 1, später Schlosserei und Wagenschmiede,
  • ehemaliges Kesselhaus 2, später Fahrradhalle und Schreinerei,
  • ehemaliges Kesselhaus 3, später Kranwerkstatt, einschließlich Bunkeranlage zwischen den Kesselhäusern 2 und 3

Die Schachtanlage steht seit 2016 auf den Denkmallisten der Städte Gelsenkirchen und Herten.

Literatur

  • Helmut Madynski: Bergwerk Westerholt. Bode Verlag, 1994

Weblinks

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Einzelnachweise